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Beitrag vom 16.09.2014
Larkin Poe - Kin
Christina Mohr
"Madness runs in the family", geben die beiden weitläufig mit Edgar Allen Poe verwandten Lovell-Schwestern zu Protokoll. Ihr neues Album "Kin" klingt aber weniger verrückt ...
... als perfekt und glatt produziert.
Dass Rebecca und Megan Lovell alias Larkin Poe gern als "kleine Schwestern der Allman Brothers" bezeichnet werden ist ein vergiftetes Lob – und bringt gleichzeitig das Dilemma des Duos auf den Punkt. Denn natürlich steht außer Frage, dass die beiden Ur-Ur-Ur-Ur-Enkelinnen des Cousins von Edgar Allen Poe (= Larkin Poe) großartige, klassisch ausgebildete Musikerinnen sind, die überdies im männlich dominierten Feld des typisch amerikanischen Roots-Country und Bluegrass brillieren. Wie nur wenige andere Kolleginnen im Genre geht Megan Lovell äußerst versiert mit ihrer Lapsteel-Gitarre um, Schwester Rebecca spielt ebenfalls Gitarre, dazu Keyboards – der gemeinsame Gesang ist mal engelsgleich und süß, kann aber auch raubeinig-rockig ausfallen. Stars wie Elvis Costello und Conor Oberst zeigten sich begeistert von Larkin Poe und engagierten die Schwestern als Support für ihre Tourneen, Kollaborationen mit namhaften Kollegen schlossen sich an.
Wenn doch alles so super läuft für Larkin Poe - was ist denn nun das Dilemma?
Dafür, dass "Kin" laut eigener Aussage das erste Larkin Poe-Album sein soll, auf dem die Schwestern so richtig wild, ungeschliffen und "freakig" klingen wollten, ist das Ganze doch sehr glatt und gefällig geraten. Die Produzenten Chris Seefried und Damien Lewis achteten auf ein zeitgemäßes, aber auch vergangenheitsbewusstes Gesamtbild, die ersten beiden Songs "Jailbreak" und "Don´t" erinnern an Heart (auch zwei rockende Schwestern, ganz nebenbei) und Jefferson Starship; Textzeilen wie "And if the Sacrifice is you / I gotta do what I gotta do / You´re gonna burn / at my own stake" füttern das Image selbstbewusster Countrygirls, die ihren Weg gehen, no matter the weather.
Dass zu Seefrieds und Lewis´ Klientinnen auch Lana Del Rey, Rihanna und Rita Ora gehören, klingt in poppig-sanften Songs wie "Stubborn Love" an und sorgt für den aktuellen Touch. Mit "Kin" sollen LiebhaberInnen traditionellen Countryrocks erreicht werden, aber auch jugendliche Popfans – das geht zwangsläufig auf Kosten der Eigenständigkeit und Authentizität von Larkin Poe. Bisher scheint das Konzept aber gut zu funktionieren: Gefeierte Liveauftritte beim Glastonbury-Festival und der jüngst absolvierten Deutschland-Tour sprechen jedenfalls dafür.
AVIVA-Tipp: So sehr frau die perfekt instrumentierten Rockpopsongs goutieren kann – wie bereits erwähnt sind die schönen Schwestern hervorragende Musikerinnen -, fehlt doch ein wenig die eigene, unverkennbare Note. Vielleicht sollten die Lovells fürs nächste Album Steve Albini als Producer engagieren. Der lässt ja angeblich die Leute im Studio einfach machen, was sie wollen.
Larkin Poe
Kin
CD, 2014, 12 Tracks, Label: RH records
Larkin Poe im Netz:
www.larkinpoe.com und www.facebook.com/larkinpoe
Weiterhören auf AVIVA-Berlin:
Larkin Poe - Thick as Thieves
Larkin Poe - A Band For All Seasons
Larkin Poe – Spring
Larkin Poe – Summer
Alela Diane – To be Still