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Beitrag vom 26.06.2015
Eveline Hall - Just a Name
Clarissa Lempp
Die Hamburgerin Eveline Hall hat die Welt gesehen, als Tänzerin, Model und Schauspielerin. Mit fast 70 Jahren ist sie immer noch auf dem Laufsteg zuhause und erobert jetzt auch die Musikbühnen...
Die Mär des unproduktiven Alters findet in Eveline Hall ihre fleischgewordene Wiederlegung. Mit 69 Jahren veröffentlicht sie ihr erstes Album. "Just a Name" lautet der Titel, der aus dem Refrain des ersten Songs "Carved into a Stone" stammt. Darin singt sie über eine stürmische Beziehung mit einem messerschwingenden Lover, laut Pressetext eine mehr oder weniger autobiografische Geschichte. Eingebettet in düstere Americana Klänge, erklingt Halls tief-rauchige Stimme, die unweigerlich an Hildegard Knef denken lässt. Und auch der Vergleich mit Sängerin Nico liegt nicht fern, nicht zuletzt wegen des deutsch-akzentuierten Englischs, das den spröden Charme der Gesangsstimme verstärkt. Neben den neun englischsprachigen Liedern, finden sich auch zwei französische Stücke. "Enfin Chanter", ein rockiger Chanson und das verträumte "Symphonie".
Hall singt vor allem über Gefühlswelten, besingt verflossene Liebschaften ("Drive me Down") und covert auch Songs. Der Doors-Klassiker "Riders on the Storm" kommt als cooler Electro-Mix daher und die Hippie-Hymne "House of the Rising Sun" entfaltet sich in einem sexy R`n`B Beatkleid. "Brothers and Sisters" ist finsterer Funk, der mit brüllenden Posaunen zu mehr sozialer Achtsamkeit mahnt. Alles sitzt auf den Punkt in dieser Produktion, was manchmal fast etwas steif wirken mag. Der wilde Mix aus vertrauten Genremustern findet aber immer wieder durch Halls markanten Gesang seinen roten Faden.
Eveline Hall wurde 1945 in Berlin geboren und ist in Hamburg aufgewachsen. Schon ihre Eltern standen als Tänzerin und Schauspieler im Rampenlicht. Sie selbst entdeckte im Schulkindalter ihre Liebe und Leidenschaft für das Ballett. 18 Jahre war sie unterwegs auf den Bühnen dieser Welt. Sie war Solo-Tänzerin an der Staatsoper in Hamburg und arbeitete mit Rolf Liebermann. Mit Anfang 20 will sie Neues wagen und geht nach Las Vegas, um als Showgirl die glücks- und schicksalssuchenden Casino-Besucher_innen zu unterhalten. Später kehrt sie zurück ans europäische Theater als Schauspielerin. Sie hing mit Elvis Presley und Tina Turner ab und arbeitet als Model für die großen Modemagazine und Designer_innen oder mit illustren Fotograf_innen wie Ellen von Unwerth und Patrick Demarchelier. Ihren Lebensweg veröffentlichte Eveline Hall vor zwei Jahren als Biografie unter dem Titel: "Ich steig aus und mach ´ne Show". Das Resümieren der Vergangenheit ist aber lange nicht als Schlussstrich zu verstehen. Eher als eine Zwischenbilanz.
AVIVA-Tipp: Eveline Hall hat noch einiges in ihrem künstlerischen Wunderkoffer, das es zu entdecken gilt. Zum Beispiel ihre Stimme. Mit dem Album "Just a Name" zeigt sie, wie das geht.
Eveline Hall
Just a Name
Plattenfirma: Ponk! Bring Me Home GmbH
Vertrieb: Membran
ASIN: B00YZVBLJY
VÖ: 26.06.2015
Eveline Hall
Ich steig aus und mach 'ne eigene Show
Biografie, mit Hiltrud Bontrup, Kirsten Gleinig
Eden Books; erschienen 2013
240 Seiten, 44 Bilder
ISBN: 978-3944296180
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