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AVIVA-BERLIN.de im Dezember 2024 - Beitrag vom 08.09.2011


Tournee. Kinostart 8. September 2011
Nina Breher

Der Film von Mathieu Amalric erzählt von sechs extravaganten Burlesque-Tänzerinnen und einem flatterhaften Manager, die sich auf Tournée entlang der französischen Küste begeben. Kann das gut gehen?




"Tournée" ist Roadmovie, Dokumentation und Drama zugleich. Protagonist Joachim Zand (Mathieu Amalric, "Schmetterling und Taucherglocke") hat Frankreich nach einer Reihe von Misserfolgen verlassen, um in den USA sein Glück zu suchen. Er scheint seinen amerikanischen Traum gefunden zu haben, und zwar in Form einer lauten Truppe von gutaussehenden und toughen Burlesque-Tänzerinnen. Als ihr Manager hat er sich seinen Weg zurück ins Showgeschäft gebahnt. Nun reist er mit ihnen im Schlepptau in sein Heimatland, um allen zu beweisen, dass er es noch kann.

In die Welt der extravaganten Shows und der Champagnerfontänen dringt allerdings zunehmends die nicht annährend so glamouröse Realität. Während die Tänzerinnen sich in muffigen Bahnabteilen mit Gefühlen von Deplatziertheit, Heimweh und Frustration herumschlagen müssen, realisiert Joachim, dass sich die Probleme, die ihn damals zur Ausreise verleitet haben, nicht in Luft aufgelöst haben. Während er versucht, sein ihm die Stirn bietendes Ensemble zusammenzuhalten, Hotels und Termine zu organisieren, holt seine Vergangenheit ihn ein: Alte Freunde geben ihm unmissverständlich zu verstehen, dass sie frühere Konflikte keineswegs vergessen haben. Auch seine beiden Söhne sind nicht gerade begeistert, Zeit mit ihm zu verbringen. Während Joachim anfangs noch vorlaut behauptet, er kehre als Prinz in sein Land zurück, muss er letztlich resigniert zugeben, sich getäuscht zu haben.

Die New Burlesque-Bewegung nahm ihren Ausgang in den neunziger Jahren innerhalb der kalifornischen Lesbenszene und das Ensemble besteht überraschenderweise nicht aus Schauspielerinnen, sondern aus tatsächlichen Burlesque-Tänzerinnen. Die voluminöse Dirty Martini, die charismatische Mimi le Meaux und die vier anderen selbstbewussten Frauen spielen sich selbst und sind die eigentlich treibenden Kräfte der Handlung. Ihre fulminanten Shows sind wahre Hingucker und geben dem Film sein glaubwürdiges Gesicht. Regisseur Mathieu Amalric, der selbst die Hauptrolle des unperfekten Managers übernommen hat, ist es gelungen, seinen Film zu einem hybriden Gebilde aus Dokumentation und Drama zu machen. Dies liegt sicher auch daran, dass er sich mit der Besetzung während des Drehs tatsächlich auf eine Tournée entlang der französischen Küste begab und so eine Atmosphäre herbeiführen konnte, der es an Authentizität nicht fehlt.

AVIVA-Tipp: Was wäre der Traum vom Welterfolg ohne Ernüchterungen und Krisen? Wer mit dem Ziel auszieht, zurückzukommen und allen sein Können zu beweisen, kann nur scheitern. Wer hingegen lernt, dass es ein Zurück nicht gibt und dass die Gegenwart immer eine Kreuzung von früher Erlebtem und gerade Passierendem ist, findet am Ende selbst im Scheitern eine Chance. Leider stellenweise etwas langatmig, aber mit vielen kraftvollen Momenten und Überraschungen gibt der Film den ZuschauerInnen das sichere Gefühl, dass sich die Figuren am Ende zumindest eine Ahnung von Heimat fern von den USA zurückerobern können – an einem denkbar untypischen Ort...

Zum Regisseur: Mathieu Amalric, geboren 1965, gehört zu den Stars des zeitgenössischen französischen Kinos. Sein Vater, Jacques Amalric, war Korrespondent und Chefredakteur bei den führenden Tageszeitungen Le Monde und Libération. Seine jüdische Mutter, Nicole Zand, stammt aus Polen und war Literaturkritikerin bei Le Monde. Amalric übte sich schon in jungen Jahren als Praktikant des Regieassistenten bei Louis Malles Film "Auf Wiedersehen, Kinder". Zwar ist Amalric vor allem für seine beträchtlichen Erfolge als Schauspieler bekannt, für die er zahlreiche Auszeichnungen erhielt, abgesehen davon hat er aber auch bereits bei mehreren Filmen Regie geführt. Von ihm stammen unter anderem "Es wird aufgegessen" (1996) und "Gleichstellung" (2003). Bis zum Jahr 2000 war er mit Jeanne Balibar liiert. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor.(Quelle: Farbfilm Verleih)


Tournee
Frankreich 2010
Regie und Drehbuch: Mathieu Amalric
DarstellerInnen: Miranda Colclasure, Suzanne Ramsey, Linda Marraccini, Julie Ann Muz, Angela de Lorenzo, Alexander Craven, Mathieu Amalric
Verleih: Farbfilm Verleih
Lauflänge: 111 Minuten
Kinostart: 8. September 2011
www.tournee-derfilm.de

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Beitrag vom 08.09.2011

AVIVA-Redaktion