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AVIVA-BERLIN.de im Dezember 2024 - Beitrag vom 13.03.2012


Renée Rauchalles - Mir träumte meine Mutter wieder. Das Bild der Mutter in Lyrik und Prosa einstiger und heutiger Dichterinnen und Dichter
Nana Nkrumah

Wie sich das Mutter-Kind-Verhältnis von 49 teils zeitgenössischen DichterInnen in ihrer Lyrik und Prosa widerspiegelt, präsentiert die Autorin in einem Sachbuch, erschienen im konkursbuch Verlag




"Kaum etwas ist so prägend für unser Leben wie die Beziehung zur Mutter", lautet Renée Rauchalles´ These. Das Sachbuch ist als Geschenkbuch auf Hochglanzpapier in violetter Schrift und mit vielen Bildern gestaltet. Der Autorin geht es nicht primär darum, das Bild der liebenden, aufopfernden Mutter zu zeichnen. Die biographischen Abrisse und Auszüge aus dem Werk der vorgestellten DichterInnen spiegeln ebenso negative und traumatische Erfahrungen wider, verursacht durch eine problematische Mutter-Kind-Beziehung oder den Verlust der Mutter.

Unter den 49 vorgestellten SchriftstellerInnen sind kanonische DichterInnen der vergangenen Jahrhunderte wie Else Lasker-Schüler, Johann Wolfgang von Goethe, Annette von Droste-Hülshoff und Rainer Maria Rilke. Dazu reihen sich AutorInnen der Gegenwart wie Amir Shaheen oder Annette Weisberg. Auch die Herausgeberin Renée Rauchalles hat sich hier selbst verewigt - mit einem Gedicht und einigen Malereien. Die Zusammenstellung wirkt willkürlich. Es ist kein roter Faden erkennbar, nach welchen Kriterien die DichterInnen ausgewählt wurden. Die AutorInnen der Kriegs- und Nachkriegsgeneration wurden zwar im Vorwort als Schwerpunkt benannt, doch im Sammelsurium aus DichterInnen ganz verschiedener Epochen gehen sie unter. Es wird nicht klar ersichtlich, was diese Generation und ihr spezifisches Mutterbild ausmacht. Dazu bleiben die Kurzbiographien und Erläuterungen der Autorin zu sehr an der Oberfläche.

Auch die Bildauswahl wirkt willkürlich – von "Dürers Mutter" (1514) und dem Bildnis der Mutter von Vincent van Gogh (1888) bis zu Brigitta Rambecks "Madonna 2000" (ca. 1980) findet man eine bunte Mischung von Kunstwerken verschiedener Jahrhunderte, die in irgendeiner Form Assoziationen zum Thema Mutterschaft zulassen.

Die Einleitung des Buches ist als Dialog mit den LeserInnen angelegt, ein zwangloser Plausch über die historischen und heutigen Mutterbilder. Renée Rauchalles legt dabei keinen Wert auf wissenschaftliche Genauigkeit, berücksichtigt auch die Ergebnisse aktueller Genderforschungen nicht. Sie spricht verallgemeinernd über ihre Erfahrungen aus der Alltagswelt, von der sie glaubt, dass sie die gleiche Welt wie die der LeserInnen sei. Da sie in ihren Ausführungen allerdings nur Klischee an Klischee reiht, ohne jemals in die Tiefe zu gehen, springt der Funke nicht über. Der Anspruch der Autorin die LeserInnen dort abzuholen, wo sie sind – nämlich in ihrer Alltagswelt – wird nicht eingelöst, da sich das Leben differenzierter gestaltet als das Klischee.

Ein Verdienst der Herausgeberin ist es, dass sie 16 Beiträge, die bisher noch nie veröffentlicht wurden, erstmals abgedruckt hat, so zum Beispiel das Gedicht "Aufbruch" von Amir Shaheen, das den Ablösungsprozess von der Mutter beschreibt.

AVIVA-Fazit: Obwohl das Sachbuch sehr viele lesenswerte Gedichte und Prosaauszüge von wichtigen AutorInnen enthält, stört der fehlende rote Faden bei der Zusammenstellung den Lesegenuss. Um die Bedeutung der Mutter für das Werk einzelner DichterInnen verstehen zu können, bräuchten die LeserInnen an vielen Stellen zusätzliche Information zum biographischen Kontext.

Zur Autorin: Renée Rauchalles, lebt und arbeitet in München; studierte an der Meisterschule für Grafik (Diplom) in München, ebenso Schauspiel und Operngesang, war einige Jahre am Theater tätig, gründete u.a. die ZEITfürKUNST-Galerie, in der sie zahlreiche DichterInnen in fortlaufenden, selbst konzipierten Lesungen vorstellt, veröffentlicht Lyrik und Prosa in Zeitungen, Zeitschriften und Anthologien sowie Sachliteratur. (Quelle: www.konkursbuch.com)
Infos und Kontakt unter: www.renee-rauchalles.com

Renée Rauchalles
Mir träumte meine Mutter wieder. Das Bild der Mutter in Lyrik und Prosa einstiger und heutiger Dichterinnen und Dichter

Herausgegeben und mit biografischen Texten versehen von Renée Rauchalles
Hardcover, 200 Seiten
konkursbuch Verlag, erschienen März 2011
978-3887697006
19,90 Euro


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Beitrag vom 13.03.2012

Nana Nkrumah