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Beitrag vom 16.12.2011
Jonina Leosdottir - Am liebsten gut
Britta Leudolph
Ein Roman der populären isländischen Schriftstellerin und Ehefrau der Ministerpräsidentin Johanna Sigurdadottir. Ninas Leben ist eigentlich schon kompliziert genug. Seit sie denken kann, ...
... scheitert sie daran, es allen recht zu machen und für all ihre Lieben perfekt zu sein. Doch es kommt noch schlimmer.
Ihre große Tochter Agnes macht nach ihrem Schulabschluss was sie will und denkt nicht im Traum daran, ihr Studium zu beginnen. Zudem steht die Einschulung ihrer kleinen Tochter Anna bevor. Anna wurde mit Down-Syndrom geboren, es bringt Nina fast um vor Sorge, dass ihr kleiner Sonnenschein in eine normale Schule gehen soll, wo gemeine Kinder ihr das Leben schwer machen könnten. Als ob dies nicht genug wäre, muss Nina noch den Seitensprung ihres Ehemannes verarbeiten, der Pfarrer, der sonst so gern an die Moral appelliert. Und dann ist da noch Sunna, ihre Schwester, die schöne Schauspielerin, eine Furie, die ihresgleichen sucht und die Nina trotzdem liebt.
Doch all die Sorgen treten in den Hintergrund als Ninas Mutter plötzlich und unerwartet stirbt. Für Nina bricht eine Welt zusammen. Sie versucht sich so gut es geht um ihren Vater zu kümmern, macht ihm den Haushalt und lädt ihn oft zum Essen ein. Umso entsetzter ist sie, als ihr Vater ihr nur wenige Wochen später eröffnet, dass er eine neue Freundin hat. Ausgerechnet die Bestatterin, die zu allem Übel auch noch zwanzig Jahre jünger als der Vater ist. Nina ist fassungslos. "Plötzlich wurde mir furchtbar übel, und meine Knie zitterten. Ich lehnte mich nach Halt suchend an die verdreckte Rostlaube. […] Als Georg sah, dass ich zusammensackte, packte er mich um die Taille, aber ich schob seine Hand schnell runter zu den Hüften. Die Hose, die ich anhatte, saß viel zu eng, und Georg hatte genau an die Fettröllchen über dem Bund gefasst."
Für die Dramaqueen Sunna ist der Fall sofort klar: Sie bricht den Kontakt zum Vater ab und verlangt von Nina es ihr gleich zu tun. Doch Nina, die es immer allen recht machen will, hadert, mit sich, mit ihrem Mann, mit ihrer Schwester, mit ihrem Vater.
Zur Autorin: Jonina Leosdottir, geboren 1954,machte ihr B.A.-Examen in Englisch und Literaturwissenschaft an der Universität in Island. Sie studierte zudem an der Universität in Essex, Großbritannien. Sie arbeitet als Journalistin und schreibt Biografien, Theaterstücke und Romane. Sie ist mit der isländischen Ministerpräsidentin Johanna Sigurdadottir verheiratet.
AVIVA-Tipp: "Am liebsten gut" ist ein toller Roman, der mit viel beißendem Witz und scharfer Ironie das verkorkste Leben einer Enddreißigerin schildert. Nina stolpert geplagt von ihren Sorgen durchs Leben, scheitert regelmäßig an ihren guten Vorsätzen und sehnt sich nach Ruhe und Gemütlichkeit. Ständig kommt sie sich selbst in die Quere, weil sich nicht "Nein" sagen kann. Bis irgendwann alles zu viel wird.
Jonina Leosdottir
Am liebsten gut
Originaltitel: Allt fÃnt... en pú?
Aus dem Isländischen von Tina Flecken
Kiepenheuer & Wisch, erschienen August 2011
Broschiert, 297 Seiten
ISBN 978-3-462-04337-2
16, 99 Euro
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