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Beitrag vom 21.05.2012
SCHMIDT - Femme Schmidt
Britta Meyer
Smokey Eyes, Zylinder, Perlen und jede Menge Zigarettenrauch: SCHMIDT inszeniert eleganten urbanen Glamour bis zum Exzess und bedient sich dabei großzügig an den Stilen der 1920er, 1930er und...
... 1960er Jahre.
Im Debütalbum "Femme Schmidt" der 22-jährigen Berlinerin glaubt mensch sich in einer gelungenen Mischung aus "Chicago", einem Film Noir und der "Dreigroschenoper" gelandet.
SCHMIDT, eigentlich Elisa Schmidt, geboren 1990, ging mit sechzehn Jahren nach London auf ein Musikinternat, reiste dann durch die USA und machte in München ihr Abitur. Ihre ersten Lieder veröffentlichte sie auf Youtube und trat bereits im Londoner Jazzclub "Ronnie Scott" auf, bevor sie zusammen mit dem Produzenten Guy Chambers erst einige erfolgreiche Singles, und schließlich das Album "Femme Schmidt" herausbrachte. Bei den Arbeiten am Song "Sin City" entstand im Tonstudio auch die Idee für den International SinCity Film Award, der 2011 zum ersten Mal verliehen wurde und für den 85 FilmemacherInnen aus 27 Ländern ihre Musikvideos und Kurzfilme einsandten.
21st Century Cabaret
Die Stimmung ihrer Musik orientiert sich weniger an der konkreten Alltagsrealität vergangener Zeiten, als an deren Zeitgeist. So variiert der Song "Alain Delon" das Titelthema der Fernsehserie "Die Zwei" in einer liebevollen Hommage an die 1960er, ansonsten erzählen jazziger Pop, Blasinstrumente und viel Schlagzeug von Freiheitsdrang, Lebenshunger und einer genüsslich-dramatischen Dekadenz. Während Titel wie "Boom Boom", "Remote Control" und "Voodoo Eyes" dringende Lust auf wildes Tanzen wecken, wirken klaviergetragene Balladen wie "Stockings & Belt" und "Stay" angenehm ruhig und melancholisch.
Der Grundton von Schmidts Debütalbum ist jedoch laut, schnell und energiegeladen, ihre Stimme dabei sehr dunkel, voll und rauchig. Sehr erfrischend: Die Texte erzählen zwar auch von Liebe, Sehnsucht, Romantik & Co., aber ebenso gern von konventionsbefreitem Begehren, ohne Rücksicht auf Verluste oder Gedanken an morgen.
"Take a chance, baby, don`t be scared
I`m gonna make you dance in my underwear"
Das Flair der verruchten Femme Fatale wird im Booklet durch glamouröse Schwarz-Weiß-Portraits von Esther Haase untermalt. SCHMIDTs wohlkalkulierte Inszenierung ihrer Musik und ihrer Person als Projektionsfläche für Phantasien ist auf die Spitze getrieben und nimmt sich angenehmer Weise selbst nicht ernst – ein Glück, denn sonst würde die Figur "SCHMIDT" mit ihrem fast schon grellen Sex-Appeal zur übertriebenen Pose verkommen.
AVIVA-Tipp: "Femme Schmidt" ist ein rauschhafter Trip durch die Epochen, komplett mit nostalgisch-verruchtem Halbweltfeeling. Das Album klingt wunderbar nach Hinterhofkaschemmen, Whiskey, Kopfsteinpflaster und nach durchtanzten Nächten. Die ideale Musik, um sich für eine solche in Stimmung zu bringen.
SCHMIDT:
Femme Schmidt
Label: Warner Music International (Warner)
VÖ: 18. Mai 2012
SCHMIDT im Netz: www.femmeschmidt.com
Weitere Informationen finden Sie unter:
International SinCity Film Award
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