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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 06.04.2006


Good Night, and Good Luck. Ihre Waffe war die Wahrheit
Constanze Geißler

George Clooney setzt dem couragierten Journalismus in seinem schwarz-weiß Streifen ein Denkmal. Überzeugender kann das Schauspielerensemble um Reporterlegende Edward R. Murrow dabei nicht sein.




Spätestens seit dem Kinofilm "Syriana" ist George Clooney auch als Schauspieler mit politischem Engagement bekannt. In Interviews und auf der diesjährigen Berlinale sprach er kritisch über die Außenpolitik seines Heimatlandes. Mit welch trockenem, aber vor allem intelligentem Humor der Hollywoodstar politische Aussagekraft zu verbinden vermag, bezeugt seine zweite Regiearbeit "Good Night, and Good Luck".
Clooney geht hier zurück in die frühen 50iger Jahre Amerikas. Senator McCarthy schürte mit seiner aggressiven Propaganda gegen vermeintliche Kommunisten Angst, Misstrauen und Paranoia in der Bevölkerung. Als Vorsitzender des "Senatsausschusses zur Untersuchung amerikanischer Untriebe" führte er Prozesse gegen unzählige amerikanische StaatsbürgerInnen und ließ allein aufgrund von Spekulationen Verdächtige verurteilen.

Ein lakonisch-vielsagender Seitenblick in die Kamera, pointierte Dialoge und die mit cleverem Witz gewonnene Selbstbehauptung von Journalisten der brisanten 1953iger und 54iger Jahre - Regisseur und Drehbuchautor George Clooney stellt ein Fernsehteam des Senders CBS und die Reporterlegende Edward R. Murrow (David Strathairn) in den Mittelpunkt seines Filmes.
In dem populären Nachrichtenmagazin "See it Now" entlarvt Murrow mit Hilfe des Produzenten Fred Friendly (George Clooney) und einer Reihe couragierter MitarbeiterInnen die manipulativen Praktiken Senator McCarthys im Fernsehen.
Nahezu seelenverwandt spielt David Strathairn die Rolle Murrows. Dessen scharsinnige Nachrichtenkommentare, allesamt im Originalwortlaut recherchiert, setzt der Schauspieler mit präzisester Mimik und Überzeugung um. Konzentriert kettenrauchend tippt Murrow in die Schreibmaschine, was er wenig später, gleichfalls rauchend, im Nachrichtenmagazin gegen McCarthy in die laufenden Kameras spricht.

Bei CBS, das liegt auf der Hand, haben sich Männer mit Berufsethos zur Aufklärung der Bevölkerung verpflichtet und riskieren dafür ihren Job. Deren schnelle, emotionsgeladenen, aber sachlichen Diskussionen ziehen ZuschauerInnen ganz in die explosiv geladene Atmosphäre des CBS-Newsrooms.
Die schwarz-weiß-Bilder, durch starke Lichtführung eindrucksvoll filmisch in Szene gesetzt, geben "Good Night, and Good Luck" ungeheure Dynamik. Es ist, als dokumentiere die Kamera die Arbeit eines Reporterteams in Echtzeit.

Clooney beweist in dem Film sein Können als Regisseur der Präzision.
Immer ist zu spüren, was er über den historischen Edward R. Murrow denkt: "Dieses Ereignis und diese Zeit sind schon lange meine große Leidenschaft, weil es um eine der wenigen konkreten Vorgänge geht, an denen man zeigen kann, dass Fernseh-Journalismus tatsächlich die Welt und die Wahrnehmung der Menschen verändert hat."
Als ZuschauerInnen bekommen wir dennoch unmittelbar zu spüren, dass Leute wie Edward R. Murrow eine Ausnahme bleiben, weil der Unterhaltungs(mehr)wert letztlich die Massenmedien dirigiert.

Wenn zu Beginn und am Ende des Kinofilmes der schon gefeuerte Edward R. Murrow auf dem Podium eine Ansprache hält, dann sind das die Ausrufezeichen des Filmes – die zu Denken geben über politische Propaganda und die Möglichkeiten journalistischer Berichterstattung.

Patricia Clarkson alias Shirley Wershba, ist die einzige Darstellerin des Ensemble-Stückes, das inmitten der männlichen Journalistendomäne der 50iger Jahre spielt. Die Gattin des Journalisten Joe Wershba und Sekretärin bei CBS ist in nur wenigen Situationen präsent, bestimmt jedoch durch ihre kluge und besonnene Ausstrahlung den Film mit. Die Ehe hält Shirley W. gemeinsam mit ihrem Mann geheim, weil eheliche Beziehungen bei dem Fernsehsender verboten sind. Bis auf Edward R. Murrow wissen dennoch alle über das Geheimnis des Paares Bescheid.

Auf dem Filmfest von Venedig erhielt der Film 2005 die Preise für das Beste Drehbuch und den Besten Hauptdarsteller (David Straithairn). Für 6 Oscars nominiert, ging der Film bei der Verleihung allerdings leer aus.

AVIVA-Tipp:
Von Anfang bis Ende glänzt "Good Night, and Good Luck" durch die Initiative der Filmemacher. Sie haben mit dem Film nicht nur eine Parabel auf den couragierten Journalismus, sondern auch eine unvergessliche 50iger-Jahre Ästhetik geschaffen.


Good Night, And Good Luck
USA 2005
Produktion: Grant Heslov
Regie: George Clooney
Format: 35mm / 1:1,85
DarstellerInnen: David Strathairn. Robert Downey Jr., Patricia Clarkson, Ray Wise, Frank Langella, Jeff Daniels, George Clooney
Lauflänge: 93 Minuten
FSK: ohne Altersbeschränkung
Kinostart: 06.04.2006
www.goodnightandgoodluck.kinowelt.de



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Beitrag vom 06.04.2006

AVIVA-Redaktion