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Beitrag vom 05.09.2007
La Vie En Rose
Tatjana Zilg
"Eine Stimme wie die Seele von Paris." Edith Piaf ist weltberühmt, jedeR wird irgendwann zumindest ein Lied von ihr gehört haben. Aber wer war sie, wie lebte sie? Olivier Dahn verfilmte ihr Leben.
SängerInnen, die schauspielern, gab es bei der 57. Berlinale einige. Und ebenso gab es einige Filme über SängerInnen zu sehen, Dokumentarfilme im Panorama wie "Tamara", "Scott Walker - 30 Century Man” und "Berlin Song". Da war es eine gelungene Wahl, das Filmfest mit einem farbenprächtigen, opulent inszenierten Film über die Chanson-Ikone aus Frankreich zu eröffnen.
Das Leben der Edith Piaf von ihrer Kindheit an bis zu den Zusammenbrüchen auf der Bühne und ihren Tod in einem Strandhaus in Südfrankreich, wo sie ein letztes Geheimnis offenbart, auf die Leinwand zu bringen, ist ein gewagtes Vorhaben. Hohe Anforderungen stellte dies nicht nur an den Regisseur Olivier Dahn, sondern auch an seine Hauptdarstellerin Marion Cotillard, die Edith Piaf von Anfang 20 bis zu ihrem Tod mit 48 Jahren verkörpert, und an die Masken – und KostümbildnerInnen.
"Die Make-up Proben waren die reine Hölle, viele der Make-up Spezialisten verzweifelten. Und das Resultat entsprach nie unseren Erwartungen! Ich wusste, so gut ich auch spielte, wenn das Make-up nicht stimmt, bin ich fürs Publikum nicht glaubwürdig. Didier Lavergne hat Großartiges geleistet, obwohl er viel weniger Zeit hatte, als eine solche Mammut-Aufgabe erfordert. Es dauerte einfach eine Weile, bis das Make-up stimmte, und wir mussten einige Szenen nachdrehen. Die junge Piaf zu spielen, war weniger problematisch, weil ich kein starkes Make-up brauchte", erzählt die französische Schauspielerin.
Regisseur Olivier Dahn wählte eine collagenhafte Erzählform, die mit Vor- und Rückblenden spielt, und so geschickt bekannte Episoden aus dem Leben Edith Piafs mit den biographischen Elementen verbindet.
Die Traumkarriere war Edith Piaf alles andere als in die Wiege gelegt. Die ersten Szenen aus ihrer Kindheit zeigen sie in Belleville, einem ärmlichen Pariser Stadtteil, wo sie ihre Mutter Anetta (Clotilde Courau) bei ihren Versuchen, als Straßenmusikerin etwas Geld zu verdienen, begleitet. Das kränkliche Kind wird stark vernachlässigt. Der Vater (Jean-Paul Rouve), der getrennt von der Mutter lebt, gibt es deshalb zur Pflege zur Großmutter, die ein Bordell in der Normandie betreibt. Die Prostituierten sorgen liebevoll für sie, aber sie bekommt dort auch früh die Abgründe der menschlichen Begierden mit, als ein Freier das Mädchen Titine (Emmanuelle Seigner) quält.
Eines Tages taucht Ediths Vater plötzlich wieder auf und nimmt sie mit auf seine Tour als Zirkuskünstler. Später trennt er sich von der reisenden Truppe und arbeitet selbst als Straßenkünstler in Paris. Als Teenager verdient Edith als Straßensängerin das Geld, da der Vater seine Trinkgelüste immer weniger im Griff halten kann.
Die ausdrucksstarke Stimme der Heranwachsenden zieht die Menschen in ihren Bann. Viele bleiben gerne stehen, um ihren frechen, selbstbewussten Chansons zu lauschen. Die Abende verbringt sie gemeinsam mit ihrer Freundin Momone (Sylvie Testud) in den lebhaften Pariser Bars und Cafes.
Die Entdeckung ihres außergewöhnlichen Talentes lässt nicht lange auf sich warten:
Sie wird die neue Sensation im bekannten Revuetheaters "Gerny’s", nachdem der Besitzer Louis Leplée (Gérard Depardieu) sie an einer Straßenecke singen gehört und sofort in den Club eingeladen hat. Er erfindet für sie den Künstlernamen "La Môme Piaf" – "Der kleine Spatz", von dem die temperamentvolle junge Frau zunächst wenig begeistert ist.
Doch die neue, sichere Existenz ist bald gefährdet: Leplée wird ermordet, Edith gerät kurzfristig unter Tatverdacht.
Der Chanson-Texter Raymond Asso (Marc Barbé) nimmt sie nun unter seine Fittiche. Aus einem gehobenen Milieu kommend, will er der unbändigen, aber sehr begabten Sängerin Etikette und professionelle Gesangskunst näher bringen. Von ihm lernt sie, ihre Hände auf der Bühne einzusetzen, ihre Texte zu artikulieren, ihre Lieder zu leben. Vor ihrem ersten Engagement auf der riesigen Bühne eines berühmten Pariser Varieté-Theaters verschanzt sich Edith, vor Angst gelähmt, in ihrer Garderobe. Als sie schließlich auftritt, wird der Abend ein großer Erfolg.
Die Karriere zum Weltruhm beginnt und führt Edith wie so viele zuvor nach Amerika, wo sie auch ihrer großen Liebe, dem Boxer Marcel Cerdan (Jean-Pierre Martins), begegnet. Das Glück hat eine Kehrseite: Nie wird sie ihn ganz haben können, denn er ist verheiratet und will sich wegen seiner drei Kinder nicht scheiden lassen.
Die Affäre endet tragisch. Das Glück schenkt Edith vor allem Erfolg als Sängerin, aber sie liebt es zu feiern. Selbstbewusst, manchmal exzentrisch, ab und an tyrannisch, dabei immer sehr liebenswert versammelt sie viele BewunderInnen und FreundInnen um sich.
Drogen und Krankheiten hinterlassen jedoch ihre Spuren, schließlich bricht sie auf der Bühne zusammen. Entgegen jedem ärztlichen Rat tritt sie bis vor kurz vor ihrem Tod in den großen Konzert-Sälen auf und begeistert ein immens wachsendes Publikum.
AVIVA-Tipp: Ein cineastischer Genuss für alle Sinne. In "La Vie En Rose" kommen an die 30 der beliebtesten Lieder in unvergessenen Einspielungen zur Aufführung:
Original-Aufnahmen von Edith Piaf (darunter "Heaven have a Mercy", "Milord", "L’accordéoniste", "La vie en rose", "Mon Dieu", "L’hymne à l’amour", "Non, je ne regrette rien"), Aufnahmen von Maurice Chevalier ("Dans la vie", "Faut pas s’en faire"), Esther Lekain ("La petite tonkinoise"), Damia ("L’etranger") und Chansons von Edith Piaf, gesungen von Profi-Sängerinnen ("Les momes de la cloche", "Mon légionnaire").
La Vie En Rose
Originaltitel: La Môme
140 Minuten, Frankreich 2007
Regie und Drehbuch: Olivier Dahan
Produzent: Alain Goldman
DarstellerInnen: Marion Cotillard, Sylvie Testud, Pascal Greggory, Emmanuelle Seigner, Jean-Paul Rouve, Jean-Pierre Martins und Gérard Depardieu
dvd-start: 06.09.2007
Verleih: Constantin Film
DVD-Infos:
Bildformat: 2.35:1 in 16:9, Tonformat: Deutsch Dolby Digital 5.1, Deutsch DTS 5.1, Französisch
Dolby Digital 5.1, Deutsche Untertitel für Hörgeschädigte, FSK: ab 12 Jahren, Länge: ca. 140 Min.,
Kauf-EAN: 4011976 844389
OVP: 20,49 Euro.
DVD-Extras:
Making of (ca. 24 Min.), Darsteller-Infos, Trailershow.
Der Film im Web: www.piaf.film.de/