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Beitrag vom 12.05.2010
Amanda Jenssen - Happyland
Lisa Erdmann
Ihr Heimatland liegt ihr bereits seit 2007 zu Füßen, jetzt will die "Swedish Idol"-Zweite auch die Europäischen Charts erobern. Mit koketten Burlesque-Attitüden und jazzigem Big-Band-Flair...
... präsentiert Amanda Jenssen auf "Happyland" ihren HörerInnen ihr ganz persönliches Klang-Paradies.
Dass die deutsche TV-Landschaft an einer akuten Casting-Show-Überschwemmung leidet, ist jeder bekannt. Dass die mittlerweile unzähligen "Super-Pop-Stars" nach ihrem lang erkämpften Sieg in der Regel umso schneller wieder in der Versenkung verschwinden, leider auch.
Zum Glück gibt es aber auch Länder, in denen Casting-Shows noch echte Talente zu Tage fördern. Denn während Deutschland immer noch auf der quotenfördernden Suche nach neuen "Gesangswundern" ist, hat Schweden mit Amanda Jenssen bereits im Jahr 2007 seinen (echten) Superstar gefunden. Kaum zu glauben, dass die 22-Jährige damals eigentlich nur den undankbaren zweiten Platz belegte.
Völlig unbedarft ging die 1988 im südschwedischen Lund geborene Miss Jenssen jedoch nicht in die musikalische Challenge - ihr eindrucksvolles Organ fand bereits bei der von ihrem Vater ins Leben gerufenen Jazz-Cover-Combo "Amanda And The Papas" Verwendung. Seitdem hat Amanda den Blues im Blut. 2008 unterzeichnete sie ihren ersten Plattenvertrag und veröffentlichte noch im selben Jahr ihr Debütalbum "Killing My Darlings", welches mit mehr als 50.000 verkauften Exemplaren prompt auf Platz Eins der schwedischen Charts landete, Doppelplatin-Status erreichte und das meistverkaufte Album des Jahres war.
2009 legte Amanda Jenssen nach und präsentierte ihrem Heimatland ihr zweites Studioalbum "Happyland", an welchem sich nun endlich auch das restliche Europa erfreuen kann. Die rauchig-schmeichelnde Stimme der jungen Sängerin, die sich an klangvollen Swing-, Jazz- und Pop-Elementen reibt und von Liebe und Leidenschaft über Flucht bis hin zu Wut und Trauer so ziemlich alle Gefühlszustände bedient, wird mit Sicherheit eine Vielzahl der HörerInnen erfreuen.
Nach dem bereits in den Charts vertretenen, noch recht Synthesizer-geprägten Opener des gleichnamigen Albums wird frau sogleich von dem antreibenden "Save Me For a Day" begeistert. Scheppernde Bläser und ein drängender Takt legen sich schwungvoll unter die Charakter-Stimme der Sängerin. Das berauschende Spektakel endet so schnell, wie es begann und wird von der sanften Ballade "Autopilot" abgelöst. Die Hörerin fügt sich der Melancholie und staunt über phonische Parallelen zu Regina Spektor, Duffy oder auch Ingrid Michaelson.
Orchestral wird es bei dem an einen feurigen Tango erinnernden fünften Titel "Our Time" und dem romantischen Track "I Choose You" gegen Ende des Longplayers. Dazwischen sorgt die folkige Piano-Nummer "The Rebounder" für gute Laune, und das dreckige "Charlie" macht zuweilen sogar Basseys "Big Spender"-Version Konkurrenz. An längst vergangene Zeiten erinnert auch der Titel "Look What They`ve Done To My Song". 1970 von Melanie Safka an die Welt verschenkt, veröffentlichte die Chanteuse Daliah Lavi im selben Jahr eine deutsche Variante des Songs. In den folgenden Jahren versuchten sich KünstlerInnen wie Ray Charles und Barbara Streisand, Nina Simone und The New Seekers an einer englischen Coverversion und nun, im Jahr 2010, beglückt uns Amanda Jenssen mit der saloontauglichen "Western Swing"-Neuauflage des Evergreens.
Rauchig-schmutzig erklingen auch die Stücke "Borderline" und "Common Henry", die beide darüber hinaus mit einer guten Portion Wiedererkennungswert ausgestattet sind. "Gangster-Jazz" nennt die Schwedin ihren bunten Genre-Mix und singt sich damit hoffentlich bald auf alle großen Bühnen der Welt. Schließlich verspricht das facettenreiche "Happyland" der Hörerin berauschende Live-Performances.
Die Texte des Albums stammen im Übrigen alle aus Jenssens eigener Feder. Für die Musik und die Produktion holte sie sich jedoch den Wannadies-Gitarristen Pär Wiksten an ihre Seite. Im berüchtigten Atlantis-Studio in Stockholm nahmen die beiden das Klangwerk "Happyland" auf, das später in New York von Brian Sperber (der schon für MusikerInnen wie Patti Smith und Julian Casablancas produziert und gemixt hat) abgemischt wurde.
Die Künstlerin selbst beschreibt ihr neues Album als "...ein Buch, in dem jeder Song ein Kapitel ist. Ein Buch, an dem über anderthalb Jahre geschrieben wurde, in Tour-Bussen und in langen Nächten in meiner Einzimmerwohnung im Süden von Stockholm. Es ist stark und wirklich persönlich, rein und gleichzeitig schmutzig und voll überschwänglicher Eleganz."
Amanda Jenssen im Netz: www.amandajenssenmusic.com
www.myspace.com/amandajenssen
AVIVA-Tipp: Amanda Jenssens "Happyland" bietet rauchige, swingende Songs, die sich sowohl in den Nachtclubs und Bars der 1920er Jahre, als auch in den Tanztempeln des 21. Jahrhunderts zuhause fühlen können. Ein Hörvergnügen, das zwischen Jazz, Country, Swing und Pop immer die richtigen Töne trifft.
Amanda Jenssen
Happyland
Label: Sony Music, VÖ: Mai 2010
Weiterhören auf AVIVA-Berlin:
Regina Spektor - Begin To Hope
Ingrid Michaelson - Girls And Boys
Duffy - Rockferry