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Beitrag vom 25.02.2009
Out at the Wedding
Sharon Adler
In bester Screwball-Comedy-Manier inszenierte die mehrfach ausgezeichnete Regisseurin Lee Friedlander nach dem Drehbuch der nicht minder talentierten Autorin und Produzentin Paula Goldberg ...
... diesen Film, der schon auf diversen großen Festivals weltweit vor ausverkauftem Haus gezeigt und preisgekrönt wurde. Im März 2009 wird das deutsche Publikum zur L-Filmnacht in den Genuss der filmischen und emotionalen Achterbahn "Out at the Wedding" kommen.
Erzählt wird die rasante Story um Alex "Lexie" Houston (Andrea Marcellus) und deren jüngere Schwester Jeannie (Desi Lydic). Eine nicht unwesentliche Rolle auf den Verlauf des Geschehens nehmen ferner der Verlobte der älteren Schwester, der frischgebackene Ehemann der jüngeren, der schwule Freund von Alex, schließlich der Familienclan der jeweils Beteiligten und deren skurrile Eigenarten. Allen voran aber eine äußerst anziehende lesbische Künstlerin!
Eigentlich führt Lexie (Andrea Marcellus) ein gesetteltes Leben, denn sie lebt in Manhattan, ist beruflich erfolgreich und unabhängig.
Dass sie mit ihren dreißig Jahren noch nicht verheiratet ist, wird sich bald ändern, denn ihr Freund Dana (Mystro Clark), ein sanftäugiger Pilot, steckt ihr beim Dinner im Restaurant überraschend einen Verlobungsring an den Finger und stellt die entscheidende Frage.
Es könnte alles so schön sein. Wäre da nicht die Tatsache, dass Dana schwarz ist. Schlimmer noch: Er ist der Sohn eines Afroamerikaners und einer jüdischen Mutter. Lexie, felsenfest davon überzeugt, dass es zwischen seiner unkonventionellen New- Yorker- und ihrer konservativen South-Carolina-Mischpoche nur Probleme geben kann, hat sie Dana während ihrer immerhin schon dreimonatigen Beziehung gegenüber ihre eigene Familie verschwiegen, so dass dieser glaubt, sie sei tot.
Allerdings ist Jonathan, Lexies schwuler Freund aus Kindertagen, eingeweiht, und so begleitet er sie zur Hochzeit von Jeannie.
Kaum angekommen, wird Lexie klar, dass sie immer das ´schwarze´ Schaf der Familie sein wird.
Das Verhältnis der beiden Schwestern zueinander ist angespannt, und auch der distinguierte Vater tritt Lexie eher skeptisch gegenüber. Ein Gläschen folgt dem anderen, und das Chaos nimmt unweigerlich seinen Lauf, als der sonst so zuverlässig verschwiegene Jonathan (Charlie Schlatter) unbeabsichtigt behauptet, seine Busenfreundin sei lesbisch und Dana eine Frau.
Ausgerechnet beim Familienfoto macht das Gerücht seine Runde, und bevor Lexie davon erfährt, sind alle nun pikiert dreinschauend Anwesende im Bilde. Wirklich sauer aber ist nur Jeannie, denn sie vermutet, dass ihr die große Schwester mit diesen Hot-News schon wie so oft die Schau stehlen wollte.
Zurück in New York wird die unfreiwillig geoutete Hetera Lexie erneut mit ihrer vermeintlichen lesbischen Identität konfrontiert, denn Jeannie will sie nach ihrem Tahiti-Honeymoon besuchen und unbedingt ihre "Freundin" Dana kennen lernen.
Verzweifelt sucht Lexie nach einer Lösung und findet sie in Gestalt der attraktiven Risa (Cathy DeBuono), die ihr buchstäblich vor die Füße fällt und kurzerhand von Lexie und Jonathan als Alibi-Geliebte angeheuert wird. Risa, eine echte Vorzeigelesbe, liebt das Risiko und lebt das Motto: "I can´t even think straight".
Die zwangsläufig folgenden Verwicklungen stellen alle vor große Herausforderungen, und ausgerechnet während ihres ersten "Ausfluges" als Lesbe läuft Lexie ihrem zukünftigen Schwiegervater in die Arme. Katastrophe! Da hilft nur eins: Das Spiel weiterspielen, vor allem, um die kleine Schwester wieder gnädig zu stimmen.
Geistreich, selbstironisch, turbulent, scharf beobachtend und herrlich schräg spielt "Out at the Wedding" mit Klischees und entlarvt genau diese äußerst charmant. Besonders deutlich wird dies, als Alex bei ihrem Debut in der Szene versucht, wie eine Lesbe auszusehen und dabei leider total danebenliegt. Wirklich dramatisch aber wird das Ganze, als Jeannie auf Risa trifft, und die beiden (un)glücklicherweise magnetisch voneinander angezogen werden ...
Women, have more drama!
Bevor der Film auf sein fulminantes Ende und einen großartigen Showdown zusteuert, müssen noch einige Klippen umschifft und harte Schläge eingesteckt werden, bis am Ende alle etwas Elementares dazu gelernt haben und jede das bekommt, was sie immer schon wollte, auch wenn das nicht vorhersehbar war.
Virtuos in Szene gesetzt wurde "Out at the Wedding" von Lee Friedlander, die bereits mit dem genialen Survival-Guide für Lesben, "Die zehn Regeln" ("The Ten Rules"), oder der tragisch-komischen Liebesgeschichte "Girl Play" eindrucksvoll bewiesen hat, dass Dyke-Drama erstens zum (lesbischen) Leben dazu gehört, und dass das zweitens nicht unbedingt bierernst sein muss.
AVIVA-Tipp: "Out at the Wedding" funktioniert wie ein heißes Schaumbad im Winter: eintauchen und genießen.
Dieser Text ist zuerst erschienen in der ersten Ausgabe der "Sissy", Homosexual´s Film Quarterly (www.sissymag.de)
Lesen Sie auch unseren Artikel zu dem neuen Filmmagazin "Sissy".
Out at the Wedding
Regie: Lee Friedlander
Drehbuch: Paula Goldberg
DarstellerInnen: Andrea Marcellus, Desi Lydic, Cathy DeBuono, Charlie Schlatter, Mike Farrell, Mink Stole, Reginald VelJohnson, Mystro Clark
Label/Studio: PRO-FUN MEDIA Filmverleih
Vertrieb: PRO-FUN MEDIA GmbH
FSK-Freigabe: 12 Jahre beantragt
Laufzeit: ca. 96 Min.
Bildformat: 1,66:1
Kinovorführformate: Blu-Ray Video (HD 1080p), Kino-DVD / engl.OF / dt. UT / Letterbox
Weitere Infos unter:
www.pro-fun.de
www.outatthewedding.com
www.myspace.com/outatthewedding