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Beitrag vom 28.04.2008
Bernadette La Hengst - Machinette
Tatjana Zilg
Fröhlich, frech, zynisch, erwachsen, tanzbar: Der Electro-Pop von dem Allround-Talent, das die erste Inspiration zum Musikmachen in der "Hamburger Schule" fand, lässt keine Wünsche offen. Er macht..
... ungemein Spaß, ist hochkarätig intelligent, immer wieder hörbar und enthält tausend Facetten, die zu entdecken es sich lohnt.
"Freiheit ohne Sicherheit" schallt es einer/m gleich entgegen, sobald die CD in die Anlage geschoben wird. Aber natürlich kündigt sich hier kein profaner Polit-Song an, sondern die Worte drehen sich, verwickeln sich ineinander, werden in Zusammenhänge gestellt, die völlig unerwartet sind und spontan ein komplizenhaftes Lächeln aufs Gesicht zaubern. Verwicklungskünstlerin nennt das Label Trikont die Berliner Lokalheldin, die viele Jahre auswärtig in Hamburg verweilte. Als solche präsentiert sie sich auch auf dem Cover und lädt ein, hinabzutauchen in ihre Welt der schrägen Texte und eingängigen Rhythmen, die nicht nur den Puls von Party-AutistInnen höher schlagen lassen werden.
Zweieinhalb Jahre ließ sie sich nach dem Erfolg ihrer zweiten Solo-Scheibe "La Beat" Zeit bis zur Veröffentlichung ihres neuen Studioalbums. Verwundern tut dies nicht, denn sie war zwischenzeitlich mit den unterschiedlichsten Kunst- und Theaterprojekten aktiv. Zudem ist das neue Album eine solch geballte Ladung an pfiffigen Wortspielereien und ins Ohr tänzelnden Melodien, dass ihr alle Zeit der Welt zugestanden wird.
Bernadette La Hengst nimmt die HörerInnen an die Hand und entführt sie in "Das populistische Paradies", wo sie ihnen den Kopf mit einer magnetischen Hookline aus Jazz-Trompeten und Laptop-Beat verdreht. Sofort glaubt jede/r ihr, dass sie den Weg leiten kann zu einem "paradoxen, paranoiden, parallelen Welt-produzierenden Liebespaar-kopulierenden Paradies", wenn auch nur beim nächsten Konzert. Groovig geht es weiter mit "Liebe ist ein Tauschgeschäft". Sie entwirft die attraktive Utopie, Liebe als Kapital zu sehen und materielle Denkweisen für einen magischen Moment ihrer Kraft zu entheben. Wem dies zu rebellisch erscheint, kann sich in Gedanken gemeinsam mit der Sängerin in "Süße Gefangenschaft" begeben, das poppig-munter zur zeitweiligen Aufgabe der Freiheit verführt. Chorgesang erwartet die HörerInnen in "Echo unserer Eltern", wo Bernadette La Hengst den Generationenkonflikt durcheinanderwirbelt. Es folgt eine Reise zu dem Ort, von dem nicht wenige derer, die heute bei Großstadt-Konzerten die Tanzfläche beleben, in die Welt aufgebrochen sind: "Das Dorf am Ende der Welt". Nach der Aufbruchsstimmung wird die "Liebesrebellion" ausgerufen und es wird auch nicht versäumt, mit "Kill your Idols" alle falschen Illusionen vom Tisch zu fegen.
Viele Gäste holte sie sich mit ins maschinelle Boot: Die Prominentesten sind der Hamburger Knarf Rellöm, dessen Stimme bei "Niemals dorthin" zu hören ist, und die seelenvolle Bläser der Züricher Aeronauten, die ihren Einsatz in "Freiheit ohne Sicherheit", "Das populistische Paradies" und "Das Dorf am Ende der Welt" haben. Als Coproduzent beteiligte sich Hans-Joachim Irmler von Faust.
Weiterhören: The Gossip und Hoo Doo Girl.
Weiterlesen: Interview mit Bernadette La Hengst
Bernadette La Hengst im Netz: www.lahengst.com
AVIVA-Tipp: Etwas schade, dass im Booklet die Texte nur auszugsweise wiedergegeben werden. Die Raffinessen lassen den Wunsch aufkommen, die Wortverwicklungen nachzulesen, um ihnen noch besser nachspüren zu können. Der positive Aspekt dabei ist, dass man den packenden Beats der Songs nicht entgehen kann, wenn man die Hengst´sche Lyrik in vollen Zügen genießen will. Viel Gelegenheit, den passenden electro-clashigen Hüftschwung und cool-lässiges Mitsingen zu den neuen Songs zu üben, um beim nächsten Konzert gemeinsam mit anderen PartygängerInnen die Tanzfläche kräftig zu beleben.
Bernadette La Hengst
Machinette
Label: Trikont, VÖ April 2008