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Beitrag vom 18.03.2010
Zeebee - Be My Sailor
Tatjana Zilg
Im Sommer 2007 erkor Waldeck die österreichische Sängerin mit der bitterzart-dynamischen Stimme zur Hauptdarstellerin für seine "Ballroom Stories". Pünktlich zu den ersten Sonnenstrahlen des ...
... Frühjahrs 2010 legt Zeebee nun ihr drittes Soloalbum vor.
Ihre Vorgängeralben "Chemistry" und "Priorities" erlangten durch Experimentierfreude und elegante Extravaganz die Gunst anspruchsvoller HörerInnen. Für "Be My Sailor" erweiterte sie diese musikalische Linie um eingängige Komponenten, sofort ins Ohr springende Beats sowie dunkel-schöne, ruhige und sphärisch-romantische Momente.
Waldeck wurde jedoch nicht von Bord verwiesen: Er zieht im Hintergrund die Fäden und gestaltete den Sound mit, der die sich wellenförmig von samtig-zart bis kraftvoll-rauchig dahinbewegende Stimme von Zeebee umgibt. Auch ist er der Gründer des Labels Dope Noirs, unter dessen Dach Zeebee ihr Folgewerk veröffentlicht hat und welches im Jahr 2010 seinen 10. Geburtstag feiern wird.
Mit dramatischen Gestus fordert als Einstiegs-Song der Albumtitelgeber "Be My Sailor" die Aufmerksamkeit ein. Ein markant gedubbter Beat setzt deutliche Orientierungspunkte für die Seeleute, die Zeebee zu sich einlädt. Durch sehnsuchtserfüllte, dezent platzierte Streicher schmeichelt sich der Song wenig später tief in die Seelen und nimmt den anfänglichen Pathos wieder zurück.
Ein angenehmer Wechsel von Temperament und Sanftmut zeichnet auch die weiteren Songs des Albums aus. Die Texte umwirbeln dabei Themen wie Liebe, Schmerz, Eifersucht, Krieg, Veränderung und Identitätsverlust, wobei Zeebee ihre Inhalte stets glaubhaft und in ergreifender Intensität vermittelt. So entsteht ein angenehm tragender, oft mitreißender und manches Mal übersprudelnder Fluss aus Sound- und Wortgestalten. Referenzen an die Schätze der Musikgeschichte sind geschickt eingearbeitet und schmiegen sich natürlich und ohne Exzentrik in den Gesamtverlauf ein wie der abgründig-dunkel schimmernde Blues in "You Do Me Wrong" oder die melancholisch-fernwehtrunkene Nu Country-Stimmung in "Fairy Tale".
Einen Flirt mit der Sprache des Savoir Vivre geht Zeebee in "La Belle Nation" ein, in dem durch pointierte Einbindungen von Außengeräuschen die Phantasie in südliche Straßenszenerien gelockt wird. Als Tanzflächenmagneten vorgemerkt werden können die Ohrwürmer "In Peace We Live" und "Jealous", die ihren eingängigen Electro-Swing durch die Zugabe von burleskem Witz und schrägen Sound-Spielereien zu einem einzigartigen Erlebnis werden lassen.
Weiterhören: Waldeck und Saint Privat
Zeebee im Netz: www.zeebeemusic.com und www.myspace.com/zeebeezeebee
AVIVA-Tipp: Von der Kritik wurde Zeebee schon öfter als Billy Holiday 2.0 gefeiert. Moderne und bewährte Elemente fügt sie zu ihrem eigenen Stilwerk zusammen und gewinnt mit ihrem facettenreichen Gesang und einem pulsierenden, rhythmisch aufgeweckten Sound-Strudel sicher nicht nur die Herzen der Seeleute.
Zeebee
Be My Sailor
Label: Dope Noir, Soulfood, VÖ März 2010