Letzte Ausfahrt Brooklyn - jetzt auf DVD - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kunst + Kultur



AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 25.04.2005


Letzte Ausfahrt Brooklyn - jetzt auf DVD
Danielle Daum

Die Verfilmung des Skandalromans von Hubert Selby zeichnet in drei miteinander verknüpften Episoden ein düsteres Bild vom New York der 50er Jahre, einer Stadt voll Gewalt, Rassismus und Ausbeutung.




Brooklyn 1952. In Korea wird gekämpft, im Viertel Red Hook gestreikt. In den Kaschemmen und Kneipen treffen sie aufeinander - GIs und Matrosen, Arbeitslose und Arbeitsscheue, Transvestiten und Mädchen, deren Körper für ein paar Drinks zu haben sind. Der Gewerkschaftsfunktionär Harry Black (Stephen Lang), der Transvestit Georgette (Alexis Arquette) und der Straßenjunge Sal (Stephen Baldwin) versuchen ebenso wie viele andere in einem Inferno voll Hass, Gewalt und Verzweiflung zu überleben. Harry ist verheiratet und lebt auf Kosten der Streikkasse seine Homosexualität aus, bis er gefeuert wird. Die Gelegenheits-Prostituierte Tralala (Jennifer Jason Leigh) nimmt GIs aus und endet nach einer Massenvergewaltigung in einem Hinterhof. Streikposten Big Joe zwingt den Freund seiner schwangeren Tochter inmitten dieser düsteren Atmosphäre zur Hochzeit. Nach einer Straßenschlacht mit Streikbrechern und Polizisten gibt die Fabrikleitung schließlich den Gewerkschaftsforderungen nach und in Brooklyn kehrt vorerst wieder Ruhe ein.

Episoden aus dem 1964 veröffentlichten Roman "Last Exit to Brooklyn" von Hubert Selby lieferten Uli Edel und Desmond Nakano das Material für dieses schockierende und schwer verdauliche Sozialdrama über die Kehrseite des amerikanischen Traums von Freiheit und Wohlstand. Ohne Wertung zeigt Uli Edel das Elend von Menschen, die 1952 in den Slums von Brooklyn keine Zukunftsperspektive haben. Es geht um Sehnsucht, Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung, Aggression, Brutalität, aber auch um Liebe und Zärtlichkeit.

Zum Regisseur:
Uli Edel
wurde am 11. April 1947 in Neuenburg geboren und sieben Jahre in einem Jesuitenkolleg erzogen. Schon damals entdeckte er seine Leidenschaft für Theater und Film und experimentierte viel mit Super 8. In München studierte er an der Filmhochschule zusammen mit Bernd Eichinger und Herman Weigel. Die drei freundeten sich schnell an und arbeiteten gemeinsam an ihren Übungsarbeiten. Zusammen mit ihnen entdeckte Edel die Nouvelle Vague aber auch seine Liebe zum populären amerikanischen Film, besonders dem Western. Parallel zum Studium nahm Edel Schauspielunterricht, entdeckte jedoch schnell, dass er sich selbst "mit Sicherheit nie besetzen" würde, profitierte aber dennoch von diesen Erfahrungen für seine künftige Arbeit mit Schauspielern. 1980 fand sich das auf der Hochschule zusammengewachsene Team Eichinger (Produktion), Weigel (Drehbuch) und Edel (Regie) erstmals zu einem größeren Projekt zusammen: der Verfilmung der authentischen Geschichte von "Christiane F". Mit dem Untertitel "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" machte der Film ein Jahr später in Deutschland und im Ausland Furore und wurde ein Welterfolg. Ende 1987 reaktivierte das Trio seine erprobte Zusammenarbeit für ein noch größeres Unternehmen: Für 30 Millionen Mark entstand in den USA "Letzte Ausfahrt Brooklyn" nach dem gleichnamigen Roman von Hubert Selby. Die Verwirklichung des Projekts nahm zwei Jahre in Anspruch, brachte aber nicht den erwarteten Erfolg. Gelungen ist hingegen Edels Filmbiografie "Rasputin" (1996) mit Alan Rickman in der Rolle des sibirischen Mönchs. Und auch der Kinderfilm "Der kleine Vampir" (2000) überzeugte durch gute Tricks und Besetzung. 2002 folgte das aufwändige Historienspektakel "Julius Caesar", das Edel als TV-Zweiteiler realisierte.

AVIVA-Tipp: Mit "Letzte Ausfahrt Brooklyn" führt Uli Edel die Zuschauerin einmal mehr an einen schwarzen Abgrund und läßt sie ohne jede Hoffnung und völlig desillusioniert allein zurück. Die Charaktere sind, wenn auch hochkarätig besetzt, eindimensional und ohne Gefühl konstruiert. Obwohl Edel stets versucht, die Realität authentisch abzubilden, ist der Film ebenso wie "Die Kinder vom Bahnhof Zoo" von 1980 stark überzeichnet und nicht wirklich repräsentativ für das New York der 50er Jahre. Wer sich wirklich für das Leben in den USA um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts interessiert, ist mit Hemingway und Steinbeck besser beraten, als mit diesem aktionsgeladenen, pseudointellektuellen Gesellschaftsdrama.



Letzte Ausfahrt Brooklyn
Regie: Uli Edel
DarstellerInnen: Alexis Arquette, Stephen Baldwin, Stephen Lang, Jennifer Jason Leigh, Burt Young u.a.
Format: Dolby, Surround Sound, PAL
Sprachen: Deutsch, Englisch
Dauer: 98 Min. Film + 50 Min. Extras
ISBN/EAN: 4011976827184
Erschienen: 10.02.2005
FSK: 16 J.
19,99 Euro100012831827"




Kunst + Kultur

Beitrag vom 25.04.2005

AVIVA-Redaktion