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Beitrag vom 28.09.2014
Wanjiku wa Ngugi - Die Scheinheiligen
Laura Fricke
Endlich ein Kind! Mit der Adoption des kleinen Kobi fühlt sich das kinderlose Ehepaar Mugure und Zack Sivonen endlich als richtige Familie. Nur durch einen Zufall entdeckt die aus Kenia stammende...
... Hausfrau Unstimmigkeiten bei der Geburtsurkunde ihres Sohnes. Mit Überraschung stellt sie außerdem fest, dass aus der Adoptionsagentur auf einmal ein Andenkenladen geworden ist. Als sie schließlich sogar Drohungen erhält, kommen ihr Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Vermittlung Kobis´.
Im Laufe des Romans findet die junge Kenianerin heraus, dass viele ihr nahe stehende Menschen in einen Adoptionsbetrug im großen Stil verwickelt sind.
Wanjiku wa Ngugi hat mit "Die Scheinheiligen" eine spannende Handlung für ihren Roman konstruiert. In Rückblicken erzählt Mugure, wie sie ihren späteren Ehemann Zack kennen lernte und wie sie später zur Aufklärung des Rätsels um Kobis Herkunft durch die USA und Kenia reiste.
Sprachlich klingen die Beschreibungen an vielen Stellen leider holprig und abgehackt. Zuweilen ist die Handlung eher undurchsichtig, an anderen Stellen dagegen fügt sich jedes zuvor in der Geschichte aufgeworfene Detail und jede darin beiläufig eingeführte Person beinahe zu selbstverständlich in das Konzept des Romans ein. So wird am Anfang des Romans der Fall der Juristin und Freundin Mugures erwähnt, Jane, die die Arbeit von sogenannten "Alternativen Kliniken" vertritt. Im Laufe der Erzählung wird dieses Thema wieder aufgegriffen und in Zusammenhang mit der Aufdeckung der Kriminalität um Leihmutterschaft und Kindsvermittlung gestellt.
Unglaubwürdig erscheint leider auch, dass es Verbindungen zwischen allen Freunden des Ehepaars zu den Machenschaften der Adoptionsmafia gibt. Damit verliert der Roman etwas an Spannung und wird mitunter vorhersehbar.
Auf der anderen Seite hat die Autorin mit dem Themen Leihmutterschaft als Form des Missbrauchs von Frauen und Kinderhandel ein aktuelles Problem aufgegriffen und es zur Grundlage ihres krimiartigen Romans gemacht. Obwohl Wanjiku wa Ngugis "Die Scheinheiligen" fiktiv ist, wird deutlich, wie sich diese neue Art der Ausbeutung von Menschen zutragen und inwieweit scheinbar integre Persönlichkeiten darin involviert sein könnten.
AVIVA-Tipp: Mit der Vermischung verschiedener Genres wie Thriller sowie einem gut durchdachten Romanplot gelingt es der Autorin, Spannung und Unterhaltung zu erzeugen. Mit dem Hintergrund des Missbrauchs von Frauen durch Leihmutterschaft und Kinderhandel thematisiert sie gleichzeitig aktuelle Probleme und Formen von Kriminalität.
Zur Autorin: Wanjiku wa Ngugi wurde in Kiambu im Norden von Nairobi in Kenia geboren. Sie lebt mit ihrer Familie in Finnland, wo sie als Direktorin des "Helsinki African Film Festivals" sowie als Journalistin und Kolumnistin für verschiedene finnische und afrikanische Zeitungen und Zeitschriften arbeitet. (Verlagsinformationen)
Mehr Informationen unter: www.wanjikuwangugi.com
Zur Übersetzerin: Wanda Jakob, geboren 1976, studierte Amerikanische, Portugiesische und Deutsche Literatur und arbeitet als literarische Übersetzerin, freie Lektorin und Moderatorin. Zuletzt übersetzte sie "Krieg der Bastarde" von Ana Paula Maia aus dem brasilianischen Portugiesisch. Wanda Jakob lebt in München. (Verlagsinformation)
Wanjiku wa Ngugi
Die Scheinheiligen
Aus dem Englischen von Wanda Jakob
Originaltitel: The Fall of Saints
A1 Verlag, erschienen im August 2014
Hardcover mit Schutzumschlag, 272 Seiten
ISBN: 978-3940666529
19,80 Euro
Mehr Informationen unter:
www.a1-verlag.de
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