Meshell Ndegeocello - pour une âme souveraine. a dedication to nina simone - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kunst + Kultur



AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 31.08.2012


Meshell Ndegeocello - pour une âme souveraine. a dedication to nina simone
Susanne Schwarz

Das zehnte Studio-Album der Musikerin beschäftigt sich mit einem ihrer Idole, es ist Nina Simone gewidmet. Alle Titel darauf sind Adaptionen von Songs, die entweder von Simone stammen oder welche ...




... diese ebenfalls gecovert hat.

Die 43-Jährige Meshell Ndegeocello arbeitet ihre langjährige musikalische Erfahrung in Simones Klassiker ein. Immerhin hat sie bereits mit vielen internationalen KünstlerInnen wie Madonna, den Rolling Stones, Carlos Santana, Prince, Paul Simon und David Bowie zusammengearbeitet. Das hört man dem Tributalbum an: Ndegeocello hat Simones Klassikern neues Leben eingehaucht, indem sie Rock-, Funk-, Pop- und Discoelemente mit deren typischen Soul- und Gospelrhythmen kombiniert.

So beginnt das Album mit Nina Simones Please Don´t Let Me Be Misunderstood, das auch durch die Coverversion von Eric Burdon and The Animals bekannt ist. Ndegeocello setzt dabei auf eine gitarrenlastige, ruhige Funk-Version – ein Stil, der im Laufe des Albums noch häufiger hineinspielen wird. Leonard Cohens berühmtes Suzanne hingegen gestaltet sie mit dominanter Perkussion, kräftigem Bass und stark erhöhtem Tempo in tanzbarer Manier.
Das steigert sich noch bei House of the Rising Sun: Der traditionelle Folk-Blues-Song tritt hier als Discoversion auf. To Be Young, Gifted and Black hingegen ist ein ruhiger Folk-Soul-Mix. Elektronische Elemente spielen in allen Liedern eine große Rolle und sind manchmal mehr, dann wieder weniger durch akustische Instrumente unterstützt. Auffällig ist, dass das Klavier, welches Nina Simone so gern genutzt hat, keine große Rolle spielt.

Warum das der Fall ist? "Wir wollten etwas machen, das wirklich authentisch für Nina Simone ist. Dabei stellten wir fest, dass das bedeutet, etwas zu produzieren, das für uns selbst authentisch ist", erklärt Koproduzent Chris Bruce gegenüber dem Label Naïve. Das Ziel sei nicht gewesen, bereits existente Versionen einfach noch einmal zu erschaffen. "Nina hat ihr Leben lang immer weiter nach Neuem geforscht und experimentiert. Diesen Esprit wollten wir auch nutzen und daraus unsere eigenen Lieder machen", fügt er hinzu.

Hörerinnen, die mit dem Werk von Nina Simone nicht oder nur am Rande vertraut sind, werden vielleicht Überraschungen erleben: Einige der Lieder, die Ndegeocello in neuem Gewand präsentiert, sind der Allgemeinheit eher als Hits verschiedener anderer KünstlerInnen vertraut, weniger jedoch durch Nina Simone. Neben Suzanne von Leonard Cohen folgt noch Turn Me On, das ursprünglich Mark Dinning 1961 aufnahm und 2002 in der Version von Norah Jones Erfolge feierte. Feeling Good wurde zuletzt 2005 als Single von Michael Bublé in den Radios gespielt. Auch von Muse existiert seit 2001 eine weltbekannte Adaption. Nur wenige wissen hingegen, dass dieses Stück aus dem Broadway-Musical The Roar of the Greasepaint – The Smell of the Crowd von 1965 stammt.
Hinzu kommen verschiedene traditionelle Folk- und Gospelsongs, deren UrheberInnenschaft ungeklärt ist. House of the Rising Sun ist so eines oder auch Nobody´s Fault But Mine.
Diese sehr unterschiedlichen Titel haben gemeinsam, dass sie auch schon einmal von Nina Simone interpretiert wurden – und nun von Meshell Ndegeocello.

Doch nicht nur von ihr allein: Die Solo-Sängerin hat sich für dieses Projekt hochkarätige DuettpartnerInnen gesucht. Auf Don´t Take All Night singt sie mit Sinead O´Connor, wird von Lizz Wright unterstützt. Darüber hinaus wirken die Folk-Musikerinnen Valerie June und Toshi Reagon sowie der Jazzinterpret und Multi-Instrumentalist Tracy Wannomae und Soulsänger Cody ChesnuTT mit.

Zur Künstlerin: Meshell Ndegeocello wurde 1969 in Berlin geboren und heißt eigentlich Michelle Lynn Johnson. Ihren Künstlerinnennamen, ursprünglich Me´shell NdegéOcello, hat sie angenommen, weil er auf auf Swahili frei wie ein Vogel bedeutet. Die Familie siedelte bald nach Virginia/USA um. Ihr Vater, ein Hobby-Saxophonist, brachte ihr bereits früh musikalische Grundlagen bei. Als Jugendliche erlernte die Sängerin auf eigene Faust das Spielen eines E-Basses. Es folgten Auftritte in einigen Clubs in Washington D.C.. Als sie mit ihrem Sohn Askia schwanger war, brach Ndegeocello das Jura-Studium an der Howard University ab. Als erste Frau wurde sie 1993 von Maverick Records, dem von Madonna gegründeten Label, unter Vertrag genommen. pour une âme souveraine ist bereits ihr zehntes Studio-Album.
Weitere Infos auf www.meshell.com und Facebook

AVIVA-Tipp: Meshell Ndegeocello hat ein spannendes Album geschaffen, das auf moderne Art und Weise an Nina Simone erinnert. Für Simone-Fans ist pour une âme souveraine ein schöner Tribut an die Musikikone, der ihr Werk noch einmal aufleben lässt. Für andere ist es eine Möglichkeit, Simones Schaffen kennenzulernen. In diesem Zusammenhang ist es besonders angenehm, dass nicht nur die bekanntesten Lieder von ihr herausgegriffen wurden. Ndegeocello interpretiert eben auch Stücke, die Simone so viel bedeutet haben, dass sie selbst ein Cover produziert hat. So ergibt sich ein rundes Album, das überdies auch genug Eigendynamik hat, um für sich selbst zu stehen.

pour une âme souveraine. a dedication to nina simone
Meshell Ndegeocello

Label: Naïve, VÖ: 5. Oktober 2012

Weiterhören auf AVIVA-Berlin:

Cookie: The Anthropological Mixtape von Meshell Ndegeocello

Der Tag, an dem Nina Simone aufhörte zu singen von Darina Al-Joundi, Mohamed Kacimi

Quellen: www.music-story.com/meshell-ndegeocello/biographie und The New York Times – www.nytimes.com



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Beitrag vom 31.08.2012

AVIVA-Redaktion