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Beitrag vom 25.07.2012
Sharayet - Eine Liebe in Teheran. Ein Film von Maryam Keshavarz. DVD Start: 26.07.2012
Maria Mikityla
Zwei junge Mädchen, die auf Parties gehen, westliche Musik hören und ineinander verliebt sind - wäre dieser Film ein westlicher, so wären diese Inhalte kaum besonders. Doch Sharayet spielt im Iran.
Atafeh und Shirin sind die Protagonistinnen von "Sharayet". Sie sind 16 Jahre alt und leben in Teheran. Atafeh, gespielt von Nikohl Boosheri, wächst in einer westlich orientierten Familie auf. Ihr Vater liebt europäisch-klassische Musik und ist von der Gleichberechtigung der Frau überzeugt. Atafehs Bruder Mehran war lange Zeit drogenabhängig und kompensiert seine Erlebnisse schließlich in einer tiefen Religiösität. Auf der Suche nach neuer Stabilität in seinem Leben gerät er jedoch in fundamentalistische Kreise. Das führt zu offenen Fronten zwischen ihm und Atafeh, die gemeinsam mit ihrer Freundin Shirin (Sarah Kazemy) ihren jugendlichen Drang nach Freiheit und Unabhängigkeit entdeckt und austestet. Um aus den religiösen und familiären Zwängen auszubrechen, gehen die beiden Mädchen auf Parties, experimentieren mit Drogen und leben schließlich ihre Liebe zueinander aus. So leben sie ein gefährliches Doppelleben, das einerseits innerhalb der streng reglementierten Öffentlichkeit und anderseits im iranischen Underground stattfindet.
Richtig bedrohlich wird die Situation allerdings, als sich auch Mehran in Shirin verliebt. Da er bei der Sittenpolizei arbeitet und über die Geheimnisse der Mädchen Bescheid weiß, hat er die nun Macht, die Familie zu infiltrieren und Shirin zu erpressen ...
In Sharayet werden höchst beklemmende Situationen gezeichnet. Etwa wenn die beiden Mädchen mit dem Auto fahren und von der Sittenpolizei verhaftet werden. Oder wenn den Zuschauenden bewusst wird, dass Frauen im Iran nicht einmal öffentlich baden gehen können. Auch die Tatsache, dass die bisher sich gegen die religiösen Sittenwächter abgrenzen könnende Familie Atafehs mehr und mehr von Innen zersetzt wird, skizziert die Hoffnungslosigkeit der Liebesbeziehung der beiden Mädchen.
Gedreht wurde "Sharayet" in Beirut und im Libanon. Im Iran bekam die Regisseurin Maryam Keshavarz keine Drehgenehmigung und der regimekritische Film wurde umgehend verboten.
AVIVA Tipp: Maryam Keshavarz arbeitet detailverliebt mit Farben und Musik. Sowohl ästhetisch, als auch thematisch ist der Film mutig, interessant und schön anzusehen. Die Annäherung an die Figuren gelingt jedoch nur teilweise, weil sie eher oberflächlich gezeichnet sind. Andererseits ist die Bilderflut überwältigend und das Thema so brisant, dass darüber gerne hinweg gesehen werden kann. Auch die DarstellerInnen überzeugen durch ihr zurückgenommenes puristisches Spiel. Insgesamt ein sehenswerter Film.
Zur Regisseurin: Maryam Keshavarz wurde 1975 in New York geboren. Sie studierte vergleichende Literaturwissenschaften und machte ihren Master in "Near Eastern Studies" an der Universität von Michigan. Seit 2003 arbeitet sie als Produzentin, Regisseurin und Drehbuchautorin. Schon in ihrem ersten Film "The Colour of Love" widmete sie sich den politischen Verhältnissen im Iran auf kritische Weise. Als Kind verbrachte sie regelmäßig ihre Sommermonate im Iran und legt ihre filmischen Schwerpunkte nun auf die dortigen Verhältnisse. Neben der Produktion schrieb sie für "Sharayet" auch das Drehbuch und führte Regie. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Kurzfilm-Teddy für "El Dia Que MorÃ" ausgezeichnet.
Weitere Infos unter:
Interview mit Maryam Keshavarz
www.stardustbrands.com
www.imdb.com
Sharayet – eine Liebe in Teheran
Originaltitel: Circumstance
USA, Frankreich, Iran 2011
Buch, Regie, Produktion: Maryam Keshavarz
DarstellerInnen: Nikohl Boosheri, Sarah Kazemy, Reza Sixo Safai, Soheil Parsa, Nasrin Pakkho
Verleih: Edition Salzgeber
Sprache: Persisch, Englisch, Französisch
DVD Start: 26.07.2012
Lauflänge: 107 Minuten
EAN: 4040592004549
19,90 Euro
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