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Beitrag vom 15.02.2008
Lou Rhodes - Bloom
Silvy Pommerenke
Neo-Folk die Zweite! Die ehemalige Sängerin der TripHop-Formation Lamb entfernt sich immer mehr von ihrer Vergangenheit, und auch ihr zweites Soloalbum glänzt durch ausgefeilte...
...Folk und Singer-Song-Writer Kompositionen, die Kolleginnen wie Tori Amos oder Kate Bush glatt in den Schatten stellen.
Angefangen hat die mittlerweile 44-jährige aus Leeds Mitte der Neunziger als Leadsängerin von Lamb, und das Duo aus Manchester stand auf gleicher Augenhöhe mit Bands wie Massive Attack oder Portishead. Von dieser ganzen Bewegung ist nun zu Beginn des neuen Jahrtausends nicht mehr all zu viel übrig geblieben. Es sieht ganz so aus, als würde der Musiktrend eine Rückkehr in die siebziger und achtziger Jahre machen und sich seiner akustischen Wurzeln besinnen. Lou Rhodes, origniär Louise Robertson, tut dies auch, und nicht erst seit gestern. Nachdem Lamb im Jahr 2004 eine "künstlerische Pause" ankündigt, die eher einer Auflösung gleichkommt, strampelt sich die Musikerin frei. Von ihrem musikalischen Partner Andrew Barlow, außerdem von ihrem Ehemann, mit dem sie zwei Kinder hat, und sie wandelt auf den Spuren ihrer Mutter, einer Folksängerin. Ganz im Sinne der Flowerpower, zieht sie aufs Land und in eine Kommune und tauscht fortan die elektronischen Klänge gegen akustische ein. 2006 kommt sie dann mit dem fantastischen Debut "Beloved One" auf den Markt, und knüpft nun mit "Bloom" exakt da an, wo sie vor zwei Jahren aufhörte.
Wie bereits damals, so hat sie auch bei ihrer neuesten Produktion für eine aufwändige Covergestaltung und Verpackung gesorgt. Das zeugt schon von einer außerordentlichen Vorliebe für das Besondere, und so detailversessen, wie das Äußere geraten ist, so traumhaft schön ist auch der Inhalt. Auf zehn Songs kann sich die HörerIn von einem auditiven Meisterwerk überzeugen, das vor allem von akustischen Gitarren getragen, manches Mal mit einem satten Streichensemble und einem Akkordeon begleitet, und dann wieder mit so ungewöhnlichen Instrumenten wie dem Glockenspiel untermalt wird. Der abgenutzte Begriff Songperle trifft bei dem neuen Album von Lou Rhodes mit jedem Ton, jeder Melodie, jeder Textzeile direkt zu. Tragisch sind ihre Songs nach wie vor, diesen Hang hatte sie bereits bei Lamb, und gibt ihm nun auf ihren Soloproduktionen noch mehr Raum. Wer Freude daran hat, sich durch den Sog von Musik in eine künstliche Traurigkeit zu versetzen, der hält mit "Bloom" das Patentrezept in der Hand. Und dann wiederum wird es durchaus etwas heftiger, wie beispielsweise auf "They say", das gegen Ende hin richtig abhebt, und die Sängerin über das Gefängnis der Liebe und die Unbillen derselben singt. Es könnte fast eine Cello-Adaption von Apocalyptica sein, so heftig und intensiv wird das Ende des Songs gestaltet.
Konzerthinweis: Freitag, 14.03.2008, 21.30 Uhr im Roten Salon der Volksbühne
Rosa - Luxemburg – Platz 2, 10178 Berlin
Eintritt: 17,60 Euro
Telefon: 030 – 240 65 806
www.roter-salon.de
Lou Rhodes im Netz: www.infinitebloom.com und auf MySpace
Weiterhören: Fine Frenzy und Kate Nash
AVIVA-Tipp: Wer einmal von dieser Stimme angefixt wurde, der kann davon nicht mehr lassen. Ob Lou Rhodes nun TripHop Songs singt oder sich dem Folk verschreibt, immer ist es ihre fragile und dennoch ausdrucksstarke Stimme, die millionenfache Emotionen transportiert und einen Hörgenuss erster Güte entstehen lässt. Ein absolutes "Must have" Album!
Lou Rhodes
Bloom
Label: Virgin Records, Februar 2008