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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 17.10.2006


ZaÏna - Königin der Pferde
Christiane Sanaa

Auf dem Rücken eines Vollbluthengstes reitet ZaÏna in die Freiheit. Das Märchen wie aus 1001 Nacht erzählt die Geschichte eines mutigen Mädchens und der Freundschaft zwischen Vater und Tochter.




"Als Gott das Pferd schaffen wollte, sprach er zum Südwind. ‘Ich will aus dir eine Kreatur erschaffen, zur Ehre meiner Heiligen, zur Demütigung meiner Feinde und zum Vorteil aller, die mir ergeben sind.‘ Der Südwind sprach :‘Tue das, mein Schöpfer.‘
Daraufhin nahm Gott eine Handvoll Südwind und schuf daraus das Pferd. Zu ihm sprach er. ‘Ich habe deinen Besitzer zu deinem Freund gemacht. Ich habe dich begünstigt vor allen anderen Lasttieren. Ich habe Dir die Kraft verliehen zum Fliegen ohne Flügel...‘ "

(Aus einem arabischen Schöpfungsmythos).

Der Film beginnt in Marrakesch, wo alle vier Jahre das berühmte Pferderennen Agdal stattfindet. Die besten Pferde und Reiter der Wüstenstämme kommen von überall her, um an dem Rennen teilzunehmen. Auf einem der Pferde sitzt eine Frau, die sich unter einem blauen Schleier versteckt. Es ist Selma, die Frau von Mustapha (Sami Bouajila). Als sie das Rennen gewinnt, ist die Empörung groß, denn nach alter Tradition dürfen nur Männer den Wettkampf bestreiten. So wird sie von ihrem Mann verstoßen und muß ihren Stamm verlassen. Aber Mustapha weiß nicht, dass seine Frau bereits mit ZaÏna (Aziza Nadir) schwanger ist.

Zwölf Jahre später kniet ZaÏna am Grab ihrer Mutter Selma. In Gedanken erzählt sie, wie es so weit kommen konnte. ZaÏna lebte mit ihrer Mutter zufrieden in einem Dorf. Selma kannte sich in der Welt der Kräuter gut aus, arbeitete als Heilerin und wurde sehr geschätzt. Eines Tages kam Omar (Simon Abkarian), ein reicher Händler aus der Stadt in das Dorf. Er verliebte sich in Selma und damit begann das Leid, berichtet ZaÏna. Denn ihre Mutter erwiderte die Liebe Omars nicht und verweigerte sich ihm. Er aber nahm sie mit in die Stadt, wo sie in seinem Haus trotz des großen Wohlstandes unglücklich und wie Gefangene lebte.

Vor ihrem Tod hatte die Mutter den Imam beauftragt, sich um ZaÏna zu kümmern, sollte ihr etwas zustoßen. Und schon an ihrem Grab beginnt der Streit mit Omar, der nun, da er die Mutter nicht bekommen konnte, ZaÏna behalten will. Das Mädchen weigert sich, mit ihm zu kommen und beschuldigt ihn, die Mutter getötet zu haben. Unter den Androhungen Omars nimmt der Imam ZaÏna zu sich und macht sich auf die Suche nach ihrem leiblichen Vater. Als er ihn gefunden hat fordert er ihn auf, seine Tochter, jetzt wo ihre Mutter tot ist, zu sich zu nehmen. Mustapha ist skeptisch, denn er wußte nicht, dass er eine Tochter hat. Schließlich willigt er ein und so sieht ZaÏna zum ersten mal in ihrem Leben ihren Vater.

Omar ist wütend. Er ist reich und mächtig und er ist es gewohnt, alles zu kriegen, was er begehrt. Er bedroht Mustapha und fordert das Mädchen. So entschließt sich Mustapha, ZaÏna mit auf die Reise zu nehmen und verlässt mit ihr in den frühen Morgenstunden die Stadt.

Mustapha ist Nomade und mit einer Gruppe seiner Männer unterwegs nach Marrakesch, wo sie an dem berühmten Pferderennen Agdal teilnehmen wollen. Für ZaÏna beginnt eine entbehrungsvolle Reise, die sie durch die schöne und unbarmherzigen Landschaften des Atlas-Gebirges führt. Sie behauptet sich mutig gegenüber einer wilden und unbarmherzigen Natur. Sie setzt sich in der Männerwelt ebenso durch wie gegenüber der permanenten Bedrohung des verschmähten Liebhabers Omar, der die Gruppe verfolgt. Langsam wächst auch das Vertrauen zwischen ihr und ihrem Vater, der ihr schließlich sein Pferd Zingal anvertraut und ihr beibringt zu reiten, so schnell, dass sie glaubt, zu fliegen.

AVIVA-Tipp: Der Film erzählt eine berührende und kraftvolle Geschichte, in der die Charaktere sich entwickeln und über sich hinaus wachsen. Durch die klare Erzählstruktur ohne sinnlose Dialoge und spannende Action in einer fantastischen Landschaft entstand ein orientalischen Märchen, dessen Thema zeitlos über die arabische Kultur hinaus reicht. Inhaltlich und optisch ist der Film ein Genuß für Jugendliche ebenso wie für Erwachsene.

Der französische Regisseur algerischer Abstammung, Bourlem Guerdjou, erhielt 1999 für sein Erstlingswerk "Vivre au paradis" den Goldenen Löwen. "ZaÏna" gewann beim Internationalen Filmfestival von Locarno 2005 den Publikumspreis und wurde 2006 von der Filmbewertungsstelle Wiesbaden (FBW) mit dem Prädikat "besonders wertvoll" ausgezeichnet.
Gedreht wurde ZaÏna im marokkanischen Altasgebirge, in Fes und Meknès, im berühmten Zedernwald von Ifrane (Mittlerer Atlas), in Quarzazate (Hoher Altas) und im größten Skigebiet Nordafrikas bei Oukaimeden (Hoher Atlas). Neben den HauptdarstellerInnen des Films waren 500 StatistInnen und 140 Pferde und ReiterInnen an der Produktion beteiligt.


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ZaÏna - Königin der Pferde
Regie: Bourlem Guerdjou
Drehbuch: Juliette Sales, Bourlem Guerdjou
DarstellerInnen: Aziza Nadir, Sami Bouajila, Simon Abkarian u.a.
Benin, Frankreich/Deutschland 2005
Dauer: 100 min
Kinostart: 19. Oktober 2006
www.wendy.de/zaina



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Beitrag vom 17.10.2006

AVIVA-Redaktion