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AVIVA-BERLIN.de im Mai 2024 - Beitrag vom 11.04.2012


Virginie Despentes - Apokalypse Baby
Britta Meyer

Valentine ist weg. Niemanden wundert das ernsthaft, eigentlich hielten es alle nur für eine Frage der Zeit, bis sie von zu Hause abhaut. Gewalttätig, nervtötend und ständig betrunken randalierte...




... sie sich durch ihr Leben, wurde zum Opfer und zur Täterin und löste sich plötzlich mitten in der Pariser Metro in Luft auf.

Valentines Verschwinden ist Lucies Problem. Schließlich wurde die motivationsfreie Privatdetektivin von den mäßig besorgten Eltern damit beauftragt, den Problemteenager auf Schritt und Tritt zu beschatten, verlor sie aber peinlicherweise am hellichten Tag aus den Augen. Jetzt soll sie sie wiederfinden – ein Job, der ihre Kompetenzen so meilenweit übersteigt, dass es sie selbst zum Lachen bringt. Sie braucht dringend jemanden Fähiges, der sie mürrisch hinterher trotten kann. Jemanden wie "die Hyäne", dem berühmt-berüchtigten Star der französischen DetektivInnenszene. JedeR im Geschäft hat eine Story zu ihr auf Lager. Sie sei sadistisch, durchgeknallt, jenseits von Gut und Böse. Aber, da sind sich alle einig, sie sei auch fraglos die Beste auf ihrem Gebiet.

Die Hyäne ist physisch wie psychisch das komplette Gegenteil zu Lucie, sie platzt vor Energie, pfeift auf anderer Leute Erwartungen und nimmt sich der Welt gegenüber jedes erdenkliche Macho-Privileg heraus. Außerdem ist sie gerade gelangweilt und pleite, weshalb es Lucie mit mehr Glück als Verstand gelingt, sie zu einer Partnerinnenschaft zu überreden. Wenig später befindet sich das ungleiche Team auf Valentines Spur, Richtung Barcelona. Aber sie sind nicht die Einzigen, die ein plötzliches Interesse an dem Mädchen entwickelt haben...

Virginie Despentes hat nichts von ihrem rauen Biss verloren: Es wird geflucht, geprügelt, gevögelt und getötet, was die Seiten hergeben. Was im klassischen Roadmoviestil beginnt, spiralt sich schnell in eine unaufhaltsame Katastrophe hinein, der mensch zusieht, wie einem Autounfall – ebenso fasziniert, wie ohnmächtig.

Zur Autorin: Virginie Despentes, geboren 1969 in Nancy, arbeitete in Massagesalons und Peepshows, betrieb einen Plattenladen und trat als Rapsängerin auf, bevor sie zu schreiben begann. Ihr 1993 veröffentlichter Roman "Baise-Moi" machte sie auf Anhieb berühmt. "Apokalypse Baby" ist nach "Die Unberührte" (1999), "Pauline und Claudine" (2001), "Teen Spirit" (2003) "Bye bye Blondie" (2006) und "King Kong Theorie" (2007) ihr siebtes auf deutsch erschienenes Buch. (Quelle: Verlagsinfo)

AVIVA-Tipp: "Apokalypse Baby" ist das Porträt eines verletzten, klugen und verstörten Teenagers aus einer ganzen Reihe verschiedener Blickwinkel. Kapitelweise berichten Valentines Vater, ihre Stiefmutter, ihre Mutter, ihre FreundInnen, ihre Affären und irgendwann auch Lucie und die Hyäne von einem Mädchen, das sich jeder Definition durch die Welt entzieht, und statt dessen wild entschlossen ist, sie für immer zu verändern. Kollateralschäden inklusive.


Virginie Despentes
Apokalypse Baby

Originaltitel: Apocalypse Bébé
Aus dem Französischen von Barbara Heber-Schärer und Dorit Gesa Engelhardt
Berlin Verlag
Erschienen am 10. März 2012
384 Seiten, gebunden
ISBN-13: 9783827010216
19,90,- Euro
www.berlinverlag.de


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Britta Meyer