Kein kalter Kaffee. Filmreife Abendroben und Espressokultur in der italienischen Botschaft - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kunst + Kultur



AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 09.07.2003


Kein kalter Kaffee. Filmreife Abendroben und Espressokultur in der italienischen Botschaft
Britta Bodenstein

"Hollywood am Tiber" und "Caffé als Ritual", zwei Ausstellungen sind im Rahmen des italienischen Kulturfestivals "Dolce Vita - Mythos und Alltag" zu sehen




Leider fast schon zu Ende, das italienische Kulturfestival "La Dolce Vita" in Berlin. Wer aber kurz entschlossen ist, kann noch zwei Ausstellungen "Hollywood am Tiber" und "Caffé als Ritual" unterm Dach der Kulturabteilung in der gerade neu eröffneten italienischen Botschaft in Berlin wahrnehmen.

Dolce Vita, da fällt einer sofort Italien ein, zu zweit Cabrio oder Vespafahren, die Fontana di Trevi, Sonne, im Cafe sitzen, das "dolce far niente".
Nun, zum "Süßen Leben" gehört sicherlich auch die richtige Abendgarderobe.
Das fanden auch die klassischen Hollywood -Stars wie Audrey Hepburn, Ava Gardner, Sophia Loren, Ingrid Bergmann, Liz Taylor und auch die Stil-Ikone Jackie Kennedy. Sie alle jetteten regelmäßig nach Rom, um sich in italienischen Modeateliers perfekte Roben auf ihre perfekten Kurven schneidern zu lassen.

Von Roberto Capucci über Missoni, Fendi, Valentino über hierzulande wohl unbekanntere Namen wie Senes, Livoli, Fantechi, bis Versace und Armani - italienische Modemacher stehen für glamouröse, elegante Mode, die einen Auftritt im großen Stil garantiert. Und niemand verkörperte das "Dolce Vita" besser als Anita Ekberg. In dem gleichnamigen Film von Federico Fellini von 1961 trägt sie ein tiefausgeschnittenes schwarzes Kleid, die blonden Haare zurückgeworfen, bevor sie in den berühmten Brunnen Fontana di Trevi in Rom eintaucht. Und obwohl Anita Ekberg - jetzt über 70 - nach Berlin kam, um den Brunnen am Hausvogteiplatz einzuweihen, ist Berlin nicht Rom... Aber: Ein Hauch " Süßes Leben" gab es jetzt in der italienischen Botschaft zu genießen - die jetzt frisch renoviert im rosafarbenen Kleid erstrahlt.

Den Eingang zur Ausstellung markiert ein riesiges Schwarz-Weiß Foto aus den 50 er Jahren. Dort zupft der italienische Modemacher Roberto Carpucci mit strahlendem Lächeln an einem Abendleid der Schauspielerin Esther Williams herum, die Szene wird in einem Spiegel hinter ihnen reflektiert. Das Kleid ist eins jener Sorte, wie sie heute nicht mehr gemacht werden. Schwungvolle, skulpturhafte Falten wie HulaHoop - Reifen um die Hüfte, die Stimmung ist italienischer Filmstar - Glamour der 50 er Jahre. Daneben ausgestellt, ein feuerrotes, fließendes bodenlanges Kleid von Carpucci, diesmal von 1982.
Im nächsten Raum sind dann alle Kleider versammelt, auf simplen, leicht abgestuften weißen Podesten. Kritikpunkt: zu dicht gedrängt, ein größerer Raum wäre evtl. passender gewesen, auch sind alle Beschriftungen und der wunderschöne Katalog nur auf italienisch.
Für modeinteressierte Besucherinnen ein Paradies: Abendkleider italienischer Designer aus verschiedenen italienischen Privatsammlungen, die Modeströmungen der 50er bis 80er Jahre widerspiegeln. Pucci ist zu bewundern, mit original psychedelischem Print aus den 60er Jahren, Missoni mit simplen Schnitten, aber mit winzig kleinen Perlen in einem an Art-Deco erinnernden Druck. Des weiteren fällt ein Lamettakleid auf, silbrige Metallstreifen auf Netztüll befestigt (Stop Sénès, 1968).
Insgesamt ein Feuerwerk, frau kann sich fast nicht zurückhalten die Stoffe zu berühren, was aber natürlich bei den kostbaren Modellen nicht erlaubt ist - obwohl sich etliche BesucherInnen bei der offiziellen Eröffnung durch den italienischen Botschafter am Dienstag nicht daran zu stören schienen.

Mit dem Dolce Vita untrennbar verbunden war auch immer das italienische Ideal der "Belle Figura" - eine gute Figur machen, Stil, Klasse haben.
Das aber nicht nur bei dem großen Auftritt, sondern auch im Alltag. Das "Süße Leben" ist schließlich nicht nur auf rauschenden Festen zu genießen - sondern auch in den ruhigeren, oder hektischen Momenten des täglichen Lebens , wenn frau die perfekte Tasse Kaffee genießt. Am Samstag wurde die Ausstellung "Caffé als Ritual"eröffnet, wieder herrschte gewaltiger Andrang, die Ausstellung selber besteht aus ca. 29 Exponaten zum Thema Kaffee-Kultur.
Die meist kleinformatigen Gemälde, Zeichnungen, Collagen sind stilistisch sehr unterschiedlich - und wirken vielleicht etwas zufällig zusammengestellt.
Andererseits spiegeln sie verschiedene Aspekte von zeitgenössischen italienischen KünstlerInnen wider, die sich - nicht immer bierernst - bildlich zum Thema "Kaffee" äußern, teilweise auf klassische malerische Art, teilweise nachdenklich oder ironisch.

Insgesamt ein süßer Bissen italienischer Lebensart, der genussvoll auf der Zunge zergeht und Lust auf mehr macht - und auf einen Italienurlaub!

Website: www.ladolcevita-berlin.de

Veranstalter: Die Kulturabteilung - ISTITUTO DI CULTURA - der italienischen Botschaft
Organisation. Societa Dante Alighhieri Rom
Ausstellung im Rahmen des Festivals " La dolce vita - Mythos und Alltag"
Italienische Mode 1950-1980 HOLLYWOOD AM TIBER
Kuratorin: Sofia Gnoli
Nur noch bis zum 13. Juli 2003!
Führungen nach Anmeldung, 18-19 Uhr, Reservierung unter Tel.: 030/ 26 99 41 10
Katalog: "Gran Sera" ,70 Seiten, 10 Euro, italienisch

5. Juli - 31. August 2003
im neuen Sitz der Kulturabteilung der Italienischen Botschaft
"Caffe als Ritual - Kunst und Design"
Kuratorin: Stefania Carrozzini
Führungen nach Anmeldung, 6.-13. Juli, 18-19 Uhr
14. Juli - 31. August nach Vereinbarung, Reservierung Tel.: 030/ 26 99 41 10
Kleinformatigen Katalog: "The Ritual of Coffee", erhältlich für zwei Euro, italienisch oder englisch


Kunst + Kultur

Beitrag vom 09.07.2003

AVIVA-Redaktion