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Beitrag vom 05.03.2012
MIA. - Tacheles
Anna Fleischer
Drei Jahre lang hat sich die deutsche Indiepop-Band aus dem Showbiz zurückgezogen. Mit ihrer fünften Studio-LP kehren MIA. nun auf die Bühne zurück und überraschen in unerwartet erwachsener Facon.
Einige von ihnen waren auf Reisen, andere auf der "Flucht". So erklärt Frontfrau Mieze im Booklet ihres neuen Albums die Auszeit der Band in den letzten Jahren. Zumindest tat jede/r das, "was lange fällig war, nämlich etwas anderes zu sein, als ein funktionierendes Band-Mitglied." Das hatten sie sich nach vier gelungenen und erfolgreichen Studio-Alben auch verdient. Am 9. März 2012 erscheint nun das neue Album "Tacheles", das mit der Singleauskopplung "Fallschirm" schon im Februar einen Vorgeschmack lieferte. Weniger schrill, aber nach wie vor mit viel Power wagen sich die fünf BerlinerInnen nun auf "Brüchiges Eis".
"Ich, zurück, von einer Reise rund um die Welt, einmal hin und zurück. Dass ich noch lebe ist Glück."
Dass die Band nicht nur pausierte, sondern sich auch außerhalb des Rampenlichts musikalisch weiterentwickelt hat, macht sich auf "Tacheles" deutlich bemerkbar. Die Chart-Hits der letzten Alben wie "Hungriges Herz" oder "Tanz der Moleküle" zeichneten sich durch quirlige Lebenslust aus. Die neue Platte ist um einiges gesetzter. MIA. sind erwachsen geworden. Das neue Album soll "Tacheles reden" und macht keinen Halt vor ungemütlicheren und schwermütigen Themen. So auch die Musik. Die Melodien der neuen Songs sind dabei leider recht unspektakulär ausgefallen und auch die Texte wirken teils etwas einfallslos und redundant. Als Resultat der zehn Jahre Erfolg im Musikgeschäft haben MIA. offenbar ein Stück ihrer Leichtigkeit einbüßen müssen.
"Ich, zurück, von einer Beichte für all die Vergehen, die ich in Zukunft begehe."
Seit August 2010 arbeitet die fünfköpfige Band, die sich auf dem Schulhof des Berliner John-Lennon-Gymnasiums gründete, an neuen Liedern. "Arbeiten" möchte das Sängerin Mieze jedoch nicht nennen. Für sie war der Prozess vor allem eine "Demonstration unserer Freiheit". So viel Freiheit ist auf der neuen LP allerdings nicht zu finden. Die meisten Titel sind zwar nett anzuhören, aber im Vergleich zu anderen MIA.-Zeiten wirkt die neue Musik doch etwas banal. Zwischen unspektakulärem NDW-Sound ("Immer wieder"), leichtem Elektro-Pop ("Brüchiges Eis") und schlichten Synthie-Beats ("Das Haus") spart das Album an Extravaganz und Ohrwurm-Potential. Der "Wir sind zurück!"-Power-Effekt gelingt den fünf MusikerInnen dadurch leider nur schleppend.
Das Cover ist im schlichten Schwarzweiß gehalten und hat nicht mehr viel übrig gelassen vom verschmitzten, unbeschwerten Flair der letzten Alben. "Tacheles" ist somit auch in seiner Aufmachung um einiges ernster: Mieze ganz in Weiß, mit blasser Haut und blondierten Haaren, und ihre BandkollegInnen im schlichten Schwarz gekleidet, wirken ungewohnt seriös.
Aber MIA. wären schließlich nicht MIA., wären sie nicht im steten Wandel und auf der ständigen Suche nach Neuem. Elf Titel erwarten die Hörerin auf "Tacheles" und neben der "neuen" Schwermut lassen sich auch gewohnt tanzbare Lieder wie die Single "Fallschirm" oder "La Boom" finden.
Wer MIA. live sehen möchte, hat dazu auf der MIA.-Tour im Herbst dieses Jahres die Möglichkeit, oder schon im Sommer auf den Festivals "Rock am Ring" und "Rock im Park". Tickets sind bereits auf der Internetseite www.miarockt.de erhältlich.
AVIVA-Tipp: MIA. sind vier Jahre älter geworden und so auch ihre Musik: Weniger Molekülen-Tanz und dafür mehr "Tiefsinn". Ob der Sprung zur Nachdenklichkeit wirklich geglückt ist, wird sich noch zeigen. Auf jeden Fall zeigt "Tacheles" eine interessante und neue Facette der Berliner Band.
MIA.
Tacheles
Label: R.O.T.
VÖ: 9. März 2012
14,99 Euro
MIA. im Netz:
www.miarockt.de
www.myspace.com/mia
MIA. auf Facebook
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