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AVIVA-BERLIN.de im Dezember 2024 - Beitrag vom 28.04.2008


Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg
Britta Leudolph

Konstanze von Schulthess beschreibt bildhaft und liebevoll ein Portrait ihrer Mutter, die nach dem Tode ihres Mannes auf sich allein gestellt schwere Schicksalsschläge verkraften muss und doch...




...nie den Mut verliert.

20. Juli 1944: Der deutsche Offizier Claus Schenk Graf von Stauffenberg führt persönlich ein Attentat auf Adolf Hitler aus und ist entscheidend an der anschließenden "Operation Walküre" beteiligt, ein Staatsstreichversuch, der noch am selben Tag scheitert. Von Stauffenberg wird am darauf folgenden Tag erschossen. Dieser Attentatsversuch ist als eines der wenigen Beispiele für den Widerstand deutscher Wehrmachtsangehöriger gegen das Nazi-Regime bekannt geworden.

Über Claus Schenk Graf von Stauffenberg ist viel geschrieben, sein Schicksal mehrfach verfilmt worden. Seine Tochter Konstanze, erst nach seinem Tod geboren, hat nun ein Portrait seiner Frau, Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg, verfasst.

Nina ist Mutter vierer Kinder und erneut schwanger, als sie die Nachricht vom Tode ihres geliebten Mannes erfährt. Wie mit ihm besprochen, stellt sie sich naiv, gibt vor "[...] dumme kleine Hausfrau mit Kindern und Windeln und schmutziger Wäsche [...]" zu sein und ist in dieser ausweglosen Situation gezwungen, selbst ihren beiden älteren Kindern mitzuteilen: "Der Papi hat sich geirrt, deshalb hat man ihn erschossen." Zum Schutze ihrer Kinder prägt sie ihnen einen weiteren Satz ein: "Die Vorsehung schütze unseren geliebten Führer."
Diese überlebenswichtige Haltung bleibt im Nachhinein an ihr haften, obwohl sie mit der realen Person Nina nicht in Einklang zu bringen ist.

Konstanze von Schulthess beschreibt die dramatische Zeit, die nach dem Attentat für die junge Witwe anbricht. Die ganze Familie wird, getrennt voneinander, in Sippenhaft genommen. Lange weiß Nina nicht, was aus ihren Kindern geworden ist. Durchgehend wird sie in Isolationshaft gehalten und doch gelingt es ihr immer wieder, Informationen zu erhalten.

Die Autorin stützt sich in ihren Schilderungen auf Gespräche mit der Mutter, aber auch auf bis dato weitestgehend unbekannte Dokumente, Briefe und Quellen.

AVIVA-Tipp: Konstanze von Schulthess zeichnet ein warmes, liebevolles Portrait ihrer Mutter nach, bringt immer wieder Anekdoten aus ihrer reichen Familiegeschichte und -tradition ein. So entsteht das Bild einer Frau und einer Familie, die mit viel Mut, Haltung und Hingabe die schwersten Krisen übersteht. Die Autorin leistet mit dieser Veröffentlichung einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der Rolle jener Frauen, die hinter den Widerstandskämpfern des 20. Juli 1944 standen.

Zur Autorin: Konstanze von Schulthess ist die jüngste Tochter von Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg und Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Sie wurde 1945 in Gefangenschaft geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie im Kreis der Familie in Lautlingen und in Bamberg. Seit 1965 lebt sie in der Schweiz. Sie ist verheiratet und hat vier Kinder.

Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg - Ein Porträt
Konstanze von Schulthess
Pendo Verlag, erschienen April 2008
Gebunden, 240 Seiten, mit S/w- und Farbabbildungen
ISBN 978-3-85842-652-9
19,90 Euro


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Beitrag vom 28.04.2008

Britta Leudolph