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Beitrag vom 30.04.2013
Passion - ein Film von Brian de Palma, mit Rachel McAdams und Noomi Rapace. Ab 2. Mai 2013 im Kino
Britta Meyer
In diesem Remake des französischen Thrillers "Crime d´amour" von Alain Corneau bekriegen sich zwei Frauen im Kampf um Macht und Einfluss buchstäblich bis aufs Messer. Das kommt Ihnen bekannt vor?
Kein Wunder. Es ist ja auch eine uralte Geschichte.
Isabelle (Noomi Rapace) und ihre Chefin Christine (Rachel McAdams) arbeiten gemeinsam in einer millionenschweren Marketingfirma in Berlin und feilen an einem äußerst prestigeträchtigen Auftrag: dem perfekten Werbevideo für das perfekte Smartphone. Während Isabelle ihre Mentorin scheinbar rückhaltlos bewundert, an ihren Lippen hängt und alles für sie tut, gibt Christine die mondäne und business-erfahrene Beschützerin des jungen Talents.
Als Isabelle den entscheidenden Geistesblitz hat und zusammen mit ihrer Assistentin Dani (Karoline Herfurth) einen genialen kleinen Videoclip erstellt, betraut Christine sie sofort mit der entscheidenden Präsentation in London. Isabelle nutzt dort ihre Chancen nicht nur beruflich, sondern auch bei Christines Freund Dirk (Paul Anderson) – und hat Erfolg auf der ganzen Linie. Umso geschockter ist sie, als ihre Chefin in der nächsten Konferenz ihre Idee zuckersüß lächelnd als ihre eigene ausgibt und sowohl die Anerkennung, als auch die Folgeaufträge einheimst.
War die Beziehung der beiden Frauen vorher schon von angespanntem Konkurrenzdenken hinter herzlicher Fassade geprägt, ist jetzt der offene Krieg ausgebrochen. Gekämpft wird mit allem, was die moderne Kommunikationstechnologie der Psyche eines Menschen antun kann, von heimlich gedrehten Videos persönlicher Momente, über belastende E-Mails, die seltsamerweise vom eigenen PC verschickt wurden, bis hin zu dicken Akten krimineller Machenschaften, die sich anscheinend problemlos in einem kleinen Prepaid-Handy verstecken lassen.
Der Umgang der beiden Protagonistinnen miteinander wechselt dabei ständig zwischen Liebeserklärungen, freundschaftlicher Vertrautheit, verhaltenem Begehren und blankem Hass, aber nichts davon ist echt und das Massaker nur eine Frage der Zeit...
Sex ist böse und Frauen tragen Schals
Brian de Palma filmt konsequent im Stil der 1970er Jahre – opulente Ausstattungen, lange, genüssliche Kamerafahrten auf Details, dramatische Musikeinlagen in den Schlüsselmomenten – entwickelt dabei aber keinen eigenen Retro-Charme. Er erstickt seinen Film mit unglaubwürdigen Dialogen, klischeebehafteten Figuren und allen technischen Gimmicks des 21. Jahrhunderts. Selbst der oft kopierte Split-Screen, der in "Carrie" noch so viel Atmosphäre erzeugte, wirkt hier künstlich aufgesetzt und drängt den ZuschauerInnen mit der Ballettszenerie, die parallel zum blutigen Morden läuft, überdeutliche Symbolik auf.
Christine, die als vollkommen böser und gewissenlos manipulierender Charakter angelegt ist, verärgert durch abgeschmackte Stereotype des narzisstischen weiblichen Kontrollfreaks, und pflegt natürlich nur deshalb ein Sexleben jenseits des Mainstreams, weil sie ein schwer gestörter Mensch ist. Noomi Rapace überzeugt neben ihr weder als großäugiger Zögling, noch als wutverzerrter Racheengel, und Paul Anderson scheint seine Platzhalterrolle als ständig betrunkener Bad Boy sichtbar peinlich zu sein.
In den letzten zehn Minuten soll der Plot dann nicht nur aufgelöst, sondern noch um zwei oder drei Stories erweitert werden, wobei sich de Palma in aller Eile erst bei Alfred Hitchcock bedient und sich danach selbst kopiert, wie er Hitchcock in "Dessed to Kill" kopierte – aber dann ist es auch zum Glück vorbei.
AVIVA-Fazit: Wie viele Klischees kann mensch in einen Film packen, ohne zu unterhalten? Luxus und Dekadenz? Masken? Eine mysteriöse Zwillingsschwester? Pseudo-erotische Dialoge? Check, check und check. Eine blutleere und humorlose Altherrenphantasie, lieber das Original mit Kristin Scott Thomas und Ludivine Sagnier anschauen.
Zu den Hauptdarstellerinnen:
Rachel McAdams, geboren 1978 in London, Ontario in Kanada, besuchte das Central Elgin Collegiate Institute in St. Thomas und studierte Schauspiel an der York University in Toronto. Sie erhielt für ihre Arbeit mehrere Preise, darunter 2004 beim Hollywood Film Festival den Titel "Breakthrough of the Year", 2005 bei den Show West Awards den der "Besten Nebendarstellerin des Jahres" und wurde, ebenfalls bei den Show West Awards, 2009 als "Female Star of the Year" ausgezeichnet.
Noomi Rapace wurde 1979 als Noomi Norén in Hudiksvall in Schweden geboren. Sie spielte bereits in den 1990er Jahren in der TV-Serie "Tre kronor" und dem Spielfilm "Ich hätte nein sagen können", bevor sie an der "Skara Skolscen" in Stockholm Schauspiel studierte. Nach dem Studium arbeitete sie zunächst als Theaterdarstellerin, bevor sie 2007 indem dänischen Drama "Daisy Diamond" die Hauprolle spielte, für die sie die dänischen Filmpreise "Bodil" und dem "Robert" erhielt. Internationalen Erfolg erlangte sie in ihrer bekanntesten Rolle als Lisbeth Salander in den Stieg Larsson-Verfilmungen der Millenium-Buchreihe. Seitdem spielte sie im mehreren Hollywood-Filmen und arbeitet unter anderem mit Ridley Scott, Charlize Theron und Guy Ritchie zusammen.
Karoline Herfurth, geboren 1984 in Berlin, spielte 2000 in ihrem ersten Kinofilm "Crazy", studierte Schauspiel an der Ernst-Busch-Schauspielschule und Soziologie und Politikwissenschaften an der Humboldt-Universität. Unter anderem war sie in "Eine andere Liga" (2005), "Das Parfum" (2006), in "Im Winter ein Jahr" (2008) und "Wir sind die Nacht" (2010) zu sehen. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Grimme-Preis für "Eine andere Liga" und den Undine Award als beste jugendliche Nebendarstellerin für "Das Parfum".
Zum Regisseur: Brian de Palma, geboren 1940 in Newark, New Jersey, studierte als einer der ersten Männer Darstellende Kunst am Sarah Lawrence College im Staat New York, führte bei zahlreichen Filmen aus dem Thriller- und Mysterie-Genre Regie und wurde für sein Werk vielfach ausgezeichnet. Zu seinen größten Erfolgen gehören "Carrie" (1976), "Dressed to Kill" (1980), "Scarface" (1983), "The Untouchables" (1987) und "Fegefeuer der Eitelkeiten" (1990).
Passion
Deutschland und Frankreich, 2012
Drehbuch und Regie: Brian de Palma
Produktion: Said Ben Said
Verleih: Ascot Elite Film Verleih
DarstellerInnen: Rachel McAdams, Noomi Rapace, Karoline Herfurth, Paul Anderson, u.a.
Schnitt: Francois Gedigier
Ton: Nicolas Cantin
Musik: Pino Donaggio
Länge: 97 Minuten
Kinostart: 2. Mai 2013
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