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Beitrag vom 05.01.2004
Die Geschichte vom weinenden Kamel
Sabine Grunwald
Mongolische Mythen über die Suche nach Liebe und Geborgenheit und der harte Überlebenskampf in der Wüste. Ein fein beobachteter und großartig inszenierter Film von Byambasuren Davaa und Luigi Falorni
Das Leben in der Mongolei ist hart. Die NomadInnen sind eng mit der Natur verbunden und bringen ihr den gebührenden Respekt entgegen. Denn der Reichtum der Hirten liegt allein in ihren Kamel- und Ziegenherden. So ist auch die alljährliche Geburt der Kameljungen und Zicklein ein großes Ereignis.
Das letzte erwartete Kamel-Junge lässt auf sich warten. Die Mutter quält sich 2 Tage lang mit der Geburt. Endlich ist es soweit - ein wunderschönes weißes Kamelfohlen erblickt das Licht der Welt. Doch die Mutter -geschwächt von der Geburt- lehnt ihr Kleines ab. Alle Mühe scheint vergebens, auch die Unterstützung der Nomaden, die Kamelmutter zum Säugen zu bringen, scheitert. Das Jungtier scheint dem Tode geweiht zu sein.
Da erinnern sich die Menschen an einen alten Brauch: Es geht die Sage, dass mit Hilfe der Musik die Kamelmutter zum Weinen gebracht und dadurch ihr Herz erweicht werden kann.
Die beiden Söhne der Familie machen sich mit ihren Reitkamelen auf eine lange Reise in die weit entfernte Stadt, um den Musiklehrer mit seiner Geige zu holen. Und das Wunder geschieht. Mit Hilfe der magischen Klänge des Instrumentes und begleitet von überirdisch schönem Gesang bricht die Mutter in Tränen aus. Ihr Junges darf säugen und ist gerettet.
Der fein beobachtete und großartig inszenierte Film entführt uns in eine Welt fremder Mythen und universeller Weisheiten. Das Wunder des Lebens, die Abhängigkeit des Menschen von den Naturgewalten, das substantielle Bedürfnis nach Gemeinschaft und Geborgenheit, werden in eindrucksvollen Bildern gezeigt.
Die große Stadt mit ihrer Faszination von Technik und Konsum ist für die Nomadenkinder eine Versuchung und führt zu einem Generationenkonflikt zwischen Opa und Enkel. Der Jüngste wünscht sich sehnlichst einen Fernsehapparat, der von dem Großvater als "Teufelswerk" abgelehnt wird
Die FilmemacherInnen, die Mongolin Byambasuren Davaa und der Italiener Luigi Falorni, haben mit ihrem Abschlussfilm an der Hochschule für Film und Fernsehen, HFF München, einen Film gedreht, der auf dem Münchner Filmfestival 2003 wahre Begeisterungsstürme auslöste und von da rund um die Welt ging. Ein wahres Filmmärchen!
Aviva-Tipp: Ein Kino-Ereignis mit wunderschönen Bildern und einer spannend erzählten Geschichte, die Eltern und Kinder gleichermaßen begeistern wird.
Die Geschichte vom weinenden Kamel
Regie und Drehbuch: Byambasuren Davaa und Luigi Falorni
Länge: 90 Min.
Kinostart: 08. Januar 2004
Deutschland 2003
(FSK): Keine Altersbeschränkung
www.kamelfilm.de