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Beitrag vom 29.08.2008
Flexkögel – Wilde Gezeiten
Silvy Pommerenke
Deutsche Lande bringen bisweilen extrem eigenwillige und ungewöhnliche MusikerInnen zu Tage. Das aktuellste Beispiel ist Flexkögel, eine Band, die versponnen, surreal und skurril...
... ihrer Leidenschaft für Jazz und Pop nachgeht – zum absoluten Genuss der HörerInnen!.
Hinter dem Bandnamen Flexkögel stehen die Sängerin Britta-Ann Flechsenhar und der Gitarrist Christian Kögel, die sich einer eigenwilligen musikalischen Mischung aus Jazz, Bossa Nova, Pop und kreativem Kunterbunt widmen. Die bereits vor vier Jahren als Duo gegründete Band hat sich mittlerweile – dank des Drummers Jochen Krämer – zu einem Trio erweitert und gibt sich "wilder" als zu Zeiten des Debüts "What Are Days for?" von 2004. Dabei präsentieren sie die meisten ihrer Songs ihrer aktuellen CD auf deutsch, aber es findet sich auch ein Lied auf englisch ("What are days for?") und eines auf "Fantasieportugiesisch" ("Savo Island") wieder, auf diesem phänomenalem Zweitling der Band.
Begonnen haben Flex und Kögel in den Jahren 1999/2000, als die beiden MusikerInnen gemeinsam als Doppelspitze zueinander fanden. Das erste Songmaterial war "song- und grooveorientiert", wodurch sie ihren eigenwilligen Sound verfestigten. Als reines Duo wollten sie jedoch von Anfang an nicht ins Rennen gehen, da viele ihrer Stücke von trockenen Grooves leben, die vor allem durch den Einsatz von Kontrabass und Schlagzeug mehr Geltung erfahren. Ihre Inspiration nehmen sie von so unterschiedlichen KünstlerInnen wie Björk, Radiohead oder Atari Teenage Riot, und gerade Christian Kögel sieht sich als einen "improvisierenden Musiker, Songschreiber und Soundbastler." Britta-Ann Flechsenhar hingegen hat ein musikalisches Spektrum, das von der A-Capella-Gruppe mit Cello und Kontrabass bis zur Brecht/Weill-Formation reicht. Ein vielversprechendes Konglomerat also, das künstlerisches Niveau mit kurzweiligem Amüsement verbindet.
Anspieltipps: gleich der Opener und Titelgeber des Albums "Wilde Zeiten" verspricht Jazz as Jazz can be. "Raumfahrt" ist eine grandiose Bossa-Nova Nummer, die mit skurrilem Text versehen ist. "What are days for?" ist ein absolut phänomenales Stück, das den Soul gleichermaßen wie den Jazz bedient. Die Stimme von Britta-Ann Flechsenhar ist immer für Überraschungen gut, was bei dieser Nummer besonders deutlich wird. Das Motto dieses Liedes könnte auch lauten: "Let`s come in and chill!". Weiter geht es mit der Nummer "Forever young", die eine Adaption des 80er-Jahre-Songs von Alphaville ist. Flexkögel basteln jedoch aus dem Original eine derartig jazzige und angerockte Eigenkomposition, die zum Staunen einlädt. Großartig! Bei "Why doesn´t he stop" hat man das Gefühl, dass Flexkögel sowohl Anleihen bei Georgette Dee als auch bei der Popette Betancor oder auch bei Soullegenden nehmen. Ein krass eigenwilliger Song, der durch seine Vielfältigkeit und Eigenwilligkeit lebt, und der verschiedene Genres – von Chanson, Jazz, HipHop bis hin zu Disco - unter einen Hut bringt.
Weiterhören: Nylon und Kitty Hoff
Flexkögel im Netz: www.flexkoegel.de und auf MySpace
AVIVA-Tipp: Flexkögel ist mitnichten eine Neuentdeckung, sondern ein Duo, das schon seit einigen Jahren im Musikbusiness umtriebig ist. Unter der Schirmherrschaft von Britta-Ann Flechsenhar und Christian Kögel (in Gänze Flexkögel) sind witzig, was die Texte betrifft und großartig, was die musikalisch jazzigen Arrangements angeht. Musik, die den gehobenen Jazz-Ansprüchen genau so gerecht wird, wie den humoristisch intellektuellen. Anhören, staunen, schmunzeln und genießen!
Flexkögel
Wilde Gezeiten
Label: Minor Music, VÖ: August 2008