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Beitrag vom 02.07.2010
Bine - thin red line
Claire Horst
Schon ihr Name verrät es: Bine legt Wert auf Schnörkellosigkeit. Wer sich als Künstlerin "Bine" nennt, verzichtet auf alberne Attitüden. Und so klingt ihr Album auch: ehrlich und bodenständig.
Eine Frau und ihre Gitarre - das genügt tatsächlich, um gute Musik zu produzieren. Erprobt hat Bine, die eigentlich Sabine Rahn heißt und aus Frankfurt am Main stammt, ihre Gesangskünste auf zahllosen Bühnen, in Kneipen und open air. Schon als Kind sang sie im Chor und brachte sich selbst das Gitarrespielen bei. Eine echte Liedermacherin eben. In Eigenproduktion hat sie mit "You Went With The Waves" bereits 2004 ein Minialbum veröffentlicht. "Thin red line" ist jedoch ihr erstes Album bei einem professionellen Label.
In der Tradition von Joan Baez oder Melissa Etheridge nutzt Bine ihre Musik, um Geschichten zu erzählen. Allerdings ist sie keine politische Sängerin wie Baez, sondern bleibt textlich ganz im persönlichen Bereich. Um Liebe geht es da, und Freundschaft, um Enttäuschung und Erinnerung. Geschichten also, die aus dem Leben gegriffen sind, von denen sich jede Zuhörerin angesprochen fühlen kann. Inspirieren lässt Bine sich von alltäglichen Begebenheiten. So hat sie eine Runde Tischkickern im heimatlichen Club zu einem Song verarbeitet, wie sie in einem Interview erzählte.
Von ganz normalen Menschen erzählen ihre Lieder, unaufgeregt und dennoch ausdrucksvoll: "there he is with his brown hair and his blue shirt / talking to somebody - do you think you`ll win the game like this" ("Mr. Orange"). Bines Stimme eignet sich gut zu diesem persönlichen Storytelling, einfühlsam, weich und immer leicht melancholisch unterstreicht sie den Ausdruck der Texte. In den langsamen Titeln kommt ihre gefühlvolle Stimme dabei am besten zum Tragen. Die Sängerin verlässt sich größtenteils auf sich und ihre - natürlich akustische - Gitarre: "Ich fragte meine Gitarre, ob wir eine Band sein wollen… und sie hat ja gesagt!" Unterstützt wird sie nur von ihrem Produzenten Simon Rauland, der in einigen Stücken als Percussionist zu hören ist.
Meistens singt sie auf Englisch, was stellenweise zu merkwürdigen Textkonstruktionen führt. Aber das muss ihrem Erfolg ja keinen Abbruch tun, zahllose deutsche Bands sangen ein deutsch gefärbtes Englisch, am bekanntesten vielleicht die Scorpions. Mit denen hat Sabine Rahn ansonsten wenig zu tun, abgesehen vom gemeinsamen Anspruch, mit beiden Beinen auf dem Boden zu stehen und unverstellte Musik zu machen.
AVIVA-Tipp: Unkomplizierte und entspannte Gitarrenmusik von einer jungen deutschen Sängerin. Ein wenig mehr Verve würde man den Songs wünschen, etwas mehr Energie, denn die Sängerin trägt viele Lieder in dem gleichen getragenen Ton vor. Ein besonderes Erlebnis ist es sicherlich dennoch, Bine auch live zu erleben. Da funktioniert das Geschichtenerzählen am allerbesten.
Bine im Netz:
www.bine-musik.de
www.myspace.com/binemusic
Bine - Thin red line
VÖ: 25.06.2010
Stereoflex Records
Tourdaten:
09. Juli 2010 - Freiburg - Zeltmusikfestival (ZMF) - 19 Uhr
09. Juli 2010 - Freiburg - Mensa Somergarten
14. Juli 2010 - Berlin - LUX
15. Juli 2010 - Leipzig - Status
16. Juli 2010 - Hannover - Marlene - Einlass 19 Uhr
17. Juli 2010 - Frankfurt am Main - Bett Club - Einlass 21 Uhr