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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 13.06.2007


Molly Johnson – If you know love
Silvy Pommerenke

Der schwarze Torontoexport namens Miss Molly Johnson hat viel zu lange auf sich warten lassen. Endlich wieder einmal ein Jazzalbum voller Ãœberraschungen, dank wunderbar tiefen vocals und der...




...eingebrannten Leidensfähigkeit in den Stimmbändern.

Die kanadische Jazzsängerin Molly Johnson dürfte eigentliche keine Unbekannte mehr in der Musikszene sein, da sie bereits seit den achtziger Jahren singt und ihr erstes Album im Jahr 2000 veröffentlichte. Dennoch hat sie hierzulande noch Insiderstatus, und das, obwohl sie in ihrem Heimatland und in Frankreich eine große Fangemeinde besitzt. Vielleicht wird sich ihr Bekanntheitsgrad endlich mit "If you know love" vergrößern – zu wünschen wäre es der charismatischen Sängerin auf jeden Fall.

Ihre jetzige Karriere steht ganz im Zeichen des Jazz. Dies war allerdings nicht immer so, denn in den achtziger und neunziger Jahren war sie die Leadsängerin der Rockbands "Alta Moda" und den "Infidels", der ersten schwarzen Rockband Kanadas. Dabei scheint ihre Stimme wie gemacht für den Jazzgesang. Leicht angeraut klingt sie wie eine Mischung aus Malia und Macy Gray, obwohl Johnson solche Vergleiche ablehnt. Vor allem die Analogien die immer wieder von der Presse zu Billie Holiday erkannt werden. Zwar gibt es in der Tat Ähnlichkeiten von Stimme und Hautfarbe, aber Miss Molly antwortet auf diese Unterstellungen immer mit "Ich bin nicht wie Billie Holiday, nein, ich bin wegen Billie Holiday!" Der Grund für die tiefe und erdige Stimme liegt wahrscheinlich an der Vielzahl von Zigaretten, die die Kanadierin geraucht hat, aber ansonsten gibt es kaum Parallelen der beiden Leben. Als Tochter eines schwarzen Vaters und einer weißen Mutter hat sie natürlich auch ihre rassistischen Erfahrungen gemacht, dennoch ist die Gesellschaft heute Gott sei Dank aufgeklärter als zu Zeiten Billie Holidays. Außerdem sei sie glücklich verheiratet und Mutter zweier Kinder, so dass sich auch hier keine Entsprechungen zu der "großen Schwester" ergeben.

Neben Jazzklassikern von Gershwin und Cole Porter interpretiert sie einfach unschlagbar eine Coverversion von Bruce Springsteens "Streets of Philadelphia". Das passt insofern in ihr Lebensmotto, da sie sich stark für die AIDS-Hilfe eingesetzt hat. Mitte der neunziger Jahre organisierte sie die jährlichen Konzertreihen des "Kumbaya Festivals", das als Benefizveranstaltung über eine Million Dollar für Menschen mit HIV und AIDS zusammenbrachte. Neben diesem sozialen Engagement hat Johnson noch einen anderen Meilenstein erklommen: beim Toronto Downtown Jazz Festival war sie die erste weibliche Sängerin in der siebzehn-jährigen Festivalgeschichte, die es schaffte, die Hauptbühne komplett auszuverkaufen!

Anspieltipps: Neben dem wirklich phänomenalen "Streets of Philadelphia", das sehr einfühlsam und mit fragiler Stimme interpretiert wurde, steht "Northern star" als Kontrapunkt mit Funkeinlagen und erfrischend lebendigem Stimmwandel, und "If you know love" ist stark dem Old-School-Jazz (wagen wir dann doch den Vergleich zu Billie Holiday) verpflichtet.

Weiterhören: Malia und Rachelle Ferrell

Molly Johnson im Netz: www.mollyjohnson.com

AVIVA-Tipp: Molly Johnson: Mutter, Künstlerin, Songwriterin und Philanthropin. Aber vor allem Jazzsängerin, und dies in einer total relaxten Art, dass es das reinste Hörvergnügen ist!

Molly Johnson
If you know love

Label: Emarcy / Universal, VÖ: Juni 2007
EAN: 0602517090996


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Beitrag vom 13.06.2007

Silvy Pommerenke