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Beitrag vom 30.09.2023
Grete Ring. Kunsthändlerin der Moderne. Von Cézanne und Renoir bis Liebermann und Kokoschka
AVIVA-Redaktion
Vom 30. September 2023 bis 22. Januar 2024 widmet die Liebermann-Villa am Wannsee der faszinierenden Kunsthändlerin und ihrer beeindruckenden Sammlung erstmals eine Ausstellung mit Leihgaben französischer und deutscher Zeichnungen aus dem Ashmolean Museum in Oxford. Zu der wunderbaren feinen Ausstellung erscheint der Katalog "Grete Ring. Kunsthändlerin der Moderne" im Sandstein Verlag.
Erstmals wird der Kunsthistorikerin und Kunsthändlerin Grete Ring (1887–1952) sowie ihrer Sammlung eine Ausstellung gewidmet. Obwohl sie äußerst erfolgreich und wegweisend für ihre Zeit und ihre Branche war, wurde sie bisher noch nicht öffentlich gewürdigt. Auch ihr Leben, Wirken und Werk ist trotz zahlreicher Zeitdokumente noch nicht vollständig erschlossen. Das wollten die Kuratorinnen ändern und begaben sich auf eine beinahe zweijährige intensive Spurensuche.
Dr. Lucy Wasensteiner, Direktorin der Liebermann-Villa und Kuratorin der Ausstellung: "Schon ein kurzer Blick auf das Leben und Werk von Grete Ring veranschaulicht ihre bemerkenswerten Leistungen als Kunsthistorikerin und Kunsthändlerin. Sie war eine der ersten Frauen, die in Deutschland in Kunstgeschichte promoviert wurde, arbeitete für namenhafte Museen und war eine der Geschäftsführerinnen des Kunstsalons Cassirers. Doch trotz dieser bemerkenswerten beruflichen Leistungen ist Grete Ring in Vergessenheit geraten. In der Ausstellung fragen wir uns, warum das so ist, was es Spannendes über dieses faszinierende Leben zu entdecken gibt und welche offenen Fragen uns zu ihrer Biografie noch beschäftigen."
Als Nichte von Max Liebermann war sie eine enge Freundin seiner Tochter Käthe und die Patin seiner Enkelin Maria. Somit gibt es vielfältige Verbindungen zwischen Ring, den Liebermanns sowie der Liebermann-Villa am Wannsee. Zwar tauchte der Name Grete Ring in verschiedenen Kontexten immer wieder auf, die Spurensuche jedoch war eine Herausforderung. Die Schau wirft ein Licht auf ihre beeindruckende Karriere im Kunsthandel des frühen 20. Jahrhunderts zwischen Weimarer Republik und der Zeit im britischen Exil, auf ihr breites Netzwerk und auf die Höhepunkte ihrer Karriere, darunter die Entdeckung einer Reihe von van Gogh-Fälschungen Ende der 1920er Jahre.
Eine beeindruckende Karriere
Als eine der ersten Frauen, die Kunstgeschichte studierten, war Grete Ring als Wissenschaftlerin und Kritikerin hoch angesehen. Nach ihrer Promotion bei Heinrich Wölfflin arbeitete Ring als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Nationalgalerie in Berlin, bevor sie 1921 in den Kunstsalon Cassirer, die führende Kunstgalerie in Berlin, eintrat. Nach dem Selbstmord von Paul Cassirer im Jahr 1926 übernahm sie zusammen mit ihrem Geschäftspartner Walter Feilchenfeldt die Leitung des Unternehmens. Wegen der zunehmenden Verfolgung durch das nationalsozialistische Regime war sie gezwungen, Berlin 1938 zu verlassen. Im Londoner Exil konnte sie ihre Tätigkeit mit der Gründung einer Dependance des Kunstsalons Cassirer fortführen.
Dr. Lucy Wasensteiner, Direktorin der Liebermann-Villa, berichtet AVIVA:
"Ich freue mich sehr darüber, dass diese Ausstellung jetzt nach zweijähriger Vorbereitungszeit hier hängt. Besonders freue ich mich, eine Frau, die soviel bewirkt hat und so wichtig war in ihrer Zeit, und dann so in Vergessenheit geraten ist, sichtbar zu machen. Ich frage mich oft, was sie dazu gesagt hätte."
Kuratorin Viktoria Krieger hat schon zahlreiche Ausstellungen in der Liebermann-Villa begleitet. Über ihre Arbeit und Recherche zu Leben und Werk von Grete Ring befragt, sagt sie unse über die verbleibenden "blinden Flecken": "Es gibt Zeiten, über die noch nicht so viel bekannt ist, zum Beispiel die Zeit von 1933-1938. Wir sehen das als Anfang und hoffen, mit unserer Ausstellung weitere Hinweise zu Grete zu finden, denn viele Menschen haben ihre Korrespondenzen aufgehoben. Wir sind sehr gespannt."
In mehreren Themenräumen stellen Dokumente, Fotografien und Kunstwerke, die durch die Hand von Grete Ring als Kunsthändlerin gegangen sind, diese außergewöhnliche Frau und ihr Wirken näher vor. Höhepunkte sind eine Skulptur von Georg Kolbe, die sie Anfang der 1930er Jahre in der Ausstellung "Lebendige deutsche Kunst" zeigte – eine der letzten großen Präsentationen moderner Kunst vor der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler 1933 –, ein Porträt Rings von Oskar Kokoschka aus dem Jahr 1923 sowie 13 Werke aus ihrer Privatsammlung – u.a. von Paul Cézanne, Pierre-Auguste Renoir, Caspar David Friedrich und Edgar Degas – aus dem Ashmolean Museum in Oxford.
Entdeckung der Wacker´schen Van Gogh-Fälschungen:
Durch die Vielzahl an Objekten werden zentrale Momente der Karriere Rings beleuchtet. Dazu gehört insbesondere ihre spektakuläre Entdeckung der Wacker´schen van Gogh-Fälschungen. 1928 veranstaltete der Kunstsalon Cassirer eine Ausstellung zu Vincent van Gogh. Dafür wurde eine Gruppe von Werken angefragt, die Grete Ring unmittelbar nach ihrer Einlieferung als Fälschungen identifizierte und damit einen der größten Fälschungsskandale der Weimarer Republik aufdeckte. Zwei der Wacker-Fälschungen werden in der Ausstellung am Wannsee präsentiert.
Dr. Johannes Nathan, Vorsitzender der Max-Liebermann-Gesellschaft: "Mit der Schau zur herausragenden, lange vergessenen Kunsthistorikerin und Kunsthändlerin Grete Ring geht unser Museum einen weiteren, faszinierenden Schritt in der Erkundung von Max Liebermanns Umfeld. Wir danken den vielen Beteiligten herzlich für ihre direkte oder indirekte Unterstützung dieses Vorhabens. Ganz besonders danken wir dem Ashmolean Museum in Oxford, das mit Leihgaben aus der Schenkung Grete Rings eine Ausstellung mit so vielen Höhepunkten ermöglicht hat. Unser großer Dank gilt ebenso dem British Council, Paul Smith, sowie Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, unter deren Patronat dieses Projekt steht."
Begleitprogramm
26. Oktober 2023, 18.00 Uhr
GROSSE KUNSTHÄNDLERINNEN
Online-Talk mit apl. Prof. Dr. Nadine Oberste-Hetbleck (ZADIK | Zentralarchiv für deutsche und internationale Kunstmarktforschung, Universität zu Köln) und Esther Schipper (Galeristin), moderiert von Dr. Lucy Wasensteiner (Liebermann-Villa)
16. November 2023, 18.00 Uhr
Kunsthistorikerinnen des frühen 20. Jahrhunderts
Online-Talk mit K. Lee Chichester (Kunsthistorikerin, Autorin und Herausgeberin "Kunsthistorikerinnen 1910-1980. Theorien, Methoden, Kritiken"), Prof. Dr. Brigitte Sölch (Professorin für Architektur- und Neuere Kunstgeschichte, Herausgeberin "Kunsthistorikerinnen 1910-1980. Theorien, Methoden, Kritiken") und Lisa Lang (Kunsthistorikerin), moderiert von Dr. Lucy Wasensteiner (Liebermann-Villa)
30. November 2023, 18.00 Uhr
MASTERCLASS – ZEICHNUNGEN SAMMELN
Gespräch in der Liebermann-Villa mit Dr. Jenny Graser (Kuratorin für zeitgenössische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett), Heinrich Carstens (Direktor Paper Positions), Grit Jehmlich (Restauratorin) und Dr. Christine Landbrecht (Programmleitung Kunst, Schering Stiftung), moderiert von Dr. Lucy Wasensteiner (Liebermann-Villa)
Die Teilnahme zu allen Gesprächen ist kostenfrei. Eine Anmeldung ist erforderlich. Alle Veranstaltungen und Tickets unter: www.liebermann-villa.de/veranstaltungen
PROGRAMM FÃœR KINDER & FAMILIEN
DER FALL WANNSEE: AUF SPURENSUCHE MIT DR. GRETE RING
Im Rahmen des KinderKulturMonats
Kostenfreie Veranstaltung für Kinder im Alter von 7 bis 12 Jahren
Anmeldungen direkt über den KinderKulturMonat
26. Oktober 2023, 11.00 bis 13.30 Uhr
EIN FALL FÃœR DR. GRETE RING
Im Rahmen der Kulturkorso-Aktion "Grüne Geheimnisse entdecken"
Kostenfreie Veranstaltung für Kinder im Alter von 7 bis 12 Jahren
Anmeldungen an vandenheuvel@liebermann-villa.de
12. November, 3. Dezember 2023, 21. Januar 2024 ab 13.00 Uhr
MASH-UP: ZEICHNUNGEN
Drop-in Workshop für Familien (13.00 bis 16.00 Uhr)
Kostenfrei, keine Anmeldung erforderlich
GRETE RING. KUNSTHÄNDLERIN DER MODERNE
Von Cézanne und Renoir bis Liebermann und Kokoschka
30. September 2023 bis 22. Januar 2024
Mehr Informationen unter: www.liebermann-villa.de/ausstellungen/grete-ring
Kuratorinnen: Dr. Lucy Wasensteiner, Viktoria Bernadette Krieger
Öffnungszeiten der Liebermann-Villa
April – September: Täglich außer dienstags, 10 – 18 Uhr
Oktober – März: Täglich außer dienstags, 11 – 17 Uhr
An Feiertagen geöffnet
Geschlossen am 24. und 31. Dezember
Eintritt
Regulär 10 €, ermäßigt 6 €
Freier Eintritt für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
Individuelle Sonderführungen
Auf Anfrage unter: besucherdienst@liebermann-villa.de
Publikation
Zur Ausstellung erscheint der begleitende Katalog "Grete Ring. Kunsthändlerin der Moderne" im Sandstein Verlag, in deutscher Sprache, mit zahlreichen Abbildungen, Vorworten von Felix Klein, Johannes Nathan und Paul Smith sowie Essays von Sigrid Bauschinger, Simon Elson, Konrad Feilchenfeldt, Rahel Feilchenfeldt, Viktoria Krieger, Jan Thomas Köhler, Nadine Oberste-Hetbleck und Lucy Wasensteiner zum Leben und Wirken von Grete Ring. Der begleitende Katalog wurde gefördert von der International Music & Art Foundation.
Sandstein Verlag, Erscheinungsdatum 17.9.2023
Herausgeber*innen: Liebermann Villa am Wannsee; Lucy Wasensteiner; Viktoria Krieger
168 Seiten, 120 meist farbige Abb., 26 x 21 cm, Klappenbroschur
34,00 €
ISBN 978-3-95498-771-9
Mehr Infos zum Buch: verlag.sandstein.de
Quelle: Presseinformation Liebermann Villa am Wannsee, 29. September 2023
Fotos: Sharon Adler