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Beitrag vom 25.10.2006
Nicht alle waren Mörder. Am 01.11.2006 um 20:15 Uhr auf ARD
B. Lanz, K. Höftmann
Anna Degen flüchtet mit ihrem Sohn Michael vor der Deportation durch die SS in den Berliner Untergrund. Nur durch Menschen die beherzt handeln, sie verstecken und versorgen, können sie überleben.
Wer den Titel als Entlastungsargument für die Schwere der Schuld interpretiert, missversteht ihn. Im Mittelpunkt des Filmes steht nicht der Gedanke "Es gab ja auch anständige Deutsche". Das ist wahrscheinlich die größte Stärke der Verfilmung von Jo Baier: "Nicht alle waren Mörder" differenziert ohne zu relativieren, ermutigt, ohne zu beschönigen oder zu verharmlosen.
Berlin im März 1943: Als die jüdischen Nachbarn von Anna Degen (Nadja Uhl) und ihrem Sohn Michael (Aaron Altaras) von der SS zur Deportation abgeholt werden, entschließt sich die Jüdin, mit ihrem elfjährigen Sohn in Berlin unterzutauchen.
Zwei schwierige Jahre beginnen, in denen die kleine Familie immer auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen ist und die Furcht vor Verrat und Entdeckung ihr ständiger Begleiter wird.
Die Menschen, die Anna und Michael Degen helfen, tun dies aus verschiedenen Motiven. So landen sie zum Beispiel bei der wohlhabenden russischen Emigrantin Ludmilla Dimitrieff (Hannelore Elsner), die Mutter und Kind gegen Bezahlung versteckt und auch eine pädophile Neigung hat.
So sind die "Guten" im Film auch äußerst ambivalente, zum Teil fragwürdige Figuren. Sie sind eben keine selbstlosen Lichtgestalten, das macht den Film so glaubwürdig.
Nach "Stauffenberg" und "Speer und Er" ist "Nicht alle waren Mörder" ein weiterer Film im Ersten, der aus ungewohnter Perspektive auf die Zeit des Nationalsozialismus’ schaut.
Sind wir Menschen fähig aus der Geschichte zu lernen? Wie unverfälscht wird "Geschichte" wirklich erhalten und weitergetragen? Michael Degen kämpft in seiner Autobiographie um eine unverfälschte Geschichte. Seine Kindheits- und Jugenderinnerungen sind dramatisch und erschreckend. Vor allem sind es aber Geschichten über Mut, Menschlichkeit und die Bereitschaft sich selbst in Gefahr zu bringen, um anderen zu helfen.
Da Michael Degen Jo Baiers Arbeiten kannte und diese immer als besonders empfand, war für ihn klar, dass er Baier sein vollstes Vertrauen bei der filmischen Realisierung seiner Autobiographie entgegenbringen kann. Dieses Vertrauen von Anfang an, schuf ein schönes Arbeitsklima mit Respekt, Fingerspitzengefühl und Aufrichtigkeit.
Lesen Sie auch unser Interview mit Hannelore Elsner.
Nicht alle waren Mörder
Regie: Jo Baier
Buch: Michael Degen
DarstellerInnen: Aaron Altaras, Hannelore Elsner, Dagmar Manzel, Richy Müller, Maria Simon, Nadja Uhl
TV-Deutschland 2006, 90 min
Sendetermin: 01.11.2006, 20:15 Uhr, ARD
Nicht alle waren Mörder - Das SWR.de-Special zum Film
Informationen zum Film, zu den Erinnerungen von Michael Degen an seine Kindheit in Berlin und zum historischen Hintergrund.