Ulrike Haage - In:Finitum - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kunst + Kultur



AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 28.01.2011


Ulrike Haage - In:Finitum
Yasmine Georges

Exquisite Tonexperimente präsentiert die allseits bekannte Pianistin auf ihrem dritten Soloalbum. Zwischen Wortlosigkeit und Klangkomfort, zwischen ausbalancierten und chaotischen Arrangements...




... bewegt sich Ulrike Haage - ein Klanggenuss der Extraklasse.

Die 1957 in Kassel geborene Klangkünstlerin ist längst kein unbeschriebenes Blatt mehr. Wie so viele MusikerInnen, fand auch sie früh ihre Leidenschaft und nahm bereits in jungen Jahren Klavierunterricht, unter anderem bei dem berühmten Pianisten Bill Evans. Nach ihrem Musik- und Musiktherapiestudium in Hamburg blieb sie der Hochschule treu und wurde Dozentin für Improvisation und Orchesterleitung. Zeitgleich begann sie zu komponieren und trat als Pianistin der ersten deutschen Frauenbigband "Reichlich weiblich" auf. Seit 1989 war sie als Mitglied der "Rainbirds" bekannt. Zusammen mit Katharina Frank bildete sie das Herzstück der Gruppe. Ulrike Haage kam indes nicht zur Ruhe und war, neben der Arbeit für die Theatermusikgruppe "Stein", in diversen Projekten tätig. 2003 erhielt sie als erste Frau und bis dato jüngste Pianistin den "Deutschen Jazzpreis". Ein Jahr später erschien ihr Solo-Debüt "Sélavy", 2006 folgte die zweite Instrumental-CD "Weißes Land".

Mit ihrem dritten Album macht sich die Pianistin nun erneut auf die Suche nach dem vollkommen Klang. Dabei bleibt sie nicht allein. Mit ihrem Team, bestehend aus dem Schlagzeuger Eric Schaefer, dem Saxophonisten Uwe Steinmetz und der Mezzosopranistin Franziska Markowitsch, kreiert sie ihre außergewöhnliche Musik. Die Stücke bewegen sich zwischen Improvisation und wohlüberlegter Komposition, mal klingen sie betont gefühlvoll, mal klanghart auf dem Punkt gebracht. Zur ersten Art gehört das durchweg auf- und abwogende "Blattseele", die Nummer Acht der CD. Ganze 9 ½ Minuten erforscht die Pianistin die Vielfältigkeit des Klangs. Mit dem durchgehenden Takt erinnert das Stück ein wenig an afrikanische Trommelstücke, das Piano tritt bisweilen dezent in den Hintergrund und vollendet die Klangposition.

Nicht so auf "Was nie geschrieben wurde", auf dem das Klavier den Platz des Schlagzeuges einnimmt. Diese Nummer ist ein wunderbares Beispiel für Ulrike Haages ausgereiftes Kompositionsgespür. Das Zusammenspiel von Piano und Saxophon ist betörend, bis das Schlagzeug just an der Grenze zur Eintönigkeit einsetzt und die Nummer aus dem Gleichklang reißt. Überhaupt ist es überraschend, wieviele Klangnuancen Ulrike Haage dem Klavier zu entlocken vermag. "In:Finitum" wird zur Reise durch die Phantasie einer Künstlerin, die vor musikalischen Abwegen keine Scheu hat und der es gelingt, sich auf einem Konzeptalbum durchweg neu zu erfinden.

"Man kann mit einem Ton alles sagen. Auf ´In:Finitum´ wollte ich an den Punkt gelangen, an dem die Musik wirklich zeitlos ist.", erzählt die Pianistin. Mit ihren wortlosen Kompositionen, die sich am Rande aller bekannten Klangfolgen bewegen, erreicht sie tatsächlich, die Zeit vergessen zu machen. Ulrike Haages Stücke gewähren den Zuhörerinnen einen flüchtigen Blick in die unendlichen Weiten der Musik.

AVIVA-Tipp: Eines von Haages Hörspielprojekten heißt "Die Stille hinter den Worten". Vielleicht sucht sie auch jetzt noch nach dieser Stille, nach der Melodie, die sich hinter dem Gesprochenen verbirgt. Oder ist es andersherum, sind es die Worte, die die Stille nach den Tönen füllen? Ulrike Haage macht sich mit "In:Finitum" letztere Sichtweise zu Eigen und vertont Augenblicke, Gefühle, Impressionen und Farben, ganz ohne Worte.

Ulrike Haage
In:Finitum

Label: blue pearls music, VÖ: 14.01.2011

Weitere Infos zur Künstlerin finden Sie unter: www.ulrikehaage.com

Weiterhören und Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:

"Ulrike Haage - Weißes Land"

"Ulrike Haage – Die Stille hinter den Worten"

"Interview mit Ulrike Haage"


(Quellen: AVIVA-Berlin, black pearls music)


Kunst + Kultur

Beitrag vom 28.01.2011

AVIVA-Redaktion