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AVIVA-BERLIN.de im Dezember 2024 - Beitrag vom 19.02.2008


Das Mädchen unter dem Dohlenbaum. Von Riitta Jalonen
Tina Kosleck

Das Thema Tod ist ein trauriges. So verwundert es nicht, wenn auch das finnische Bilderbuch "Das Mädchen unter dem Dohlenbaum" ein trauriges ist. Denn der Vater des Mädchens ist gestorben.




Diese SkandinavierInnen! Immer wieder sind sie es, die es in wunderbaren Kinder- und Jugendbüchern mit so genannten Problemthemen aufnehmen.

In "Das Mädchen unter dem Dohlenbaum" schreibt die finnische Autorin in der Ich-Form von einem kleinen Mädchen, dessen Vater gestorben ist. Liegt es am Herkunftsland der Autorin (gelten die FinnInnen doch als eher schwermütig) oder am Thema Tod – "Das Mädchen unter dem Dohlenbaum" zählt nicht zu den schwungvollen, auch bei "Problemthemen" stets etwas heiteren skandinavischen Kinderbüchern. Es ist ein stilles, trauriges, sinnliches Kinderbuch (ja, auch so etwas soll es geben) - wenn auch mit einem vorsichtig optimistischen Ende.

Das kleine Mädchen, dessen Vater gestorben ist, steht am Bahnhof unter einem Baum, der die Dohlen, die eben noch in ihm saßen, wohl vermissen muss, und wartet auf seine Mutter, die drinnen Fahrkarten kauft, die sie beide an den "neuen Ort" führen sollen. Während sie dort steht und wartet, lässt sie ihre Gedanken schweifen. Zum Tod, zu Bäumen und Vögeln und zu Erinnerungen. Wenn sie schildert, wie sie jetzt nicht mehr in die Kuhle zwischen Mama und Papa rollt, wenn sie in Mamas Bett schläft, wenn sie feststellt, dass man für einen Schaukelsitz aus Händen zwei Erwachsene braucht, dann ist das zutiefst traurig. So traurig, wie es ist, wenn jemand fehlt!

Ist es das, was Kinder lesen wollen oder auch sollen? Tod ist ein schwieriges Thema. Die meisten Kinder haben erfahren, dass Erwachsene nicht gern darüber sprechen. Dennoch (oder gerade deshalb?) interessiert es sie. Erwachsene mögen oft auch traurige Bücher, und Kinder? Ganz ehrlich – ich weiß es nicht. Wirklich vorstellen kann ich mir nicht, dass ein Kind ein solch trauriges Buch zu seinem Lieblingsbuch kürt, das es jeden Abend wieder vorgelesen haben möchte. Dennoch könnte es es mögen, dieses Buch, das ganz klar und ohne um irgendeinen heißen Brei herumzureden vom Tod erzählt.

"Das Mädchen unter dem Dohlenbaum" ist ein Vorlesebuch. Nicht nur gibt es eher viel Text auf einem Viertel der Doppelseiten, auch entwickeln sich bestimmt wichtige Gespräche zwischen VorleserIn und ZuhörerIn. Dabei gibt es für beide auch viel zu sehen. Der Rest der Doppelseite wird jeweils von einer großflächigen farbigen Illustration eingenommen, die genau den Ton des Textes trifft. Sprache und Bild in perfekter Harmonie!

Das Buch wurde mit dem Finlandia-Junior-Preis, dem großen finnischen Staatspreis für Kinderbücher, ausgezeichnet.

AVIVA-Tipp: Ein stilles, trauriges Vorlese-Kinderbuch, das sich schonungslos des Problemthemas Tod annimmt.

Zur Autorin: Riitta Jalonen, 1954 geboren, zählt zu den renommiertesten finnischen Schriftstellerinnen. Für ihre Erwachsenenromane wie für ihre Kinder- und Jugendbücher erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen. Auf Deutsch erschien bereits ihr preisgekrönter Jugendroman "Nacht der Engel". [Quelle: Hanser Verlag]

Zur Illustratorin: Kristiina Louhi, 1950 geboren, arbeitete mit beinah allen großen finnischen Kinderbuchautoren zusammen und veröffentlichte zahlreiche eigene Bilderbücher. Auf Deutsch erschienen ihre "Aino"-Bücher. Auch sie wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet. [Quelle: Hanser Verlag]

Das Mädchen unter dem Dohlenbaum
Riitta Jalonen

Illustriert von Kristiina Louhi
Hanser Verlag, erschienen 2007
ISBN 978-3-446-20854-4
Ab 5 Jahre
Gebunden, 45 Seiten
14,90 Euro


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Beitrag vom 19.02.2008

AVIVA-Redaktion