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Beitrag vom 04.09.2014
Sabrina Janesch - Tango für einen Hund
Laura Fricke
Die Liebe zu seiner Klassenkameradin Frida hat Ernesto zwei seiner Schneidezähne beraubt und ihm 200 Sozialstunden aufgehalst. Und das trotz fehlender Schuld an dem Brand der Semmenbütteler Mühle.
Statt wie geplant nach Argentinien zu fahren, um die Doku für seine Bewerbung an der Filmhochschule zu drehen, darf der 17-jährige Ernesto, benannt nach dem Vorbild seiner Eltern Che Guevara, nun im Altersheim Hecken schneiden und Garten harken – bis eines nachmittags Onkel Alfonso vor der Tür steht. Im Schlepptau hat der alternde Argentinier Astor Garcilaso de la Luzu y Parra, einen uruguayischen Hirtenhund und Riesenköter, der in drei Tagen auf einer Hundeschau in Bad Diepenhövel auftreten soll. Und ehe sich Ernesto versieht, ist er samt seinem Totem "Baby", einem ausgestopften halben Babykrokodil, Onkel und Hund unterwegs durch die Lüneburger Heide, denn "die große, weite Welt ist hier oder nirgends." Immer an ihre Fersen geheftet sind bei ihrem Ausflug Herr Kremer vom Jugendgericht und die Polizei.
"Tango für einen Hund" ist eine Mischung aus Road-Trip, Coming-of-Age-Roman und nimmt sich dennoch selbst nicht so ernst, dass eine abschließende Kategorisierung notwendig erscheint. Ein paar Längen des Romans während des Roadtrips sind schnell durch die sehr humorvollen Charaktere vergessen, wie dem des Aussteigers Kalle, von dem die Abenteurer ein Auto bekommen. Aber auch Onkel Alfonso, in dessen Vorstellung die Lüneburger Heide zur deutschen "Pampa" wird, Ernesto mit seinen kreativen Ansichten und Beschreibungen und die plattdeutsche Mundart laden die Leserin zum Lachen ein.
"Mit dem Aas na Diepenhövel?", schreit Kalle. "Lieck mi an´n Mors – da lov ick mi doch de Schietkeerls! Nimm mientwegen de Wagens und allens wat du brukst, aver lat mi bloots in Roh!"
Ernste Passagen wiederum, die in dem Roman auch vorkommen, wurden im richtigen Maße und an den richtigen Stellen eingestreut:
"Joven, je tragischer die Melodie beim Tango, desto besser."
"Was denn bitte schön für ein Tango? Das ist `ne verdammte Hundeausstellung."
"Das ganze Leben ist ein Tango. Und dieses Stück hier wird gerade für Astor gespielt, claro?"
AVIVA-Tipp: Mit witzigen Sprüchen, skurrilen Begegnungen, schnoddrig-plattdeutschem Mundwerk und einer gut abgewogenen Dosis Lebensphilosophie hat die Autorin Janesch einen leichten Sommerroman verfasst.
Zur Autorin: Sabrina Janesch, studierte Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim sowie Polonistik in Krakau. Seit ihrem Diplom im Sommer 2009 arbeitet sie als Schriftstellerin und Publizistin. Sie ist unter anderem Gewinnerin des O-Ton-Literaturwettbewerbes des NDR, Stipendiatin des SchriftstellerInnenhauses Stuttgart und des LCB. Als erste Stadtschreiberin von Danzig erntete sie viel Medienaufmerksamkeit. Für "Katzenberge" wurde sie mit dem Mara-Cassens-Preis für das beste Romandebüt des Jahres, dem Nicolas-Born-Förderpreis und dem Anna-Seghers-Preis ausgezeichnet. 2011 war sie Stipendiatin im Ledig House/New York. 2012 erschien im Aufbau Verlag ihr Roman "Ambra", im Sommer 2014 erschien "Tango für einen Hund".
(Verlagsinformationen, Sabrina Janeschs Website)
Mehr Info zur Autorin unter: www.sabrinajanesch.de und beim Aufbau-Verlag
Sabrina Janesch
Tango für einen Hund
Aufbau Verlag, erschienen im August 2014
Gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 303 Seiten
ISBN: 978-3-351-03308-8
19,95 Euro
www.aufbau-verlag.de
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