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Beitrag vom 26.05.2009
Geliebte Clara. Der Film von Helma Sanders-Brahms, jetzt auf DVD
Korthase, Adler
Die beeindruckende Lebensgeschichte der großen Künstlerin Clara Schumann erscheint inklusive dem Making of, einem Interview mit Martina Gedeck und einer Fotogalerie
Sagenumwoben ist das Leben der Clara Schumann. Unzählige Dokumente, Aufzeichnungen und Briefe sind erhalten, die ein äußerst widersprüchliches Bild der Musikerin zeichnen. Als Wunderkind von ihrem Vater gedrillt, stand sie schon mit neun Jahren auf internationalen Konzertbühnen und komponierte mit 14 Jahren ihr erstes Klavierkonzert. Später erkämpfte sie gerichtlich die vom Vater missbilligte Ehe zu Robert Schumann und wurde Mutter von acht Kindern. Stark umstritten ist ihre Beziehung zu Johannes Brahms. Der 12 Jahre jüngere Komponist war ein glühender Bewunderer und Vertrauter Claras und ging im Hause Schumann ein und aus. Als die Familie in finanzielle Schwierigkeiten geriet, half Brahms mit Geld und begleitete Clara auch nach dem Tode ihres Mannes bis an ihr Lebensende. Ob er auch ihr Geliebter war, ist unklar.
Helma Sanders-Brahms porträtiert Clara Schumann in den Düsseldorfer Jahren von 1850 - 1856. Dorthin siedelte die Familie um, als Robert Schumann eine lukrative Stelle als Musikdirektor in Aussicht stand. Bald stellte sich jedoch heraus, dass der introvertierte Komponist den Anforderungen einer Orchesterleitung nicht gewachsen war. Seine Frau übernahm zeitweilig diese Rolle und sprengte damit jegliche Konventionen und gesellschaftliche Schicklichkeiten des 19. Jahrhunderts. Trotz der gefeierten Uraufführung seiner Rheinischen Sinfonie verlor Robert Schumann den Posten des Generalmusikdirektors jedoch endgültig und stürzte die Familie damit in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten. Zudem konnte Clara aufgrund ständiger Niederkünfte - sie hatte neun Geburten in nur 14 Jahren - nicht konzertieren.
In "Geliebte Clara" wird der Niedergang der Familie in diesen Jahren erzählt. Mit einigen wenigen Ausnahmen, wie dem Erfolg der Rheinischen Sinfonie, dokumentiert Sanders-Brahms das Scheitern Roberts, der, von ständigen Kopfschmerzen und Depressionen gequält, nach und nach der Alkohol- und Medikamentensucht verfällt. Unter seinem Leiden, seinen Launen und Ausbrüchen leidet die ganze Familie und auch die Liebe zu seiner Frau. Diese wendet sich zunehmend dem dynamischen, freiheitsliebenden und hochbegabten Komponisten Johannes Brahms zu, dem sie bis zu ihrem Lebensende eng verbunden bleiben wird.
Der Drehbuchautorin und Regisseurin Helma Sanders-Brahms, einer Nachfahrin von Johannes Brahms, ist die Sympathie zur historischen Figur Clara Schumann deutlich anzumerken. Die Fülle an Materialien über die Musikerin, in denen sie zum Teil auch als hart und eigennützig beschrieben wird, lässt sie vollkommen unbeachtet. Ihre Clara ist emanzipiert, schön, verführerisch, duldsam gegenüber den cholerischen Ausfällen und Süchten ihres Gatten und eine liebende und sorgende Mutter noch dazu. Historisch belegte Fakten, wie die durch Clara initiierte Einweisung Robert Schumanns in die Endenicher Nervenheilanstalt werden eindeutig zugunsten einer im positiven Lichte dastehenden Protagonistin inszeniert. Auch die für das Verständnis der Figur übermächtige Rolle des von Ehrgeiz besessenen Vaters Friedrich Wieck wird nur am Rande erwähnt.
Nun kann der Drehbuchautorin und Regisseurin Sanders-Brahms nicht der Vorwurf nachlässiger Recherche gemacht werden. Rund 10 Jahre arbeitete sie an dem Filmprojekt, das unter suboptimalen Bedingungen zu Stande kam: Die ursprünglich für die Hauptrolle vorgesehene Isabelle Huppert sagte ab und Martina Gedeck bereitete sich in einer Rekordzeit von vier Wochen auf die Rolle vor. Zudem war das Etat äußerst knapp bemessen. Letztlich wird der Film vor allem von der Musik getragen.
AVIVA-Tipp: Regisseurin und Drehbuchautorin Helma Sanders-Brahms, selbst Nachfahrin von Johannes Brahms, ist trotz einiger Schwächen ein Portrait einer Künstlerin gelungen, die ihrer Zeit weit voraus war. Geliebte Clara erscheint inklusive einem interessanten Making of, einem Interview mit Martina Gedeck und einer Fotogalerie.
Zur Regisseurin: Helma Sanders-Brahms wurde am 20. November 1940 in Emden geboren. Nach dem Abitur studierte sie zunächst Schauspielerei in Hannover und anschließend Theaterwissenschaft, Anglistik und Germanistik in Köln. 1969 entstand ihr erster Film "Angelika Urban, Verkäuferin, Verlobt". Ihr größter internationaler Erfolg war bisher "Deutschland bleiche Mutter" aus dem Jahre 1980.
Geliebte Clara
Deutschland 2008
Drehbuch und Regie: Helma Sanders-Brahms
Darstellerinnen: Martina Gedeck, Pascal Greggory, Malik Zidi, Clara Eichinger, Aline Annessy, Marine Annessy, Sascha Caparros, uvm.
Verleih: Kinowelt Home Entertainment
DVD im Verleih ab 05.06.09
DVD im Handel ab 05.06.09
Bst.-Nr. 502069, EAN 4006680044217
Technische Infos:
Bild: 1,85:1 (anamorph)
Sprachen/Ton: Deutsch (5.1 Dolby Digital, Stereo Dolby Digital)
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
FSK: ab 6 Jahren
Die offizielle Website zum Kinostart: www.geliebteclara.de
Weitere Informationen auf www.arthaus.de.