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Beitrag vom 28.10.2005
Fever Pitch - Ein Mann für eine Saison
Tatjana Zilg
Erfolgreiche Businessfrau trifft auf leidenschaftlichen Baseballfan. Die Konflikte sind vorprogrammiert. Doch Gegensätze ziehen sich an, die Entscheidung füreinander fällt leicht. Mit Drew Barrymore
Auf dem ersten Blick ist Ben Wrightman (Jimmy Fallon) alles andere als ein Traummann für Lindsey Meeks (Drew Barrymore). Der etwas tolpatschige junge Lehrer hat aber schnell Gelegenheit, seine Qualitäten zu beweisen.
Am Morgen besuchte er die begabte Planerin mit SchülerInnen seiner neunten Klasse in ihrem Büro zwecks eines berufspraktischen Tages. Sie imponierte der kleinen Delegation durch ihr einnehmendes Wesen und durch ihr erstaunliches mathematisches Gedächtnis.
Gleichermaßen begeistert von Lindsey muss Ben sich jedoch von seinen SchülerInnen sagen lassen, er hätte niemals Chancen bei einer Frau wie ihr. Er nimmt seinen Mut zusammen, kehrt zurück und es gelingt ihm tatsächlich, ein Date zu vereinbaren. Für Lindsey ist dies aber nur ein Versuch, ihre hohen Ansprüche an Männer zu reduzieren. Wirklich vorstellen, Ben öfter zu sehen, kann sie sich nicht.
Das Schicksal steht Ben bei und Lindsey ist am Abend des Dates krank. Er kümmert sich rührend und fürsorglich um sie, Lindseys Blick auf ihn ist nun völlig verändert. Das ist die Schwäche des Filmes: Die Konflikte des Plots werden sehr schnell aufgelöst. Anstatt Schwierigkeiten zu begegnen, geht alles sehr glatt für die ProtagonistInnen. Zu erwarten wäre, dass die Frischverliebten auf Widerstände ihrer unterschiedlichen sozialen Umfelde stoßen, aber auch die Freundinnen und die konservativen Eltern Lindseys sind nach kurzer anfänglicher Verwunderung von Ben begeistert. Etwas skeptischer sind die Sport-Kameraden von Ben, doch er hält sie ohnehin die erste Zeit von ihr fern. Nach seinem Geständnis, der Baseballmannschaft Red Sox leidenschaftlich verfallen zu sein, begleitet ihn Lindsey zu den meisten Stadion-Spielen der Saison, ohne größere Zweifel an der Beziehung zu entwickeln. Erst gegen Ende des Filmes steigert sich der Konflikt aufgrund der stark unterschiedlichen Interessen zu einer dramatischen Trennung. Eher enttäuschend ist, dass Lindsey sich für das Happy End gegen ihre Karriere entscheidet. Sie verlässt ein wichtiges Meeting, um in das Stadion zu stürzen, wo sie sich mit Ben wieder versöhnt.
Das Skript des Filmes basiert auf dem Roman "Fever Pitch" von Kultautor Nick Hornby, wobei die Vorlage stark abgewandelt wurde. Die autobiografische Geschichte über einen Fußballfans, dessen Leben sich ausschließlich um Stadion, Verein und Ball dreht, war der Durchbruch für den Kultautor. Der Film erreicht aber nicht die Schärfe und den Tiefgang von Adaptionen wie "High Fidelity" oder "About a boy".
Das Autoren-Duo Lowell Ganz und Babaloo Mandel verwandelten den Roman in eine Storyline, die in Amerika spielt und Baseball in den Mittelpunkt rückt. Die Produktionsfirma "Flower Film" von Drew Barrymore und Nancy Juvonen hatte großes Interesse an der filmischen Umsetzung.
"Am besten gefiel mir an `Fever Pitch - Ein Mann für eine Saison`, dass es eine Liebesgeschichte ist," sagt Barrymore. "Man könnte die ganze Baseball-Komponente weglassen und die Frage, die der Film stellt, bliebe die gleiche: Wie weit muss man sich verändern, um eine erfolgreiche Beziehung führen zu können? Wie weit akzeptiert und nimmt man eine Person, so wie sie ist? Ich denke, das sind Themen, mit denen sich jedes Paar identifizieren kann."
Für die Regie bewarben sich die Farelly-Brüder und erhielten den Zuschlag. Sie sind bekannt für erfolgreiche, zeitgemäße Komödien wie "Verrückt nach Mary" (1998), "Schwer verliebt" (2001) und "Unzertrennlich" (2003). Ihr schräger Humor findet sich auch in den vielen kleinen, witzigen Pointen von "Ein Mann für jede Saison", wodurch der Film trotz der extrem geradlinigen Handlung nicht langweilig wird.
Die Umsetzung der Baseballleidenschaft erfolgte mit großer Detailgenauigkeit, so dass auch absolute Laien die Begeisterung für diesen Sport nachvollziehen können. Für die Farelly-Brüder war dies leicht, denn sie sind selbst Neu-Engländer und mit den Red Sox aufgewachsen. Sie erhielten die Genehmigung, das berühmte Stadion "Fenway Park" in Boston als Drehort für einige Szenen zu nutzen. Überraschend für die gesamte Produktionscrew war, dass parallel zum Film eine Wendung in der tatsächlichen Sportgeschichte eintrat: Die Red Sox konnten während der Dreharbeiten eine jahrzehntelange Pechsträhne beenden. Nachdem die Red Sox die fünfte World Series im Jahr 1918 gewonnen hatten, verloren sie 86 lange Jahre hintereinander. Die Fans sprachen vom "Curse of Bambino", denn die Mannschaftsbosse verkauften den Star Babe Ruth ("The Bambino") an die Yankees. 2004 erlangten sie endlich wieder Oberhand und gewannen die World Series. Das Drehbuch musste nachträglich geändert werden, wodurch es an Authentizität gewann.
AVIVA-Tipp: Das Ziel des Filmes, eine Dreiecksgeschichte der besonderen Art zu erzählen, ist nur zum Teil gelungen. Die Motive - Gegensätze in Beziehungen, Toleranzfähigkeit und zur Gemeinsamkeit finden - werden nicht besonders differenziert dargestellt, sondern das Paar wirkt die meiste Zeit trotz der unterschiedlichen Vorlieben erstaunlich harmonisch.
Fever Pitch - Ein Mann für eine Saison
USA 2005, 103 Minuten
Regie: Peter Farelly, Jimmy Fallon Bobby Farelly
Drehbuch: Lowell Ganz, Babaloo Mandel
DarstellerInnen: Drew Barrymore, Jimmy Fallon, KaDee Strickland, Michael Rubenfeld, Brandon Craggs
Verleih: 20th Century Fox
Startdatum: 27.10.2005
Der Film im Web: www.einmannfuereinesaison-derfilm.de