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Beitrag vom 18.05.2007
Asobi Seksu – Citrus
Tatjana Zilg
Blonde Redhead haben bewiesen, wie hypnotisch und magisch schön an No Wave angelehnte Pop-Klangbilder sein können, die in New York erfunden werden. Die Japanerin Yuki und ihre Jungs ...
... stehen dem in nichts nach und entfachen auf dem zweiten Album eine Lavaflut schillernder, in tonaler Farbenpracht aufglühender Sound-Kaskaden.
Sie gehen sogar einen Schritt weiter als das Trio um Kazu Makino. Sie wagen es für Momente oder auch mal einen ganzen Song lang, der Weltsprache Nummer Eins zu entsagen und ihre Lyrics in japanisch dahinzuträllern. Dabei sind sie immer eine Komponente lebensfreudiger als die WeggefährtInnen von Blonde Redhead und Sonic Youth. Bestärkt durch die Sprache, deren Klang westlichen Ohren oft vor allem aus Manga-Filmen bekannt ist, wirkt ein Song wie "Strawberries" leicht mädchenhaft, verspielt und ein klein wenig naiv. Die rasanten E-Gitarren-Beats, die den quellwasserklaren, hohen Gesang von Yuki vorwärts treiben und Boden verleihen, vermischen sich dabei mit den Keyboard-No Wave-Welten zu einem silbrig glänzenden Spinnennetz, das die auditiven Sinne geschickt gefangen nimmt.
Das lässt schnell an die Pop Art denken, die u.a. von Andy Warhol in der amerikanischen Metropole entwickelt wurde. An deren Ästhetik orientiert wirken die Videos zu "Thursday" und "Goodbye", die in Prismafarben schillern und einen Hauch von Glamour mit den populären Stilmitteln der letzten Jahrzehnte in Beziehung setzen.
Sanft für sich einnehmend zeigt sich der Gesang in "Strings", den Yuki so zart dahinhaucht, dass für einen Augenblick befürchtet werden muss, der Seidenfaden zwischen Manga-Feengesang und energiegeladenem Soundgeflecht würde doch noch zerreißen. Aufbrausend schön kommen die stürmischen Wellen von "Red Sea" aus den Lautsprecherboxen. Dass sie auch in einem etwas tieferen Timbre wunderbar überzeugen kann, beweist Yuki in "Lions And Tigers", das von einer lässigen Pop-Beat-Melodie dominiert wird.
Seit 2004 spielen Yuki, James Hanna, Haji und Mitch Spivak als Asobi Seksu zusammen. Mit dem Song "Walk On The Moon" aus dem selbstbetitelten Debut eroberten sie die lokale Szene ohne Hindernisse. In New York betraten sie schon die Bühne in ausverkauften Venues wie The Bowery Ballroom, Knitting Factory und The Mercury Lounge. Ihre bemerkenswerten Live Shows brachten ihnen Vergleiche mit My Bloody Valentine und Lush von der anspruchsvollen Musikpresse ein.
AVIVA-Tipp: Turbulente Songstrukturen, die auf einem keyboard-durchwirkten Pop-Trapez einen kunstvollen Seiltanz der Melodien wagen, begegnen einer bezaubernd klaren, zuckersüß dahinschwebenden Gesangesstimme, die immer genau an der richtigen Stelle mit einem tonalen Salto Mortale den Atem raubt. Live sicherlich ein Konzert-Genuss, der für einen Abend sorgt, an dem visuelle und auditive Sinne qualitativ hochwertig verwöhnt werden.
Asobi Seksu
Citrus
Label: One Little Indian, VÖ Mai 2007
Asobi Seksu
Strawberries
mit Remixes von CSS, The Whip und Ulrich Schnauss
Label: One Little Indian, VÖ November 2007
Die Band im Web: www.asobiseksu.com