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Beitrag vom 26.05.2003
Gerhard-Klein-Publikumspreis
Anja Kesting
Bereits zum zweiten Mal in der neunjährigen Geschichte des Berlin Jewish Film Festival findet eine Preisverleihung statt. Gewidmet ist sie dem 1999 im Alter von 79 Jahren verstorbenen Gerhard Klein
In Berlin war Klein eine "Kinolegende". Das Filmkunstkino "Capitol" in der Dahlemer Thielallee 36 ist seine Schöpfung und wurde nach seiner Gründung 1956 sehr schnell zu einem beliebten Treffpunkt und zu einer Institution.
Generationen von StudentInnen und ProfessorInnen der benachbarten Freien Universität zählten zu seinem Stammpublikum, und neben Filmen gab es dort auch Literaturabende. Schauspieler wie Curt Bois, Ernst Deutsch, Maria Becker, Stefan Wigger, Martin Held, Helmut Qualtinger und Peter Mosbacher lasen dort, und auch Künstler aus der DDR wie Gisela May kamen, soweit es ihnen ermöglicht wurde, gerne hierher.
Als Kinderdarsteller hatte Klein, aus einer gutbürgerlichen Berliner Familie stammend, selbst vor der Kamera und auf der Bühne gestanden. Er war der Professor in der Bühnenfassung von Erich Kästners "Emil und die Detektive" am Theater am Schiffbauerdamm und spielte unter Max Ophüls in dem Film "Dann schon lieber Lebertran". 1933 traf ihn das Berufsverbot der Nazis.
1934 kam er zum Jüdischen Kulturbund, schloss Bekanntschaft mit Fritz Wisten und spielte Theater. Zusammen mit seinem Bruder gelang ihm 1939 die Flucht mit einem illegalen Transport über Warschau und Neapel nach Palästina. Dort arbeitete er in einem Kibbuz und gründete zusammen mit Freunden das noch heute bestehende avantgardistische "Teatron Kameri" in Tel Aviv.
Die Eltern, die im Oktober 1938 nach Polen deportiert worden waren, hat er nie wiedergesehen. 1952 kehrte er nach Deutschland zurück. Für seine anspruchsvolle Programmgestaltung im Kino "Capitol", das er bis 1986 betrieb, erhielt er mehrere Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz.