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Beitrag vom 15.05.2009
Elli - Human
Silvy Pommerenke
Da ist sie wieder, Elli Erl, ehemalige Gewinnerin von Deutschland sucht den Superstar. Glücklicherweise entfernt sie sich immer mehr aus diesem nicht wirklich rühmlichen Umfeld und liefert ...
... ein drittes, ausdrucksstarkes Rockalbum ab, das Vergleiche mit Melissa Etheridge nicht zu scheuen braucht.
Mittlerweile hat sie also ihr neues Album aufgenommen, unterscheidet sich musikalisch nicht sehr von ihrer ersten CD, auch wenn sie sich optisch stark verändert hat und bleibt sich trotzdem bei allem vor allem treu – das ist mehr, als manch andere/r von sich sagen kann. Ihr musikalisches Konzept von Rocksongs scheint etwas antiquiert zu sein, bietet aber auch gleichzeitig den angenehmen Kontrapunkt zu den derzeitigen deutschen Pop- und Soulgrößen. Elli steht für sehr handgemachten Rock, der ohne großartige Extravaganzen auskommt, der für sich spricht und der vor allem durch ihre erdige Stimme überzeugt.
Der Fluch von DSDS scheint sich ganz langsam von ihr abzulösen, der gleichsam für sie der Zutritt zum großen Musikbusiness bedeutete. Zwar nahm sie schon als 19-Jähirge ihr erstes Album mit einer Band auf, bewarb sich im Frühjahr 2004 für das besagte Casting-Portal, und dennoch ging und geht sie ihren ganz eigenen Weg. Wie gut, dass es Elli Erls in dieser Welt gibt!
Anspieltipps: "Wonderdrug" überzeugt durch Steelguitar und phänomenaler Stimme von Elli, die darauf herzerfrischend rau und unangepasst klingt. Ganz so, wie man es sich von einer Rocksängerin wünscht. Aber bei diesem Song handelt es sich nicht nur um einen schlichten Rocksong, sondern er ist mit (männlichem) Hintergrundchor, cool verschnupfter Stimme der Sängerin und mit Klavier ausgestattet, so dass er ein echter Hinhörer dieses Albums ist. Auf "Lose myself" lässt es die Frau aus Bayern so richtig krachen, mit fetten Gitarreneinlagen, unbändigem Gesang und ganz viel Emotionen – Emo-Rock, wie er im Bilderbuch steht. Dass Elli auch die dramatische Schiene drauf hat, beweist sie mit "Connected". Auf dem Song zieht sie alle Register des schmerzvollen Liebeslebens, das noch um eine Nummer angezogen wird auf dem Song "Run away", auf dem es dann so richtig ins Schmerzvolle und Sehnsüchtige abdriftet. Mit der schönste Song des Albums ist allerdings "On my mind", der durch sensibles Songwriting, emotionalen Gesang und eine fröhliche Melodie überzeugt. Und dann taucht noch als ultimativer Abschluss des Albums "Would you" auf. Für diesen Song werden die Fans von Elli sie lieben, denn darauf sind nicht nur die Emotionen pur vertreten, sondern sie erweist sich hierauf auch als erstklassige Sängerin, die ein unglaubliches Potenzial hat, das bei den härteren Songs leider manchmal etwas zu kurz kommt.
Elli im Netz: www.elli-e.de und auf MySpace
Weiterhören: Melissa Etheridge und Sarah Bettens
AVIVA-Tipp: Mittlerweile hat sich Elli in der deutschen Musikszene etabliert, ohne dass man als erstes an Deutschland sucht den Superstar denkt. "Und das ist auch gut so", würde der Berliner Bürgermeister Wowereit sagen, denn Elli Erl bedient einen musikalischen Markt abseits der Soul-, Pop- und Mainstream-Charts. Sie macht immer noch herzerfrischenden Rock, der Gute-Laune-Stimmung verbeitet, mit einer Prise Balladen, die zwischendurch immer wieder zum tiefsinnigen Innehalten einlädt.
Elli
Human
Label: Neo-Wannse / Sony BMG, Mai 2009