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Beitrag vom 10.09.2023
TEL AVIV – BEIRUT. Bundesweiter Kinostart am 14. September 2023. Berlin-Premiere in Anwesenheit der Regisseurin: 13.9.2023 im Kino Moviemento
Sharon Adler
Die französisch-israelische Regisseurin Michale Boganim ("ODESSA, ODESSA", "The Forgotten Ones", "Land of Oblivion") strukturiert ihren Film über den israelisch-libanesischen Konflikt vor dem Hintergrund von drei wesentlichen Schlüsseldaten – 1984, 2000 und 2006. Im Zentrum der sich über 20 Jahre erstreckenden Geschichte stehen zwei Frauen, eine Libanesin und eine Israelin.
Michale Boganim ist eine vielfach preisgekrönte Regisseurin. Ihre dokumentarischen Kurzfilme "Dust" und "Mémoires incertaines", die sie an der National Film School drehte, bildeten die Grundlage für ODESSA, ODESSA, ihren ersten abendfüllenden Dokumentarfilm, der 2005 uraufgeführt und auf zahlreichen Filmfestivals gezeigt wurde, unter anderem beim Sundance Film Festival und bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin, wo er mit dem CICAE-Preis ausgezeichnet wurde. Boganims erster abendfüllender Spielfilm, "La Terre outragée" (Land of Oblivion), wurde 2011 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig uraufgeführt.
Ihr neuer Film TEL AVIV – BEIRUT erzählt von zwei Familien auf beiden Seiten der Grenze, deren Schicksal durch den Krieg im Libanon miteinander verwoben sind. Vor dem Hintergrund der Schlüsseldaten 1984, 2000 und 2006 und der damit verbundenen Kriege bildet Michale Boganim die libanesische und israelische Perspektive zu gleichen Teilen ab.
Getragen wird die Geschichte von zwei Frauen, der Libanesin Tanya und der Israelin Myriam, die sich im Jahr 2006 begegnen. Um ein geliebtes Familienmitglied zu retten, begeben sie sich gemeinsam auf einen emotional herausfordernden Weg.
Der Film beginnt mit einer Szene, in der Myriam und Tanya in einem Auto in Richtung der israelisch-libanesischen Grenze fahren und sich über "Eine Zeit ohne Krieg" zur Zeit des britischen Mandats und die damalige Eisenbahnstrecke "Tel Aviv-Beirut" unterhalten. Die permanente, Jahrzehnte andauernde Kriegssituation, in der die Menschen auf beiden Seiten der Grenze leben, wird auch dann deutlich, als eine von ihnen sagt: "Ich wurde mit dem Krieg geboren", und dir andere antwortet: "Ich kann mir eine Zeit ohne Krieg nicht vorstellen".
Israel 1984. Während des Libanonkriegs bringt Myriam ihren Sohn Gil zur Welt. Ihr Mann Yossi verlässt die Familie um als Soldat im Libanon zu kämpfen, wo er Fouad kennenlernt, einen Kämpfer der südlibanesischen Armee. Die unterstützt Israel darin, den Vormarsch der Hisbollah abzuwehren. Als Yossi Fouad´s Tochter Tanya bei einem bewaffneten Häuserkampf das Leben rettet, entsteht eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden Männern. Israel und Libanon im Jahr 2000: Israel zieht sich aus dem Libanon zurück und die Hisbollah übernimmt den Libanon. Fouad gilt nun als Verräter und ist gezwungen, mit seiner Tochter Tanya nach Israel zu fliehen.
Einige Jahre später, 2006, bricht im Libanon erneut Krieg aus. Bei einem Angriff werden israelische Soldaten getötet und gekidnappt – unter den Gefangenen ist auch Gil.
Vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse in dieser Zeit schafft Regisseurin Michale Boganim Bilder von subtilen Metaphern anstelle der harten Realität des Krieges. Auch das eindrucksvolle Zusammenspiel der libanesischen, palästinensischen, marokkanischen und israelischen Schauspieler*innen ist besonders. Daneben machen die Intensität der Bilder von Landschaften, Situationen und Menschen, die langen Einstellungen und wunderschönen Aufnahmen "TEL AVIV – BEIRUT" zu einem cineastischen Erlebnis.
Indem die Perspektive und das Erleben der Mütter, der Ehefrauen, der Töchter im Fokus steht, macht sie entgegen dem üblichen Narrativ im Kontext von Erzählungen über Krieg und Verlust die zumeist fehlende Perspektive der Frauen sichtbar. Deren Traumata, aber auch das Verbindende, die Momente von Verständnis und Empathie bewegen zutiefst.
AVIVA-Tipp: "TEL AVIV – BEIRUT" zeigt auf subtile Weise die Grausamkeit des Krieges und schafft gleichzeitig poetische Momente von Schönheit, Freundschaft und Anteilnahme. Ein berührender und wichtiger Film.
TEL AVIV – BEIRUT
Buch und Regie von Michale Boganim
Drama, Frankreich / Deutschland / Zypern 2023, 116 Minuten
Cast
Zalfa Seurat (Tanya)
Sarah Adler (Myriam)
Shlomi Elkabetz (Yossi)
Younes Bouab (Fouad)
Sofia Essaïdi (Nour)
Maayane Elfassy-Boganim (Tanya young)
Serena Minassian (Jacqueline child)
Amit Shushani (Yossi young
Talia Maidenberg (Myriam young)
Avishai Cohen (Avishai)
Noam Boukobza (Gil)
Georges Iskandar (Kamal)
Claudia Bruno (Jacqueline)
Mihan Deille (Kamal child)
Bundesweiter Kinostart: 14. September 2023
Im Verleih von Twenty Twenty Vision
Im Vertrieb von Neue Visionen
Sprache: OmU | Originalsprache: arabisch, englisch, französisch, hebräisch
Der Trailer ist online unter: www.youtube.com
Mehr Infos: www.neuevisionen.de
Berlin-Premiere in Anwesenheit der Regisseurin: 13.9.2023 | 20:00 Uhr im Kino Moviemento. Tickets unter: moviemento.de/film/tel-aviv-beirut
Der Film feierte seine Weltpremiere im Oktober 2022 beim Tokyo International Film Festival und seine Deutschlandpremiere im Rahmen des Internationalen Filmfest Emden-Norderney 2023, wo er für den SCORE Bernhard Wicki Preis nominiert war. TEL AVIV – BEIRUT startet am 14. September 2023 im Verleih von Twenty Twenty Vision bundesweit im Kino. Den Vertrieb übernimmt Neue Visionen Filmverleih.
Zur Regisseurin: Michale Boganim, 1977 in Haifa geboren, ist in Frankreich aufgewachsen und hat in Jerusalem Soziologie, Philosophie und Geschichte, und an der Sorbonne in Paris, wo sie auch heute lebt, Politikwissenschaften und Anthropologie studiert. Nach "The Forgotten Ones" ("Mizrahim, les oubliés de la Terre Promise"), "La Terre outragée", ("Verwundete Erde" / "Land of Oblivion") und den Kurz- und Dokumentarfilmen "Bienvenue chez Renata" und "Odessa, Odessa" ist "TEL AVIV – BEIRUT" ihr aktueller Film. Er hatte seine Weltpremiere am 15.10.2022 auf dem Tokyo International Film Festival und wurde in Deutschland auf dem Internationalen Filmfest Emden-Norderney und dem Haifa International Film Festival gezeigt und mit bedeutenden Filmpreisen ausgezeichnet.
Ausblick: Ein Interview mit Michale Boganim mit Sharon Adler erscheint im September 2023 in der Jüdischen Allgemeinen Wochenzeitung und wird nach Veröffentlichung an dieser Stelle verlinkt.
Quelle: Twenty Twenty Vision