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Beitrag vom 12.01.2013
Andrea Schroeder - Blackbird
Natalie Siehr
Berliner Großstadt-Tristesse trifft auf amerikanische Wüstenlandschaft. Was bei dieser Begegnung zweier Welten entsteht, ist ein dunkel schimmerndes Kleinod, welches nur darauf wartet, von der ...
... Hörerin entdeckt zu werden
Mensch möchte sich den Wüstenstaub von den Beinen klopfen und in der nächstbesten, gern auch düsteren Bar nach dem langen Ritt durch die Prärie einkehren. Und natürlich läuft in der Bar das Debut-Album von Andrea Schroeder.
Erstaunlicherweise ist dieses Album nicht im tiefsten amerikanischen Westen entstanden, sondern im Berliner Wedding. Dort mischt die Künstlerin zusammen, schüttelt alles gut durch – heraus kommt ein Album mit dunkler Grundfärbung und einer betörenden Wirkung.
"Blackbird" ist nicht am Zeitgeist orientiert, Andrea Schroeder und ihr engster Vertrauter, Jesper Lehmkuhl, ein dänischer Musiker, versuchen auch nicht, völlig Neues in ihren Songs auszudrücken. Vielmehr berufen sie sich auf Altbewährtes und Traditionen, die so schon lange funktionieren. Das gereicht diesem Erstlingswerk keinesfalls zum Nachteil. Und so ist es nicht weiter erstaunlich, dass es bereits eine gewachsene Fangemeinde gibt und sich auch die hiesigen Musik-KritikerInnen in ihrem positiven Urteil ziemlich einig sind. Dieses Album dürfte auch Musikbegeisterte ansprechen, die dieses Genre, Folkmusic, ansonsten nicht unbedingt zu ihren Favoriten zählen.
Die raue und immer ein wenig zurückgehalten klingende Stimme ist das ganz Besondere an diesem Album. Die Musik changiert dabei zwischen traditionellen amerikanischen Sounds und europäischer Kühle. Diese Mischung hat sicherlich auch Chris Eckman beeinflusst, der unter anderem die Walkabouts und Chris & Carla produziert hat. Gitarrenriffs, die gute, alte Hammond-Orgel und Streicher umschmeicheln dabei die poetischen Texte, die oftmals aus Gedichten hervorgehen.
Dabei brauchen die Stücke die Aufmerksamkeit und Muse der Hörerin, damit sie ihre ganze Schönheit entfalten können, so wie ein guter Wein atmen muss, um sein Aroma zu entfalten. Stücke wie der Opener "Paint it blue" und "Blackberry Wine" sind kleine musikalische Schmuckstücke, die an Nick Cave und mitunter auch an Patti Smith denken lassen. Mit dem berührenden Schluss-Stück "Kälte" zeigt sich die Stärke Andrea Schroeders als Song-Poetin.
AVIVA-Tipp: Die Musik Andrea Schroeders eignet sich nicht für ausgelassene Party-Nächte. Wer sich darauf einlassen kann, dass das Album sanft und traurig-schön dahinfließt und keine gleich erkennbaren, temporeichen Hits zu bieten hat, wird mit "Blackbird" viel Freude haben. Es ist in jedem Fall eine lohnenswerte Bereicherung jeder Musiksammlung! Mit Spannung bleibt abzuwarten, was auf dieses gelungene Debut folgt.
Andrea Schroeder
Blackbird
Label: Glitterhouse/Indigo
VÖ: 28.09.2012
Andrea Schroeder im Netz:
www.andreaschroeder.com
www.myspace.com
www.youtube.com