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Beitrag vom 10.05.2003
Ost- und Westfrauen in einer Ausstellung
Hilde Meier
"Frauen, die Geschichte mach(t)en. Politeia. Die deutsche Geschichte nach 1945 aus Frauensicht" ist in Berlin bis zum 6. Juni 2003 im Deutschen Dom zu sehen
Selten harmonieren die Location und der Inhalt einer Ausstellung so sehr wie bei Politea, Frauen die Geschichte mach(t)en und dem Deutschen Dom zu Berlin am Gendarmenmarkt. Er fungiert als stimmige Kulisse für die Präsentation der Leistungen von Frauen in der deutschen Geschichte nach 1945.
Die ganz neue Politeia "Fahnenausstellung" ist Teil des großen Politeia-Projekts der Uni Bonn. Als Wanderausstellung kam sie jetzt nach Berlin.
Ihre nächste Station wird Halle sein.
"Politeia", griechisch, hieß in der Antike "Ausschluß von Frauen aus politischen Zusammenhängen". Die Leading Ladies von Politeia, Prof. Dr. Annette Kuhn, Vorsitzende des Vereins Haus der FrauenGeschichte und Politeia-Projektleiterin Marianne Hochgeschurz benutzen diesen Begriff provokativ in Erweiterung für ein anderes Politikverständnis - eines aus der Sicht von Frauen.
Leider ist die Bezeichnung "Fahnenausstellung" ungünstig gewählt, da "Fahne" mit Länder-Hoheitsabzeichen wie der deutschen Fahne assoziiert wird.
Gemeint sind jedoch circa zwei Mal drei Meter große weiße "Druckfahnen". Sie wurden, mit Foto und Text bestückt, an die Wand "gehängt".
58 Frauen aus Ost und West werden auf den großformatigen Fahnen porträtiert. Sie alle prägten die deutsche Geschichte nachhaltig in Politik, Gesellschaft, Kultur, Arbeitswelt und Wissenschaft und - sie tun es bis heute.
Bundestagsfrauen und Historikerinnen der Universität Bonn vom Lehrstuhl für FrauenGeschichte erarbeiteten das frauenhistorische Werk.
Die Form der Präsentation ist jedoch unspektakulär einfach, um nicht zu sagen, einfallslos. Doch wie so oft sollte nicht die äußere Schönheit, sondern die inneren Werte im Vordergrund stehen: Moderne Ansichten, unerschrockenes Handeln oder resolutes Eintreten für die Rechte von Frauen.
Ansprechend aber auf den Fahnen sind die Frauenporträts und ein vorangestellter Leitsatz jeder einzelnen Frau.
In fünf Zeit-Räumen sind eigenständige und engagierte Frauen anzutreffen:
Die Schriftstellerin Maxie Wander und die Jüdin Ruth Elias, Versuchskaninchen von Dr. Mengele in Auschwitz. Die Schauspielerin und Sängerin Hildegard Knef und die Sintezza Theresia Seible. Die brandenburgische Ministerin Regine Hildebrandt und die Ex-Polizeipräsidentin Uta Leichsenring, die Bischöfin Maria Jespen und die erste Bundesministerin, Elisabeth Schwarzhaupt.
Ebenfalls in der Ausstellung vertreten sind ihre vier Schirmfrauen: Bundesministerin a.D. Dr. Christine Bergmann, Ministerpräsidentin Heide Simonis, Bundestagspräsidentin a.D. Prof. Dr. Rita Süßmuth und die Schriftstellerin Christa Wolf.
Alle dokumentierten Frauen stehen exemplarisch für mutiges Wirken von Frauen in Staat und Gesellschaft.
"Männer und Frauen sind laut Artikel 3 des Grundgesetzes gleichberechtigt," sagt Bundespräsident Wolfgang Thierse in seiner Eröffnungsrede. "Dass die Realität dem nicht immer entspricht, muß ich h i e r niemandem sagen."
"Die faktische Gleichstellung ist der Gradmesser für den Zustand unserer Demokratie" schließt er seine Rede und wünscht - mit einem Schmunzeln - der "Ausstellung viele Besucherinnen, aber auch viele Besucher".
Und für die Frauen dieser Welt läßt Marianne Hochgeschurz Anna Seghers sprechen:
"Ich habe große Sehnsucht nach einer besonderen Art von Welt, in der man arbeiten und atmen kann und sich manchmal wie verrückt freuen kann".
Weitere Informationen unter:
www.politeia.uni-bonn.de/home.html
Frauen, die Geschichte mach(t)en. Politeia.
Die deutsche Geschichte nach 1945 aus Frauensicht
Bis zum 6. Juni 2003
Deutscher Dom
Gendarmenmarkt 1
10117 Berlin
Öffnungszeiten: Dienstag 10-22 Uhr
Mittwoch bis Sonntag und an den Feiertagen: 10-18 Uhr
Telefon: 030-22 73 04 31