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Beitrag vom 22.09.2011
Valerie. Kinostart 22.09.2011
Katharina Meier
Franka Potente philosophiert in Hubertus Meyer-Burckhardts drittem Monologfilm als Valerie über die Liebe und das Leben. Der Film basiert auf Roger Willemsens Debütroman "Kleine Lichter" von 2005.
Hubertus Meyer-Burckhardt produzierte den letzten Film seiner Trilogie mit Franka Potente in der Hauptrolle. In den Vorgängern profilierte sich zunächst Hannelore Elsner 2002 in "Mein letzter Film" und schließlich Ben Becker 2005 in "Ein ganz gewöhnlicher Jude" in der besonderen Herausforderung, einen Film weitgehend allein zu bestreiten. Für die Regie wurde dieses Mal Josef Rusnak gewonnen.
"Valerie" ist ein außergewöhnlicher Film, der dem Publikum so Einiges abverlangt. In rund 90 Minuten begleiten die ZuschauerInnen eine erfolgreiche Architektin bei ihrem Selbstfindungsprozess.
Sie pendelt zwischen ihrem Arbeitsort L.A. und Berlin, wo sie mit ihrem Freund in einer modernen Dachgeschosswohnung wohnt. Als er infolge einer Infektion ins Koma fällt, bricht für Valerie eine Welt zusammen.
"Das Leben lebt nicht mehr."
Sie beschließt, ihr Leben der vergangenen zehn Jahre hinter sich zu lassen, um in Berlin für ihren Liebsten, wie sie ihn im Laufe der Handlung oft nennt, da sein zu können.
"´Mein Liebster!´ Was macht glücklicher? Das zu sagen oder es zu hören?"
Für die drei Monate, in denen sie in L.A. ihre Zelte abbrechen will, nimmt sie ein Videotagebuch auf, das ihrem Liebsten bei ihrer Abwesenheit am Krankenbett vorgespielt werden soll… In der Hoffnung, ihn damit wieder ins Leben zurückholen zu können.
"Ich will dir die Liebe erklären, wie man den Krieg erklärt. Ich erklär sie dir in alten Vokabeln. Das geht nicht anders. Wer liebt, wechselt das Jahrhundert."
Was als ein Projekt beginnt, von dem man nicht ahnt, in welche Richtung es laufen wird, entpuppt sich als nicht enden wollende Abrechnung mit der Vergangenheit und der Liebe.
"Mit der Liebe beginnt der Abschied von ihr."
Auf der anderen Seite erinnert sich Valerie an viele nette Anekdoten, die sie vor ihrer Digitalkamera zum Besten gibt. Wir erleben sie bei Alltagsbeschäftigungen, beim Putzen, Baden und Essen. Sie sinniert und philosophiert, manchmal spricht sie verzweifelt, liebevoll, geduldig oder auch ungeduldig.
"Guten Tag", hättest du sagen sollen, "Ich bin der, der fehlen wird."
Der Monologfilm birgt viel Poesie und Lebensweisheiten, die auf Roger Willemsens Romandebüt "Kleine Lichter" (2005) beruhen, in dem er das Wunder der Liebe erkundet.
"Man kann nicht lieben, wenn man die Liebe braucht. Wenn man sie nicht braucht, kommt man ganz gut mit ihr zurecht."
Sie lässt die Kamera laufen, um ihren Liebsten weiterhin an ihrem Leben teilhaben zu lassen. Doch dienen diese Aufnahmen letztendlich nicht ihr selbst am meisten?
"Es ist wichtig, dass deine Zähne unregelmäßig stehen und dass du müde aussiehst am Abend. Denn Einer mag eben das!"
Indem sie viele Jahre, auch die Zeit vor dieser Beziehung, Revue passieren lässt, kochen ihre Gefühle hoch. In einigen wenigen Szenen ist Valerie auch ohne die Kamera, ihrem ständigen Begleiter, zu sehen, wobei ihr neues Leben immer mehr aus den Fugen gerät.
Einerseits erleben wir Valerie, wie sie ihr Innenleben sehr rational, andererseits voller Romantik und Hoffnung, preisgibt.
Wenn Liebe Leben retten kann, dann werde ich dich retten!
Mit gemischten Gefühlen verfolgt die ZuschauerIn die Leiden der jungen Valerie. Wie Valerie selbst erlebt frau so Hochs und Tiefs im Laufe der Handlung, nur nicht unbedingt in Analogie zu Valeries Empfindungen.
So ist es nicht verwunderlich, dass im Kinosaal großes Gelächter ausbricht, als eine der Krankenschwestern, die sich um Valeries Liebsten kümmern, sagt, ihre Kollegin könne das Video ruhig mal ausschalten, weil das Gesülze auf Dauer ja nicht zu ertragen sei.
AVIVA-Tipp: Valerie ist ein origineller Film, der durch seinen ewigen Dialog eine Besonderheit darstellt. Franka Potente hat es nicht leicht, dem Anspruch an ein solches Genre gerecht zu werden. An diesem Film werden sich die Geister scheiden.
Zum Regisseur: Josef Rusnak wurde in Tadjikistan/UdSSR geboren und wuchs in Pforzheim auf. Zum Studium der Germanistik wechselte er nach München, wo er sich nur ein Jahr später an der HFF München für den Fachbereich Dokumentarfilm einschrieb. Nach einem zweijährigen Aufenthalt in London zog es den Jungregisseur nach Los Angeles, wo er 1992 die amerikanische Produktionsfirma "Jump Cut Images, Inc." gründete. Seit 2000 ist Josef Rusnak Partner der Münchner "Screencraft Entertainment GmbH". Der Regisseur ist Mitglied der "Directors Guild of America" (DGA), des "Deutschen Regieverbandes" und ist zudem Gründungsmitglied der "Deutschen Filmakademie". Er lebt in Los Angeles und Berlin. (Quelle: Presseinformation)
Valerie
D/USA 2009
87 Minuten
Regie: Josef Rusnak
Drehbuch: Roger Willemsen
Produzent: Hubertus Meyer-Burckhardt
Darstellerinnen: Franka Potente, Stephanie Stumph, Maria Hartmann
Verleih: Farbfilm Verleih
Kinostart: 22. September 2011
Der Film im Netz: www.farbfilm-verleih.de