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Beitrag vom 09.04.2008
testcard. Beiträge zur Popgeschichte. Nr.17 - Sex
Britta Leudolph
Der Ventil-Verlag bringt eine neue Ausgabe seiner Popgeschichte heraus, dieses Mal mit dem Fokus "Sex". In 38 Beiträgen wird der Frage nachgegangen, wie Sexualität jenseits des Patriarchats...
... und festgelegter Geschlechterrollen funktionieren kann.
Inhaltlich enthält "testcard Nr.17" ein weites Spektrum: von der Lustfeindlichkeit in älteren Bravo-Heften, über unterschiedliche Annäherungen an und Betrachtungen von Pornographie, abgerundet durch Gespräche mit einem Pornodarsteller oder zwei BDSMlerInnen, bis hin zu "im Bett mit Marcuse. Sexualitätsdiskurse in der radikalen Linken" oder "This is not a love song - Der ganz alltägliche Pop-Sexismus". Dieser Reader erhellt das Thema Sex jenseits des Mainstreams.
Es scheint ein Wandel von der Tabuisierung zur Offenheit stattgefunden zu haben, die Redaktion der "testcard Nr.17" meint gar einen "radikalen Paradigmenwechsel" seit Beginn des Jahres 2000 festzustellen, der insbesondere in linke Diskurse und Lebensbereiche eingekehrt sei: "[...] die Möglichkeit einer freien selbstbestimmten Sexualität kann in der Linken wieder gedacht und thematisiert werden."
Diese Wende zeige sich etwa in Form von Veranstaltungen wie dem Symposium "Post Porn Politics", das im Oktober 2007 in Berlin stattfand, oder der erstmalig im Rahmen des Wiener Ladyfestes 2007 organisierten Sexparty, "[...] mit der die Veranstalterinnen versuchten, nicht einfach nur über sexuelle Alternativen zu reden, sondern sie auch zu praktizieren."
AVIVA-Tipp: "Testcard Nr.17" enthält ein weit gefächertes Angebot rund um den inhaltlichen Schwerpunkt "Sex und Popgeschichte". Die AutorInnen setzen sich ernsthaft, intensiv und kritisch mit ihrer jeweiligen Themensetzung auseinander, was zu Mitdenken und Hinterfragen auffordert. An einigen Stellen wird es sehr theoretisch und dadurch mitunter anstrengend, doch zum Ausgleich sind jedoch durchaus komische Passagen enthalten.
Zum Magazin: "testcard" ist eine Anthologie zur Popgeschichte und -theorie in deutscher Sprache. Sie erscheint halbjährlich und enthält Artikel zu Musik, Filmkunst und zeitgenössischer Kunst, die in jeder Ausgabe um einen wechselnden Themenschwerpunkt kreisen, darüber hinaus versammelt "testcard" eine große Zahl an Buch-, Musik- und Filmrezensionen.
Zu den HerausgeberInnen:
Roger Behrens studierte Philosophie und Sozialwissenschaften in Hamburg, Berkeley und an der Jan van Eyck-Akademie in Maastricht, promovierte in Kassel. Er setzte sich in zahlreichen Artikeln, Buchveröffentlichungen und Vorträgen mit der Musiksoziologie des 19. und 20. Jahrhunderts auseinander.
Martin Büsser, geboren 1968, studierte Vergleichende Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft. In den 1980er und frühen 1990er Jahren war er für das "Zap"-Fanzine tätig. Seit Mitte der 1990er ist er als freier Journalist mit den Schwerpunkten Musik, Popkultur und bildender Kunst tätig. Neben den Veröffentlichungen für den Ventil Verlag sind von ihm die Bücher "Popmusik" (Rotbuch, 2000), "Pop Art" (Rotbuch, 2001) und "On the Wild Side. Die wahre Geschichte der Popmusik" (Europäische Verlagsanstalt, 2004) erschienen.
Jonas Engelmann ist Autor von "Welches Vergessen erinnere ich. Auschwitz im Werk von Paul Auster und Hubert Fichte".
Tine Plesch, eine deutsche Musikjournalistin und feministische Autorin, war bis zu ihrem Tod im Jahr 2004 Mitherausgeberin.
Johannes Ullmaier, geboren 1968 in Winterthur/Schweiz, ist Autor mehrerer Buchveröffentlichungen: "Pop Shoot Pop. Über Historisierung und Kanonisierung in der Popmusik"(Hofmann 1995), "Yvan Golls Gedicht `Paris brennt´" (Niemeyer 1995), "Kulturwissenschaft im Zeichen der Moderne" (Niemeyer 2001).
testcard Nr.17: Sex - Beiträge zur Popgeschichte
Roger Behrens / Martin Büsser / Jonas Engelmann / Johannes Ullmaier (Hg.)
Ventil Verlag, erschienen Februar 2008
Broschiert, 288 Seiten, mit s/w-Abbildungen
ISBN 978-3-931555-16-0
14,50 Euro