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Beitrag vom 02.03.2004
Ein Lied geht um die Welt
Anne Winkel
Der Weg des kleinen Ricardo zur großen Bühne - ein Spielfilm von 1933, beruhend auf der Lebensgeschichte des jüdischen Startenors Joseph Schmidt
Der nur 1,54 m große Ricardo (Joseph Schmidt) träumt von einer Karriere als Sänger. Aufgrund seiner Größe wird er aber bereits vor Demonstration seines Talentes abgelehnt. Nach wiederholter Zurückweisung eines Türstehers der venezianischen Rundfunkanstalt, beginnt Ricardo kurzerhand im Foyer zu singen. Der Direktor ist begeistert und nimmt den kleinen Sänger unter Vertrag.
Schnell ist Ricardos kraftvolle Stimme in der Öffentlichkeit bekannt, jedoch kennt keiner sein Aussehen. Als Ricardo auf die junge Schallplattenverkäuferin Nina (Charlotte Ander) trifft und sich in sie verliebt, hält diese zunächst Ricardos attraktiven Freund Rigo (Viktor de Kowa) für den Sänger. Wird sich Nina auch in den wahren (einen Kopf kleineren) Startenor verlieben können?
Ricardos Geschichte ist inspiriert von der Biographie des 1904 geborenen Joseph Schmidt. Auch für Schmidt blieb der Traum von einer Karriere als (Bühnen)Star lange unerfüllt. Als Kind sang er in Synagogen. Nach einem ersten öffentlichen Auftritt in seiner Heimatstadt Czernowitz, führt er seine ("weltliche") Musikausbildung an der "Akademischen Hochschule für Musik" in Berlin fort und erhält 1928 ein Engagement beim Rundfunk.
Der Film "Ein Lied geht um die Welt" wurde am 09. Mai 1933, einen Tag vor der Bücherverbrennung im Berliner Zoo-Palast uraufgeführt. Noch in der gleichen Nacht muss der jüdische Hauptdarsteller nach Wien fliehen. 1938 muss er bei Anschluss Österreichs an Nazideutschland erneut untertauchen. Nach Irrfahrten in die Beneluxstaaten und Frankreich, sowie einem gescheiterten Emigrationsversuch in die USA stirbt Schmidt am 16. November 1942 in der Schweiz. Wegen bürokratischer Blockaden hatte man ihm keine ärztliche Hilfe geleistet.
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Ankündigung von "Ein Lied geht um die Welt" auf der Titelseite des Wiener Film-Kurier. © Wolf-Rüdiger G. Hegerding |
AVIVA-Tipp: "Ein Lied geht um die Welt" leistet nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur. Er ist darüber hinaus zeitlos aktuell, da er Fragen nach dem schönen Schein der Medienwelt aufwirft.
Im Rahmen des Veranstaltungsprogramms zum 100. Geburtstag Joseph Schmidts zeigt das Filmmuseum Potsdam den Tonfilm von 1933, sowie ein Remake von 1958.
"Ein Lied geht um die Welt" (1933)
Regie: Richard Oswald
Buch: Ernst Neubach, Heinz Goldberg
Musik: Ernst Neubach, Hans Mayr
DarstellerInnen: Joseph Schmidt, Viktor de Kowa, Charlotte Ander, Fritz Kampers, Carl Auen
Länge: 96 Minuten, Erstaufführung: 09. Mai 1933
Filmvorführungen (OmE):
11. Juni 2004, 18:00 Uhr im Filmmuseum Potsdam
Beiden Vorführungen geht eine Einführung von Dr. Anna Bohn (UdK Berlin) voraus.
Veranstalter: Freunde der Deutschen Kinemathek e. V., Deutsches Kulturforum östliches Europa, Förderverein der Musikschule Joseph Schmidt.
Das Remake von 1958 ist ausschließlich am 09. Juni 2004, 18:00 Uhr im Filmmuseum Potsdam zu sehen.
Mit einer Einführung von Dr. Klaus Harer (Deutsches Kulturforum östliches Europa, Potsdam)