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Beitrag vom 13.10.2009
The Cove - Die Bucht. Ein Film von Louie Psihoyos
»Nana« Nicole Wenger
Millionen von ZuschauerInnen schlossen "Flipper" in ihr Herz. Delphin-Shows und Groß-Aquarien liegen hoch im Kurs. Doch hinter den Kulissen dieser "Unterhaltungs-" Industrie tobt ein knallharter...
.. Machtkampf, in dem allein der Profit zählt. Ethik und Tierschutz haben in diesem Metier fast (k)eine Lobby.
Der ehemalige Trainer von "Flipper", Rick O´Barry", trägt eine schwere Last auf seinen Schultern: Denn es war gerade jene TV-Serie und seine Arbeit als Delphintrainer, die in den 1960er Jahren den Grundstein für zahlreiche Delphinarien, Delphin-Shows, Delphintauchgänge wie auch –therapien und damit für ein global florierendes Multimiliardengeschäft legte.
Seit er vor fast vierzig Jahren miterleben musste, wie eines seiner "Flipper"-Weibchen (für die Dreharbeiten waren immer mehrere Delphin-Weibchen im Einsatz) in seinen Armen an den Folgen der Gefangenschaft starb, hat er es sich zur Lebensaufgabe gemacht, dieser Grausamkeit ein Ende zu setzen. Denn als Delphin-Spezialist musste er auch erkennen, dass das vermeintliche "Lächeln" der Delphine eine absolute Fehlinterpretation des Menschen ist. In Wirklichkeit leiden die Tiere entsetzliche Qualen.
Viele Delphine werden bereits bei ihrer Jagd auf sie barbarisch abgeschlachtet und leiden, sofern sie es überhaupt in die internationalen Delphinarien schaffen, dort gravierend unter ihrem künstlichen Lebensraum und der Isolation von ihren ArtgenossInnen.
Eine traurige aber bedeutende Rolle kommt in dieser "Industrie" dem japanischen Küstenstädtchen Taiji zu. Hier werden, von der Außenwelt sehr gut abgeschirmt, Tausende von Delphinen brutal zusammengetrieben und abgeschlachtet. Die Wal- und Delphinfangpraktiken werden mit Unterstützung der japanischen Walfang-Lobby mehr oder weniger erfolgreich verschleiert. Kein Wunder also, dass Tierschutz-AktivistInnen wie Rick O´Barry, der Surfer David Rastovitch oder die ApnoetaucherInnen Mandy-Rae Cruickshank und Kirk Krack auch mit Gewalt, drohenden Verhaftungen und Gefängnis-Strafen daran gehindert werden sollen, die Wahrheit mir Bildern zu dokumentieren und an die Öffentlichkeit zu bringen. Inzwischen jedoch hat sich eine erfolgreiche Taskforce gebildet, die ihr breitgefächertes Wissen, beste Film- und Kameratechnik einsetzen, um das Abschlachten von Walen und Tieren zu beenden. Doch die Walfänger und Delphinjäger haben Macht und Geld und sind auf der Hut ...
AVIVA-Tipp: Die Bucht ist ein hervorragender und überwältigender Dokumentarfilm, der in seiner Dynamik und seiner Tragik an einen Polit-Thriller erinnert. Allerdings ist es die Dokumentation einer ungeheuerlichen Grausamkeit und gleichzeitig ein eindringlicher Appell an die Welt-Öffentlichkeit, dieser Unmenschlichkeit ein Ende zu bereiten. Ein (unbequemer) Film, der eine äußerst nachhaltige Wirkung auf die ZuschauerInnen haben dürfte! Denn der Preis, den andere Lebewesen für die Vergnügungssucht der Menschen zahlen müssen, ist eindeutig zu hoch!
Fakten zur Delphinjagd:
Delphine leben seit ca. 50 Millionen Jahren auf der Erde, der Mensch erst seit wenigen Millionen. Delphine gehören zu den sozialsten Lebewesen. In der freien Wildbahn wurde beobachtet, wie sie kranken oder verletzten Mitgliedern ihrer Gruppe (der sogenannten "Schule") helfen. Weltweit existieren mehr als 200 Delphinarien, rund 60 davon in Europa.
Der Hauptfeind des Delphins ist der Mensch Zwar wurde der kommerzielle Wahlfang 1986 weltweit verboten. Obwohl Delphine Zahnwale sind, hat das Verbot für sie keine Gültigkeit. In vielen Regionen (so z.B. in Japan) ist die Jagd auf Delphine immer noch legal.
Ein lebender Delphin, der für einen Vergnügungspark gefangen oder trainiert wird, bringt bis zu 150.000 Dollar ein. Die Sterblichkeitsrate bei wild gefangenen Delphinen ist sehr hoch. In den Küstengebieten werden Delphine mit "Treibjagd-Techniken" gefangen. Dabei werden die über ein sensibles Sonar verfügenden Tiere durch laute Schlaglaute in Panik versetzt und in Richtung Küste getrieben. Die Buchten werden abgezäunt, um die Fluchtwege zu schließen. Ihr Schicksal wird mittels einer Selektion durch Tiertrainer und Tierärzte besiegelt, die entscheiden, welche Tiere sie "einkaufen". Viele Delphine sind nicht in der Lage, sich an die traumatische Veränderung ihrer Lebensbedingungen – von der freien Wildbahn auf ein Leben in winzigen Betonbecken, fernab von ihren sozialen Gruppen und ihrem natürlichen Lebensraum – anzupassen.
(Presse-Informationen)
Ausführliche Informationen zum Thema Wal- und Delfinfang finden Sie unter:
www.SaveJapanDolphins.org
Oceanic Preservation Society
www.wdcs-de.org
www.prowildlife.de
www.oceancare.org
The Cove – Die Bucht
USA 2009
92 Minuten
Regie: Louie Psihoyos
Drehbuch: Mark Monroe
Musik: J. Ralph
Verleih: drei-freunde Filmproduktions- und Verleihges. mbH & Co. KG
Kinostart: 22.10.2009
The Cove – Die Bucht im Netz: www.thecove-derfilm.de
Hinweis der Verleihfirma: "DIE BUCHT enthält Bilder, die für Kinder und sensible Personen problematisch sein könnten. Wir empfehlen ihn nicht unter 12 Jahren (FSK tba)."