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Beitrag vom 04.06.2009
Der rote Punkt - Regie Marie Miyayama
Tatjana Zilg
Eine japanische Studentin reist spontan nach Bayern. Sie hofft, dort die Schatten ihrer Vergangenheit aufhellen zu können und trifft auf eine deutsche Familie, die nach außen hin die Fassade ...
... aufrecht erhält, im Inneren aber seit langer Zeit zerrissen ist.
Wie eng das Drama all dieser Lebenswege miteinander verzahnt ist, enthüllt die Regisseurin Marie Miyayama in einer leisen Filmsprache. Wer sich auf sie einlässt, wird den Kinosaal tief berührt verlassen. Die Dialoge kommen mit erstaunlich wenig Worten aus, wodurch die Handlung auf das Wesentliche zentriert und zugleich das Drama in seinem Wechselspiel aus Trauma und Alltäglichkeit betont wird: Es geht um Verlust und die erschreckende Unveränderbarkeit des plötzlichen Todes.
Die japanische Studentin Aki Onodera (Yuki Inomata) wächst bei ihrer Tante und deren Ehemann auf. Sie haben ein gutes, konfliktfähiges Verhältnis zueinander, nur über den Tod ihrer Eltern wird wenig gesprochen. Ein roter Punkt auf einer Landkarte, die Aki mitsamt einem geheimnisvollen Paket aus Deutschland erhalten hat, wird zum Symbol des dunklen Flecks in ihrer Vergangenheit.
Eines Tages macht sie sich auf die weite Reise und die KinozuschauerInnen sehen sie als schlanke, zerbrechliche Gestalt mit einem schweren Rucksack bepackt im bayrischen Land umher wandern. Allein dieser Kontrast entfaltet eine intensive Wirkung und es ergeben sich so neue Blickwinkel auf Deutschland. Die Menschen in der Provinz begegnen Aki etwas scheu und befremdet, sind aber durchaus freundlich und versuchen ihr, trotz gegenseitiger Sprachschwierigkeiten, bei der Suche nach dem Ort, den der rote Punkt auf ihrer Landkarte markiert, zu helfen. Lange Zeit erfährt dabei keine(r) so richtig, was der rote Punkt eigentlich kennzeichnen soll. Vermutungen bieten sich viele an und es besteht kein Zweifel daran, dass es etwas sehr Tragisches und Folgenschweres sein muss.
In der Begegnung mit der Familie des achtzehnjährigen Elias Weber (Orlando Klaus) deutet sich mehr und mehr an, unter welchen Umständen Aki ihre Eltern verloren hat. Der junge Mann, der im Dauertwist mit seiner Umgebung steht, und seine etwas ältere Schwester, haben Aki eingeladen, einige Tage bei ihnen zu wohnen. Schließlich wird nicht nur Akis Geschichte aufgelöst, sondern auch die grundlegenden Ursachen für die aggressive Beziehungsdynamik zwischen Elias und seinem Vater.
AVIVA-Tipp: Die Regisseurin nimmt sich viel Zeit, ihre Figuren zu entwickeln, und lässt sie dem Kinopublikum unaufdringlich ans Herz wachsen. Einen cineastischen Höhepunkt bietet die ausgesprochen gelungene Darstellung des Geister-Rituals, das Aki gegen Ende des Filmes zu Ehren ihrer Eltern auf einer bayrischen Waldlichtung ausführt.
Zur Regisseurin: Marie Miyayama , geboren 1972 in Tokyo, Japan. Nach ihrem Studium der Creative Writing und Filmwissenschaft an der Universität Waseda ging sie 1995 nach Deutschland, wo sie Theaterwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München studierte und 1998 an die Hochschule für Fernsehen und Film München wechselte. Während ihres Studiums drehte sie mehrere Kurzfilme und Dokumentarfilme, bei denen interkulturelle Themen im Mittelpunkt stehen. "Der Rote Punkt" ist ihr erster abendfüllender Spielfilm. (Quelle: Verleih-Info)
Der rote Punkt
Deutschland/Japan 2008
Regie und Montage: Marie Miyayama
Buch: Marie Miyayama, Christoph Tomkewitsch
DarstellerInnen: Yuki Inomata, Hans Kremer, Orlando Klaus, Imke Büchel, Zora Thiessen
Länge: 82 Minuten
FSK: Ohne Altersbeschränkung
Verleih: Movienet Film
Kinostart: 04.06.2009
Weitere Infos zum Film unter: www.derrotepunkt-derfilm.de