Inside Hollywood - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kunst + Kultur



AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 28.03.2009


Inside Hollywood
Henriette Jankow

Barry Levinson wirft einen satirischen Blick auf das Filmgeschäft und konnte die Crème d la Crème für die Besetzung gewinnen. Robert De Niro in der Hauptrolle des glücklosen Produzenten, ...




... Bruce Willis und Sean Penn spielen sich selbst.

Ben (Robert De Niro) arbeitet im wilden Hollywood-Dschungel als Produzent. Sein Leben ist der ganz normale Wahnsinn, den die Filmindustrie so mit sich bringt. Der letzte von ihm produzierte Film "Fiercely" kommt trotz der Glanzleistung Sean Penns (Sean Penn) nicht nur bei der unterkühlten Studiochefin Lou (Catherine Keener) nicht gut an, sondern hat beim Probescreening vernichtende Kritiken erhalten. Der Grund dafür war nicht zuletzt das Ende, in welchem der exzentrische Regisseur Jeremy Brunell (Michael Wincott) seine Gewaltphantasien an der Erschießung eines Hundes auslebt. Ben muss Jeremy überzeugen, das Ende des Films umzuschreiben, um die Verluste des Studios möglichst gering zu halten.

Damit nicht genug, steht auch schon mit dem neuen Filmprojekt jede Menge Ärger ins Haus. Star des Films ist ein ebenso cholerischer wie gesichtsbehaarter Bruce Willis (Bruce Willis), der sich weigert, seinen lange gezüchteten Bart abzurasieren. Willis` neurotischer Agent Dick (John Turturro) ist Ben keine besonders große Hilfe, den Superstar zur Kooperation zu bewegen. Er leidet nämlich unter Magengeschwüren und hat vor niemandem mehr Angst als vor seinen Klienten.

Natürlich geht es auch privat in Bens Leben drunter und drüber. Einmal die Woche geht er mit seiner Ex-Frau Kelly (Robin Wright Penn) zu einer Paartherapie der anderen Art. Ziel soll sein, dass beide glücklich von einander getrennt leben können. Doch Ben hegt noch Gefühle für Kelly und sieht es deshalb auch gar nicht gern, dass sie mit dem verheirateten Drehbuchautor Scott Solomon (Stanley Tucci) anbandelt.

Barry Levinson plaudert aus dem Nähkästchen der bissigen Filmwelt. So authentisch wie möglich sollte der Film sein. Eine "unmittelbare und organische" Wiedergabe der Lebensweise in der Stadt der Engel liefert der Film mittels rasanter Kamerafahrten und Zeitraffermodi. Technisch raffiniert, wenn auch nicht neu, ist ebenso das Konzept des Films im Film. So ist der Soundtrack von "Fiercely", den Ben stets auf seinen Autofahrten auf L.A.s Highways hört, mit dem des gesamten Films identisch.

Das Drehbuch basiert auf den Memoiren des Produzenten Art Linson, dessen Stern dereinst - ebenso wie Bens zum Ende des Films - am Hollywoodhimmel rapide zu sinken drohte. Dass es sich bei "Inside Hollywood" um einen Independent-Movie handelt, sieht man dem Film in keiner Sekunde an. Vielmehr scheint er ein Sammelbecken für Hollywoodgrößen zu sein. Der Film im Film zeigt, dass große Stars großes Geld bringen. Diesem Grundsatz scheint "Inside Hollywood" auch gefolgt zu sein. Man setzt auf altbewährte Kassenmagneten wie Robert De Niro, Stanley Tucci oder eben Bruce Willis. Doch reicht dieses Staraufgebot aus, um eine kluge Satire auf das tollwütige Filmbusiness zu machen? Der Film liefert nichts über die Welt, in der Schein mehr als Sein ist, was man nicht schon gehört oder gesehen hätte. So ganz gelingt es ihm nicht, den gängigen Klischees ein Bein zu stellen, und sie als solche zu entlarven. Vielmehr werden sie bestätigt: Da wären der extravagante Regisseur, der ebenso Leadsänger einer Hard-Rock-Band sein könnte und eine profunde Affinität zu Drogen pflegt und der angstneurotische Star-Agent, der sich am meisten vor seinen eigenen Klienten fürchtet. Der große VIP darf auch nicht fehlen. Hier ist es Bruce Willis, der eine cholerische Version seiner selbst zum Besten gibt, und in dessen Figur sämtliche Klischees eines Allüren beladenen Superstars kulminieren. Ein austauschbares hübsches kleines Starlet, eine eisenharte, unterkühlte Studiochefin und die Ex-Frau, die auch nicht so richtig weiß, ob sie die Beziehung auffrischen oder sich doch lieber zu neuen Ufern aufmachen soll, machen die Sammlung typischer Hollywood-Figuren komplett.

Zum Regisseur: Barry Levinson, 1942 in Baltimore geboren, nahm zunächst in Los Angeles Schauspielunterricht und gelangte über sein Dasein als Comedian zum Schreiben von Drehbüchern. 1989 bekam er den Oscar für seine Regiearbeit am Film "Rain Man" mit Tom Cruise und Dustin Hoffman. Weitere Filme, bei denen er Regie führte sind unter anderem "Good Morning Vietnam", "Sleepers" und die Polit-Satire "Wag the dog".

AVIVA-Fazit: Auch die Raffinesse der Kameraführung kann über einige Schwächen der zuweilen vorhersehbaren Story nicht hinwegtäuschen. Hollywood parodiert sich selbst und liefert dabei nichts Neues. Wer sich ein Gag-Feuerwerk erhofft, wartet vergeblich auf die Zündung und wird sich mit ein paar mal Schmunzeln zufrieden geben müssen.

Inside Hollywood / What Just Happened?
im Verleih von Concorde
USA, 2008
Regie: Barry Levinson
DarstellerInnen: Robert De Niro, Bruce Willis, Stanley Tucci, John Turturro, Kristen Stewart
Filmlänge: 107 Minuten
Kinostart: 26. März 2009


Kunst + Kultur

Beitrag vom 28.03.2009

AVIVA-Redaktion