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Beitrag vom 08.04.2006
Melanie Manchot. Moscow Girls und andere Geschichten
Constanze Geißler
Im Haus am Waldsee, dem Ort internationaler Gegenwartskunst, läuft rnvom 07.04. bis 28.05.06 die Ausstellung der Londoner Foto- und Videokünstlerin.
Seit einem halben Jahr lebt Melanie Manchot in Berlin. Nach dem Abitur ist die international agierende Künstlerin mit deutscher Herkunft nach New York gezogen, um wenig später nach Europa zurückzukehren. In London lernte Manchot ihr künstlerisches Handwerk, die Fotografie. Seitdem erforscht sie das Leben in großstädtischen Metropolen und entdeckt im anonymen Raum die Authentizität von Menschen.
In ihrer Arbeit löst die Künstlerin die Grenzen der Street- und Portraitfotografie auf, indem sie Spontaneität ihrer ProtagonistInnen mit einer Choreografie der Bilder vereint.
In ihrer 2004 entstandenen Arbeit "Moscow Girls" nimmt Manchot Erlebnisse junger, russischer Frauen auf. Portraitiert vor einem selbst ausgewählten Hintergrund geben die jungen Russinnen der Stadt Moskau ein individuelles, persönliches Gesicht. Sie erzählen biografische Geschichten, die sie nach der Wendezeit 1990 erlebten und die von Manchot auf Tonband aufgezeichnet wurden. Auf diese Weise werden BesucherInnen akustisch über Kopfhörer mit den Portraits der "Moscow Girls" verbunden.
Auch die Fotoreihe "Groups and Locations" (2005) ist in Moskau entstanden.
Das Versammlungsverbot missachtend, das in Russlands Hauptstadt gilt, choreografierte Manchot zufällig vorüber eilende PassantInnen auf öffentlichen Plätzen und in öffentlichen Gebäuden. Wenn sich die Menschen dort manifestieren und Blickkontakt zur Kamera aufnehmen, dann entsteht eine demonstrative Spannung, die nur nachlässt, wenn BetrachterInnen nicht weiter der Frage nachgehen, wie belastet der öffentliche Raum in Moskau sein mag.
In den Fotografien verbinden sich die PassantInnen spontan mit ihrer Stadt.
Für die Videoinstallation "Security" begab sich Melanie Manchot nach Ibiza. Auf der Partyinsel der High Society näherte sie sich mit Einfühlungsvermögen und Sanftmut den Türstehern der Diskotheken und Clubs an und erlaubt den BetrachterInnen, einen Blick hinter die berufsbedingte Coolness der Männer zu werfen.
Die auf Rolltafeln projizierte und im Raum schwingende Aufnahmen des Projekts "Parks" (2006) sind eine der eindrucksvollsten Stationen der Ausstellung, die sich insgesamt auf zwei Etagen erstreckt. Manchot nutzt ihre Kamera hier dokumentarisch. Sie filmt Szenen, in denen sie KünsterInnen in Londoner Parks aufgespürt hat, die für verschiedene Darbietungen proben und dabei den öffentlichen Raum vor den Augen der BesucherInnen verlassen.
Haus am Waldsee
Argentinische Allee 30
14163 Berlin
Fon: 801 89 35
Öffnungszeiten: tgl. 10 - 18 Uhr
Café: Di - So 11 - 18 Uhr
Führungen: Mi, 18.30 Uhr und nach Vereinbarung
www.hausamwaldsee.de