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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 14.03.2012


Tanja Dückers - Fundbüros und Verstecke
Anna Fleischer

Das Deutsche Historische Museum zählte sie 2006 zu den 100 kreativsten Köpfen Deutschlands. Im Februar 2012 erschien nun eine neue Sammlung extravaganter Gedichte der Berliner Schriftstellerin, ...




... voller kurioser Wortschöpfungen, vielseitig, chaotisch und fantasievoll. Tanja Dückers gibt "alles auf einmal / auf (kreuzen Sie an)".

Verslos glücklich: Ohne Reim und ohne konventioneller Gedichtform erschafft die 1968 in Berlin geborene Schreib- und Schriftkünstlerin eine Lyrik, die vor allem durch ihre Bildhaftigkeit und ihre unerwarteten Pointen besticht. Dückers schwingt sich durch die Welt der Worte, bedient sich ungewöhnlicher Metaphern und spielt gekonnt mit Syntax und Satzbau. Dabei sind ihre Gedichte mal sentimental und intim, mal pathetisch, manchmal befremdlich und immer auch etwas verrückt. Der zeitweilig absurde Humor macht das Lesen leicht und amüsant.

"Fundbüros und Verstecke" erzählt Geschichten vom Reisen auf hoher See, vom nahenden Tod der Großmutter, von der Sehnsucht, den Alltagstrott hinter sich zu lassen oder vom Verliebtsein im Schlaf. Das Buch endet mit den sieben Gedichten "Etwas gefunden" (I-VII) und schließt damit den Kreis zum Titel der Lyriksammlung. Das letzte Gedicht "Etwas gefunden (VII)" hinterlässt bei der Leserin eine Stimmung von nostalgischer Träumerei und Melancholie und einem Hauch Kritik am Geist der Zeit:

Warum finde ich nichts mehr
früher
war alles bedeutsam
heute
genügt nichts mehr

Früher
unterhielt ich mich mit leeren Joghurtbechern

dorthin möchte ich zurück.


Dass es der Schriftstellerin nicht an Einfallsreichtum mangelt, bewies sie schon, als sie 2006 als Kolumnistin für das Magazins BÜCHER die Rubrik "Schräge Wörter" ins Leben rief, in der sie merkwürdige Begriffsschöpfungen aus dem Alltag vorstellte. Um nicht beim Schreiben in der Berliner U-Bahn beobachtet zu werden, erfand sie außerdem die Geheimschrift "Autumnisch", die auch auf dem blauen Cover von "Fundbüros und Verstecke" zu sehen sind.

Zur Autorin: Tanja Drückers arbeitet neben dem Schreiben auch mit Bildenden KünstlerInnen, KomponistInnen und TheaterregisseurInnen zusammen an verschiedenen Projekten. In einem Interview mit dem Internet-Literaturmagazin "Berliner Zimmer" im Jahr 2002 beschreibt sie jedoch vor allem das Schreiben als ihren "Traumberuf" und als das, was sie schon immer tun wollte.
Noch im Verlauf ihres Studiums an der Freien Universität Berlin und der Universiteit van Amsterdam erschienen ihre ersten Gedichtbände "Fireman" und "Morsezeichen" (Bonsei typ Art Verlag, 1996). Ihr zuletzt veröffentlichter Roman "Hausers Zimmer" (2011) handelt vom Erwachsenwerden der 14 jährigen Julika im verblichenen Westberlin der 1980er Jahre. 2004 verfasste Dückers zusammen mit anderen SchriftstellerInnen die Begleittexte für das Fotoprojekt "Killing me softly todesarten" der Fotokünstlerin Claudia Reinhardt. Neben weiteren Gedichtbänden und Romanen veröffentlichte sie mehrere Essaysammlungen, Kinder- und Jugendbücher, ein Hörbuch und arbeitet als freie Journalistin, u.a. für Die Zeit, die Süddeutsche Zeitung, Die Welt, Jungle World und für die Frankfurter Rundschau.
Weitere Infos und Kontakt unter: www.tanjadueckers.de

AVIVA-Tipp: "Fundbüros und Verstecke" nimmt die Leserin mit auf die Reise in eine ungewöhnlich sensible Sprachwelt. "Irgendwo zwischen Stoppschild und Einfahrt" erfindet Dückers eine amüsante und facettenreiche Kunstwelt, in die es sich einzutauchen lohnt.


Tanja Dückers
Fundbüros und Verstecke

Verlag Schöffling & Co., erschienen am 15. Februar 2012
104 Seiten, gebunden, mit Lesebändchen
18,95 Euro
ISBN: 978-3-89561-011-0
www.schoeffling.de


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Beitrag vom 14.03.2012

AVIVA-Redaktion