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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 12.10.2018


Amber Rubarth - Wildflowers in the Graveyard
Nora Rauschenbach

Leben, Tod, Wiedergeburt. Mit diesem Zyklus beschäftigt sich die US-amerikanische Singer-Songwriterin Amber Rubarth in ihrem zehnten Album. In ihren Texten verarbeitet die Musikerin Beobachtungen, die sie in der Natur gemacht hat, sowie ihre eigenen zwischenmenschlichen Beziehungen und eröffnet uns damit einen neuen Blick auf das Zusammenspiel von Leben und Tod.




"When I lived up in the Hudson Valley in New York, one of my favorite places to visit was an old cemetery tucked alongside the ridge. One day there I looked up to find wildflowers climbing over a gravestone, an oak tree reaching up into the sky, and dandelions blowing their seeds off like tiny umbrellas into the wind.", beschreibt Amber Rubarth im Booklet zum Album.

Das Booklet hat die Musikerin selbst designt, wofür sie Zeichnungen von Pflanzen und Blumen des Botanikers und Pflanzenmalers Georg Dionysius Ehret (1708-1770) auswählte und zusammen mit den Lyrics ihrer Songs arrangierte. Die Fragilität jeder einzelnen Blume macht die Vergänglichkeit allen Seins deutlich.

Letting Go

Ihre Beobachtungen auf dem Friedhof lieferten der Sängerin die groben, ersten Ideen und Inspirationen für ihr Album.
Doch auch ihr ganz eigenes persönliches Erlebtes inspirierte sie zum Schreiben ihrer neuen Songs. Damit begann sie nach einem Autounfall, der sie sehr beeinflusste, wie sie gegenüber "Find Your Seen" im Interview sagt: "I didn´t know if I was going to play music again. I had a concussion, so I had a lot of brain things that were all of a sudden different. I wasn´t able to do the regular things that I had been able to do before."

Eine ihrer wichtigsten Erfahrungen während dieser Zeit war, von dem Gedanken loszulassen, sich ständig ändern zu müssen. Dies konstatiert die Musikerin im Interview: "Something about that experience helped me to let go of that. It´s still an ongoing process. That was the catalyst of trying to be something else, I am going to "sink in" to what this is and really discover and appreciate it and honor it. And try to move in that direction, at least."

Dies thematisiert Amber Rubarth auch in dem Song "Wildflowers in the Graveyard", der dem Album seinen Titel gegeben hat. Dort heißt es: "And my whole life I´ve been working hard at changing, but now I´m just sinking in."
Neben ihren Bandkolleg*innen Ryan Madora am elektrischen Bass, Josh Day an den Drums und Matt Andrews am Banjo, greift die Singer-Songwriterin in ihren Songs auch sehr häufig selbst zu Instrumenten, wie der akustischen Gitarre. Durch die sanften, folk-music-artigen Töne dieser in dem Song "Wildflowers in the Graveard" wird noch einmal der fließende Übergang von Leben zu Tod zu Leben nach dem Tod deutlich und, dass wir jeden Moment bewusst wahrnehmen sollten.

New York and other things

Neben der Musik hat die Singer-Songwriterin noch andere künstlerische Talente. Im Alter von siebzehn Jahren verließ sie ihr Zuhause, um in Carson City, Nevada, Skulpturen mit einer Kettensäge anzufertigen. Obwohl sie dies nach drei Jahren aufgab, um ihren eigentlichen Traum, Musik zu machen, zu verfolgen, hat sie sich vor Kurzem wieder eine Kettensäge zugelegt, wie sie gegenüber interviewmagazine im Interview sagt: "I actually did get a chainsaw! I have a workshop downstairs. I´ve been building some things. I´ve gotten more involved with the visual arts again."

Neben diesen Tätigkeiten hat die autodidaktische Künstlerin aber auch erste schauspielerische Erfahrungen gesammelt und in dem Film "American Folk" des Regisseurs David Heinz mitgespielt. Das Setting ist hierbei das Amerika um die Ereignisse des 11. Septembers herum. Die zwei Protagonist*innen Joni (Amber Rubarth) und Elliott (Joe Purdy) reisen aus verschiedenen Gründen nach New York City. Ihr Flugzeug hebt jedoch wegen der terroristischen Anschläge nicht ab und so versuchen sie gemeinsam, auf anderem Weg in die Stadt zu gelangen und entdecken dabei das Genre der "Folk Music" für sich neu.

In diesem Film spielt für Amber Rubarth Musik also erneut eine wichtige Rolle. Denn: Nicht nur, dass sie in ihrem Debüt als Schauspielerin vor der Kamera eine Musikperformance abliefert, es gab auch eine anschließende "Music Tour" von ihr und Co-Actor Joe Purdy ab Januar 2018. Auch wurde auch einer ihrer Songs für so passend befunden, dass er in das Skript integriert wurde, wie die Sängerin im Interview mit dem Eventmagazin axs erläutert:

"David Heinz had heard my song "New York" and had written it into the script for Joni […] to play there. She´s a lot more shy and unaccustomed to performing in front of people, playing music has always been a more personal and private thing for her, more of something she does for her own self healing and connection. So, as she´s singing she begins to retreat into thoughts around her ailing mother, and floats away a bit to that world inside her mind."

AVIVA-Tipp: Mit ihrem Album "Wildflowers in the Graveyard" hat Amber Rubarth etwas Wildes, Unverändertes und doch Zartes und Fragiles geschaffen, ganz wie eine Wildblume eben. Die analog aufgenommene CD ist minimalistisch, auf das Mindeste reduziert und die Musikerin spielt mit den kleinsten Nuancen ihrer Stimme. Dabei bleibt sie stets im verträumten Folk-Sound.

Zur Musikerin: Amber Rubarth wurde 1982 in Orange County, CA, geboren. Mit siebzehn Jahren hat sie zu Hause verlassen, um in Nevada Skulpturen mit Kettensägen herzustellen. Mit einundzwanzig gab sie das auf und begann, Songs zu schreiben und sich selbst Gitarre beizubringen, nachdem ihr Mentor zu ihr sagte: "You have to figure out what your number-one passion is and throw everything into that. And if you didn´t do that, then you´re not really serving your purpose in the world, because you´re not going to put that extra effort in." Ihr Debüt gab sie 2005 mit dem Album "Something New". "Unfinished Art" (2007), "New Green Lines" (2008), "The Church with Adam Levy" (2009) und "Good Mystery" (2010) folgten. Einige ihrer Songs waren beim Mountain Stage New Song contest nominiert, woraufhin sie das Album "A Common Case of Disappearing" (2011) aufnahm, das von Jacquire King (Tom Waits, Norah Jones) produziert wurde. 2012 erschien das Album "Sessions from the 17th Ward" und 2016 "Applewood Road".

Mehr zu Amber Rubarth unter:

www.amberrubarth.com
www.twitter.com/AmberRubarth
www.facebook.com/AmberRubarthMusic

Amber Rubarth
Wildflowers in the Graveyard

Make My Day Records
VÖ: 19. Oktober 2018
Weitere Informationen unter: www.makemydayrecords.de

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Beitrag vom 12.10.2018

Nora Rauschenbach