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Beitrag vom 16.03.2008
Dorothee Meyer-Kahrweg - 1968 - Das Jahr der Revolution
Silvy Pommerenke
Vierzig Jahre liegen die "wilden" 68er nun schon zurück. Das Jahr war geprägt von gesellschaftlichen Unruhen, Kritik am Establishment und Notstandsgesetzen. Vor allem aber wurde die Jahreszahl...
...Synonym einer studentischen und politischen Bewegung.
Ende der sechziger Jahre hat sich das Wirtschaftswunder ausgewundert. Der Vietnam-Krieg tobt, und an deutschen Universitäten kann man überall den Spruch "Unter den Talaren, der Muff von tausend Jahren" hören. Es brodelt, nicht nur in Deutschland. Die Außerparlamentarische Opposition (APO) und der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS) mit seiner charismatischen Symbolfigur Rudi Dutschke fordern mehr Mitspracherecht an den Universitäten und eine Bildungsreform und rufen zu Sitzblockaden auf. Antikriegsdemonstrationen werden abgehalten, und als der Schah Berlin besucht, kommt es bei der Anti-Schah-Demonstration zu der folgenschweren Ermordung Benno Ohnesorgs, in der Nähe der Deutschen Oper. Es gibt Proteste gegen den Axel-Springer-Verlag und in Berlin wird die "Kommune 1" gegründet, deren BewohnerInnen der ersten Stunde Fritz Teufel, Rainer Langhans und Uschi Obermaier sind. Der Aufklärungsfilm "Das Wunder der Liebe" von Oswald Kolle kommt in die Kinos, Sex und Drogen sind auch aus der Öffentlichkeit nicht mehr wegzudenken. Die Philosophen und Soziologen Dahrendorf und Adorno reflektieren in ihren Vorlesungen über das Verhältnis von Theorie und Praxis und Heinrich Böll engagiert sich für das Aktionskomitee "Notstand der Demokratie".
Gleichzeitig blüht die Welt des Schlagers mit seinen trivialen Texten und eingängigen Melodien auf, und Jungstar Heintje, Rita Pavone oder Freddy King erobern die Herzen der unpolitischen Bevölkerung. Die Werbespots in dieser Zeit sind explizit auf die Hausfrau ausgerichtet, und als die Mehrwertsteuer eingeführt wird, fühlen sich die Männer davon nicht angesprochen, weil ja schließlich die Frauen einkaufen gingen ...
Eine Zeit der Gegensätze, des Aufbruchs und des Umbruchs.
Weiterlesen: "1968" von Ingrid Gilcher-Holtey und "Die 68er" von Angelika Ebbinghaus
AVIVA-Tipp: Die Regisseurin Dorothee Meyer-Kahrweg ist eine Spezialistin auf dem Gebiet des Radiofeatures. Sie schafft es durch die collagenhafte Zusammenstellung von Kommentaren, Originaltönen aus Film und Funk, Ausschnitte aus Reden und Interviews einen spannenden Überblick über eine revolutionäre Zeit wiederzugeben. Sehr hörenswert!
Zur Regisseurin: Dorothee Meyer-Kahrweg wurde 1961 in Essen geboren und absolvierte ein Biologiestudium. Nach einem Volontariat arbeitete sie bei verschiedenen Magazinen, bevor sie sich dem Fernseh- und Hörfunk-Bereich zuwandte. Seit einigen Jahren arbeitet sie für den Hessischen Rundfunk als Autorin und Regisseurin. Neben der Hörbuch-Reihe "Chronik des Jahrhunderts" hat sie mehrere Sachbücher veröffentlicht.
1968 - Das Jahr der Revolution
Regie: Dorothee Meyer-Kahrweg
Redaktion: Hans Sarkowicz
SprecherInnen: Ursula Illert und Peter Heusch
Feature des Hessischen Rundfunks von 1998
der hörverlag, Januar 2008
1 Audio CD, Spielzeit 75 Minuten
ISBN: 3867172356
ca. 14,95 Euro